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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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diesmal nicht mehr eingreifen
würde. Neben ihm stand Brogue mit der Udd und bekam nichts mit. Juniper stopfte
sich noch schnell ein Aschenbrot in den Mund. Lowell hatte was von einem
grämlichen Affen, den man in ein Prachtgewand gesteckt hatte. Seine Lippen
bewegten sich, als repetiere er noch einmal seinen Text. Haminta im blauen
Gewand und mit der kleinen Krone aus blauen Stoffblüten auf dem schwarzen Haar
sah wunderschön aus, und sie lächelte ihm ermutigend zu, während im Hintergrund
Carmino und John noch an dem Karren herumwerkelten, auf dem sie nachher stehen
musste.
    Ich werd sie alle vermissen!, überkam es ihn jäh.
Sogar das hier werd ich vermissen!
    Draußen wurde es still, weil der Chef herausgekommen
war. Und dann fingen sie an.
    Feuchtkalter Nebel zog in Schwaden vom See heran und
verpasste dem Warric genau den richtigen Hintergrund. Diesmal war es die
pathetische Stimmung des Publikums, die auf die Schauspieler übergriff. Und sie
gaben ihm, was es erwartete: Dramatik und große Geste. Es war ein ganz anderer
Ton, als ihn dasselbe Stück in Aube gehabt hatte, aber es war mindestens ein
ebensolcher Erfolg.
    James verhedderte sich zwar in seiner großen Rede,
improvisierte sich aber zu seiner eigenen Überraschung so gut heraus, dass es
kaum auffiel. Samrakin als tollkühner Krieger mit flirrender Verführungskunst
gab genau das Feindbild ab, das man hier heute brauchte. Athalais, Warrics
verräterische Ehefrau, wurde tobend ausgebuht.
    Und dann war’s vorbei, zumindest für James. Er lag
erschlagen auf den Holzplanken, durch deren Ritzen der Geruch von Sumpf und
Schlamm heraufstieg, und atmete tief ein. Den letzten Auftritt mit dem Stern
von Montagu hatte er hinter sich. Er konnte sich entspannen.
    Das Publikum pöbelte immer noch gegen Athalais, die
schon gefesselt auf ihrem Karren stand und zusah, wie ihr Geliebter von Holta
niedergeschlagen wurde. Holta wurde so laut angefeuert, dass Samrakin die
letzte Ode auf seine Heimat fast brüllen musste, damit sie nicht unterging.
Schließlich fiel auch er. James nahm die dumpfe Erschütterung seines Aufpralls
durch die Holzplanken wahr. Das Publikum jubelte und trampelte, und Firns
unnachahmlicher Todesschrei gellte in die Nacht –
    Jetzt musste nur noch Brogue –
    „Horgest! Nein !“, kreischte Athalais auf ihrem
Karren.
    Der Pumaweibchen-Schrei riss ab. James drehte
vorsichtig den Kopf, um die anderen sehen zu können. Haminta zerrte an ihren
Fesseln, was dem Publikum erst recht gefiel, genau wie Samrakins Kampf gegen
Holtas Bein, das wie eine Säule über ihm stand … Samrakin hätte schon tot sein
müssen, sein Leben ausgehaucht mit dem Schrei, aber stattdessen krümmte er sich
in einem stummen, verzweifelten Kampf gegen seinen Henker.
    „Horgest! Hör auf ! Lass ihn!“, schrie Haminta,
und zum Entzücken der Zuschauer sprang sie vom Karren. Aber statt sich in das
Schwert zu stürzen, rannte sie auf ihren Bruder zu und warf sich gegen ihn.
Holtas Bein bewegte sich keinen Millimeter. Sein Fuß in dem schweren Stiefel
stand allerdings nicht auf Samrakins Kehle, sondern auf seiner linken Hand.
    Dann flog ein Messer, schneller, als der Blick es
verfolgen konnte, und blieb ganz oben in Horgests Brust stecken, nur wenige
Zentimeter von seinem Hals und der Schlagader dort entfernt. Einmal hatte Firn
sein Ziel doch verfehlt. Aus dieser Lage, die Linke immer noch unter Horgests
Stiefel eingeklemmt, kein Wunder –
    Horgest ließ Haminta einfach an sich abprallen, ihr
eigener Schwung warf sie zu Boden. Das Publikum brüllte. Die hatten immer noch
nicht kapiert, was hier vorging.
    James kam gleichzeitig mit Stanwell bei Horgest an –
einmal mehr dabei, die ewig gleichen Kontrahenten voneinander zu trennen. Auch
der Chef tauchte plötzlich auf – stieß Horgest zur Seite –
    „Brogue! Spiel den Epilog! Ihr da, verbeugt euch, los,
schnell! Noch hat keiner was gemerkt!“
    „Das ist für meinen Bruder, du dreckiges Schwein!“,
grunzte Horgest und versuchte sich loszureißen. John, Stanwell und der Chef konnten
ihn nur mit Mühe halten.
    „Maul halten!“, zischte der Chef und stieß ihn in den
Rücken. „Verbeug dich, los, Dummkopf, verbeug dich!“
    „Für Half, sikkashai !“, schrie Horgest.
    „Jakobe! Die Kulisse! Schnell, nach vorne damit!“
    Dann verdeckte die Kulisse sie wie ein Theatervorhang.
Jenseits davon war das Publikum immer noch mit dem Beifall beschäftigt, und
Juniper ging auf Befehl des Chefs mit dem Geldbeutel herum.

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