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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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hinunter. Man sah ihm deutlich an, dass er lieber zugeschlagen hätte.
    „Ja, sikka , was?“, seufzte Juniper und warf das
Buch auf seine nackte Pritsche. „Ich hatt’ mich schon auf den freien Abend
gefreut. Wollte ins Badehaus und so –“
    Onnweniuk Tent, wo sie heute lagerten, war einer der
großen Tents, mit einem Laden, einer Poststation mit eigenen Tauben und
Pferden, einer Kneipe und eben dem Badehaus, das auch noch ein paar
Zusatzdienste anbot. James hatte da auch hingewollt – allmählich wurde es sehr
ungemütlich, sich draußen irgendwo zu waschen. Und vielleicht hätte er auch die
anderen Dienste in Anspruch genommen. Stattdessen musste er nun wohl wieder den
Duboskin spielen.
    „James, he, wieso willst du uns eigentlich
verlassen?“, rief Juniper. „Gefällt’s dir bei uns nicht mehr, oder was? Ich
find das blöd. Seit du all das Grünzeug aufhängst, riecht’s hier richtig gut!“
    „Vielleicht macht Jakobe ja –“ Er unterbrach sich.
Eben Jakobe ging da draußen vorbei, wandte sich gerade mit entschlossenen
Schritten Richtung Tent. Die Einkäufe hatten sie vorhin schon erledigt. Also –
    „Ich muss noch mal kurz weg. Bin zur Probe wieder
da!“, sagte er und sprang über die Stufen hinaus. Fünfhundert Schritte weiter
öffnete er die aus Latten zusammengenagelte Tür der Poststation. Dieser Geruch
nach Taubenmist! Kaum zum Aushalten. Aber Jakobe war drinnen. Er hatte es ja
gewusst!
    „Na, auch noch unterwegs?“, grüßte er. „Wem schickst
du denn Nachrichten?“
    Sie fuhr herum, fühlte sich eindeutig ertappt.
Funkelte ihn böse an. „Was geht das dich an?“
    „Sollte es mich was angehen? Das würd mich wirklich
mal interessieren. Ich dachte mir jedenfalls, dass ich dich hier finde. Musst
du irgendwem die neueste Meldung darüber schicken, wo ich demnächst hingehe?“
    „Was bildest du dir denn ein, Hakemi? Der Bretvaldan
ist tot! Für wen solltest du schon interessant sein!“
    „Das ist genau das, was ich wissen will.“
    Er hätte was drum gegeben, wenn er ihr den ringförmig
gefalteten Zettel aus der Hand hätte reißen können. Aber so weit konnte er dann
wohl doch nicht gehen. Wie die ihn ansah! Glosende Augen, als hätte sie
Fieber. Aber das war nicht Fieber, das war Wut.
    „Dann hör gut zu, auch wenn es dich nichts angeht!
Diese Nachricht geht an meinen Onkel. Und jetzt verschwinde, du verpasst deine
Probe!“
    „Und dein Onkel, der ist bei der Pelektá, ja?“,
erwiderte er kalt. „Dann schreib ihm noch was dazu, nämlich, dass ich mit einem
von denen reden will! Ich warte schon die ganze Zeit drauf! Sie können gleich
mit mir reden! Sie müssen nicht dich über mich ausfragen!“
    „Du bist ja total verrückt! Die Pelektá? Glaubst du,
ich lass mich mit denen ein?! Das überlass ich solchen kupadannai wie
dir!“
    „Ich hab noch nie einen von euch einen Brief schreiben
sehen, Jakobe!“
    Da war dann urplötzlich Schluss mit lustig. Sie
zischte wie ein überkochender Topf, kriegte nicht einmal mit, dass der Postmeister
gerade mit der Taube ankam. „Was geht es dich an, was ich tu und was nicht? Geh
mir endlich aus den Augen, du – du –! Pah, interessiert’s mich denn etwa, wo du
hinwillst?! Hauptsache, du bist endlich weg! Ich werd ein Dankopfer bringen,
wenn du endlich verschwunden bist! Und jetzt geh !“
    Ups. Das waren mal deutliche Worte, und sie kamen von
Herzen. Sie war knallrot angelaufen, ihre Hand umklammerte das Amulett, das um
ihren Hals hing. Er hatte ja gewusst, dass er ihr ein Dorn im Auge war, aber
gleich so –
    „Onska, wenn du mir jetzt deinen Brief geben würdest –
ich hab noch viel zu tun“, meldete sich der Postmeister trocken. „Ligissila,
das ist noch richtig?“
    „Ist es“, zischte sie und reichte ihm den Zettel, der
dann mit fachmännischen Handgriffen in den breiten, flachen Ring um das
Taubenbeinchen geschoben wurde.
    „Da hätt ich’s deinem Onkel doch gleich mitbringen
können“, sagte James.
    „Halt du dich lieber an deine Freunde mit der Garotte!
Vielleicht machen sie ja Gebrauch davon!“
    Er lachte und verließ den Taubenladen angeregt wie
nach einer kalten Dusche. Dann mach ich doch gleich weiter mit den
herzzerreißenden Abschieden!, dachte er.
    Die Probe hatte schon begonnen, der Chef schenkte ihm
einen sauren Blick. Sie hatten sogar Zuschauer, lauter Leute, die noch keine
Lust hatten, in die Kneipe oder ins Badehaus zu verschwinden. Im Moment übten
Lowell und John ihren langen Dialog, und die anderen

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