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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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alles
erfahren hatte. Und McGill rührte sich auch nicht.
    „Tut mir leid, Inglewing. Hätte dir wohl doch davon
erzählen sollen, draußen“, sagte er bedrückt. „Aber dieses Taruandi – verstehst
du, ich find mich selbst nicht zurecht damit.“
    Ja, so ging es ihm auch. Und in der nächsten Stunde
wurde das auch nicht besser. Michaelius und Parrot setzten sich mit ihren gut
gefüllten Tellern zu ihnen und bestürmten sie mit unzähligen Fragen über das
Flugschiff. Aus dem Augenwinkel beobachtete er immer wieder Hendinen, der
scheinbar unbeteiligt dasaß und sich in aller Ruhe seiner Mahlzeit widmete.
Aber er argwöhnte, dass ihm kein Wort entging.
    Als die fünfte Runde Sai eingegossen wurde – der jetzt
zart und durchsichtig schmeckte und ein bisschen nach Birne – hatte er zwar ein
Stück Fleisch und Tiki-Minai-Gemüse und Kavatris-Kompott gegessen, aber sein
Bedürfnis nach einem Moment ruhigen Nachdenkens wurde unbezwingbar. Auch McGill
sah völlig erschlagen aus. Er stand auf, als wollte er sich noch etwas zu essen
holen – und dann traf sich sein Blick mit dem von Ellie, die eindeutig auf dem
Weg war, um mit ihm zu reden. Das entschied die Sache. Nichts wie weg.
    „Sie haben meinen Garten noch gar nicht gesehen,
Inglewing“, sagte Hendinen in diesem Moment. „Ein Ort der Ruhe … ich glaube,
Sie können eine Pause brauchen. Begleiten Sie mich doch!“
    Und so kam es, dass er dem Wartar ganz offiziell
entkam, seinem Chef hinaus in den Gang und eine kleine Treppe hinauf folgte,
da, wo ihm vorhin bei der Ankunft die kühle Luft entgegengeweht war. Die innere
Alarmglocke rührte sich wieder; Hendinen wollte ihm bestimmt nicht einfach eine
ruhige Minute verschaffen, aber er vergaß seinen Argwohn erst einmal, als er
sich plötzlich draußen auf dem Fenner wiederfand. Die Nachtluft war eiskalt,
und der Mond hing fett und grünlich über der Bucht – aber was für ein Blick!
    Der Fenner war der uralte Zinnenumgang, der um den
ganzen oberen Kraterrand von Ligissila herumführte. Eine Mauer, in der noch
Fundamente aus frühesten Zeiten verarbeitet waren, schützte sie zur Bucht hin,
was auch nötig war, denn die stürmischen Böen, die ihn zwischen den alten
Zinnen erfassten, waren stark genug, ihn taumeln zu lassen.
    „Diese Stelle hier heißt Briggos Zinne .“
Hendinen musste rufen, um den Wind zu übertönen. „Hier soll die Ärmste auf und
ab gegangen sein und Ausschau gehalten haben. Hier hat sie auf die Rückkehr
ihres Geliebten Cerf gewartet und bis zum Ende gehofft, dass er genug Krieger
mitbringen würde, um die Stadt von der Brogor-Belagerung zu befreien.“
    Dorian blieb an der Mauer stehen und sah hinunter.
Tief unten lag Skilwing, das Hafengebiet und die Straßen von Laternen
erleuchtet, dahinter und in den Hängen, die schon zum Kellen-Gebirge gehörten,
waren überall die Lichtpünktchen zu sehen, die von den Kochfeuern in den
Flüchtlingstents stammten. Weiter rechts ragte der Bult Krels wie schwarze,
gezackte Mauer ins Meer hinein. Das Weiß der Brandung, die sich an seinem Fuß
brach, umgab ihn wie ein Spitzensaum. Jenseits des Bults begannen die Lichter
von Östred.
    Der Wind war so stark, dass er nicht länger dagegen
atmen konnte. Hendinen winkte ihn weiter. Sie folgten dem Fenner nach links, wo
die Bergzüge des Kellen den Horizont verstellten. Wenn Hendinens Caelenni –
dessen leicht gewölbtes Dach sich zu ihrer Linken erstreckte – bis zur
Westseite reichte, dann musste ihm ein gutes Viertel des sechsten Brin gehören,
auf dem sie sich hier befanden. Unvorstellbar!
    Es ging wieder einige Stufen hinunter, und dann
tauchten sie ein in eine von sanftem Licht erleuchtete üppige Vielfalt grüner
Blätter. Zuerst überraschte ihn die Wärme, dann erkannte er, dass sie sich
unter einem Dach aus geschliffenem Stein befanden, durch das er, leicht
verzerrt, den Mond sehen konnte. Er hörte das leise Geräusch von fallendem
Wasser, und während sie weiter hinein in diese grüne Höhle gingen, streiften
ihn hier und da die Düfte von Pflanzen, die er allesamt nicht kannte. Bei einem
winzigen Teich – kaum mehr als ein dunkler Spiegel in einer steinernen Schüssel
– lagen Felsbrocken, die zum Sitzen einluden. Dahinter sah er weiße
Blütensterne mit schwarzen Flecken darauf, die an langen Ranken von einem Baum
herabflossen. Sie setzten sich, und zwischen den fedrigen Halmen am Teichrand
entdeckte er Steinfigürchen: kleine schwarze Wesen, halb Spinne, halb etwas
anderes

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