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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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aufgebrüht und eine Prise
getrocknete Minze darüber gestreut. Der Nachgeschmack war dann so scharf, dass
Dorian sich in Gedanken korrigierte: verbrannte Tiki-Minai-Schoten statt Tang.
Aber es wärmte augenblicklich.
    „Seien Sie willkommen und setzen Sie sich zu uns!“,
sagte Hendinen.
    Während sie ihm zum Wartar folgten – der Feuergrube,
von der der Raum seinen Namen hatte – überlegte Dorian, dass er Hendinen kaum
wiedererkannt hätte, wäre er ihm so auf der Straße begegnet. Auch sein
grauweißes Haar war jetzt auf traditionelle Weise frisiert: sorgfältig von
Stirn und Schläfen zurückgekämmt und oben am Hinterkopf zu einem Knoten
gefasst, während der Rest über seine Schultern herabfiel. Diese Frisur kannte
er schon von Larkishs Diener Ragassinen. Er hatte das noch kaum zu Ende gedacht,
als wie eine Halluzination Larkishs Gesicht leibhaftig vor seinen Augen
erschien. Auf den mit Fellen belegten Sitzstufen um den Wartar herum hätten
sicher vierzig Personen Platz gefunden, aber es waren nur etwa zehn, zwölf, die
den Ankömmlingen entgegenblickten. Trotz der gastfreundlichen Umgebung war die
angespannte Stimmung, die über dieser Versammlung lag, beinahe greifbar. Dorian
spürte das, noch bevor er Einzelheiten wahrnahm. Dann stellte er fest, dass
Larkish keine Halluzination und auch nicht der einzige Bekannte war, dem er
sich hier gegenübersah.
    Da saß der Präfekt des Deltas, Johann Michaelius; der
Mann neben ihm, mager, schwarzhaarig, mit Adlernase und einem von
pessimistischen Falten gefurchten Gesicht, war Armand Parrot, der Präfekt von
Lalekanda. Und gegenüber, der junge Mann in Bauernkleidung – war das nicht der
Kerl, der auf dem Markt in Parrot’s Fork Reden geschwungen hatte, um die
Flüchtlingsmassen zurück ins Karuleiru und ins Delta zu schicken?
    Er hatte damit gerechnet, die Fortschritte des
Flugschiffs heute vor Hendinen und ein paar seiner Hauptaktionäre oder
Unterchefs oder so erläutern zu müssen. Die oberste Riege der Nordträumer hatte
er hier nicht erwartet. Michaelius, Larkish, Rowland – die hätte er längst in
diesem neuen Vigdal in Skilsinen vermutet. Oder vielleicht sogar schon wieder
zurück in ihrer jeweiligen Heimatstadt, nachdem der Tosu ja nun sein Feuer
verspuckt hatte und die Welt noch stand. Hier fehlte eigentlich nur noch –
    Nein, sie fehlte nicht. Da war sie, ihr lächelndes Gesicht
über dem Blutrot einer Tunika aus Wasserseide, die locker doppelt so viel wert
war wie sein gesamter Besitz: Merelle Autrejaune. Ellie. Seine Frau .
Lächelte ihn über den Wartar hinweg an, als hätten sie sich am Morgen noch
voneinander verabschiedet. Als hätte ihre letzte Begegnung nicht vor Monaten
mit einem endgültigen Türenknallen geendet.
    Ihre Anwesenheit brachte ihn so aus dem Konzept, dass
er verpasste, wie Hendinen ihn und McGill vorstellte. Erst, als er mit dem
zweiten Schälchen Sai – weniger verbrannt diesmal, dafür mit intensiverem
Minzearoma – am Wartar saß, gab er sich in Gedanken einen Tritt und riss sich
zusammen. Wen scherte es, ob sie hier war, kashadiu ! Was kümmerte es
ihn, für wen er dieses Flugschiff letztlich baute! Er bekam sein Geld. Das Ding
würde seinen Namen tragen. Er bekam seine Chance in Skilsinen. Dies war seine Arbeit, heute würde er hier glänzen, fertig, aus, Schluss !
    Den Rucksack mit dem Modell hatte er vorsichtig neben
sich auf der Steinstufe abgestellt, und jetzt trank er Sai und wartete einfach
auf sein Stichwort. Aus dem Wartar vor ihm war das Knistern des Feuers zu hören
und das Zischen, wenn Fett in die Flammen tropfte. Die Aufgabe, in der zwei
Meter tiefen Grube das Fleisch am Spieß zu drehen oder auf einem Rost zu
braten, war nichts, worum er sich gerissen hätte. Bei den Stämmen wurde das
üblicherweise den beiden jüngsten Jägern aufgedrückt.
    „Dann erzählen Sie doch mal, Inglewing! Wie weit sind
Sie da draußen? Wann kann er starten, Ihr Wolkengleiter?“ Präfekt Michaelius
balancierte seine Sai-Schale unbehaglich in den Händen, er sah aus, als hätte
er das Getränk am liebsten in den Wartar gekippt.
    „Vielleicht befragen wir dazu besser McGill, der die
ganze Sache leitet –“ Rowland, natürlich. Aber McGill schüttelte entschieden
den Kopf.
    „Nein. Ich war nicht einmal auf Flar in den letzten
zehn Tagen. Nein, das ist ganz Inglewings Sache. Er ist der Kopf des
Unternehmens – und die Hände auch.“
    „Wir sind so gut wie fertig“, sagte Dorian. „Die Leute
haben gute Arbeit geleistet.

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