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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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kleine
Lücke schräg oben perfekt gerundet war, rund wie der Vollmond eben. Das war
eines der drei heiligsten Heiligtümer der Kumatai. Wenn der Mond zu einer
bestimmten Stunde von einem bestimmten Platz aus genau in diesem Ring zu sehen
war, wurde das Pantaguri-Fest gefeiert. In diesem Jahr war das übermorgen.
    Der Frachter lag tief im Wasser, war wie üblich mit
Pilgern überladen. Von denen hatten sie heute mehr als genug mitgekriegt: wie
sie singend den langen Aufstieg zu dem grasbewachsenen Plateau ganz oben
zurücklegten, mit heulenden Kleinkindern, erschöpften Leuten, alten
Tattergreisen. Jetzt standen sie da dicht an dicht an Bord, dem Kumatinli
zugewandt, alle in derselben Haltung, und sangen vermutlich immer noch. Das
Ganze füllte vor allem Tom Amakurrins Geldtruhen. Er konnte nicht verstehen,
was all diese Leute dazu trieb, ihre Heimat für eine Pilgerfahrt zu verlassen
und hier Tage oder Wochen in diesen fürchterlichen Tents auszuharren, nur um an
diesem Fest teilzunehmen.
    Fröstelnd wandte er sich ab und machte sich an den
Aufstieg nach Östred. Er wollte noch nach Skilwing heute Abend, zur Poststation
und einen Brief an Oona aufgeben. Nachher würden ihn Tom oder Eddie mit dem
Boot nach Flar hinüberbringen. Wie er geargwöhnt hatte, waren Nachtfahrten für
die beiden kein Problem, solange es gutes Geld dafür gab – oder der richtige
Druck dahinterstand. In seinem Fall hatte Hendinen wohl irgendein Zauberwort
gesprochen, denn Dorian musste nicht einmal zahlen.
    Oben auf dem Küstenweg herrschte reger Betrieb. Die
Tents hatten sich in den letzten Tagen noch mehr ausgeweitet und drängten sich
nun bald auf ganzer Strecke zwischen Östred und Skilwing an die Straße. Um
diese Zeit brannten überall die Kochfeuer, die Leute kamen mit Einkäufen vom
Markt und mit Nöckeimern vom Strand zurück. Der Duft von Fischsuppe und scharf
gewürztem Gemüse drang ihm in die Nase. Er hatte Hunger und fror, und müde war
er auch. Ein langer Arbeitstag auf der Bucht lag hinter ihm, und letzte Nacht
hatten sie noch lange auf Flar gearbeitet. Vielleicht eilte es ja wirklich.
Möglicherweise.
    Er ging schnell und ohne nach rechts und links zu
sehen. Manchmal hörte man Husten – ganz klar, bei so vielen Menschen, die unter
solchen Bedingungen lebten, da gab es eben Husten. Nach einer Seuche sah es
hier aber nicht aus. Vielleicht funktionierte de Braoses System. Vielleicht war
das Gerede über dieses Doomed aber auch einfach Unsinn. Gestern allerdings
hatte er unter der Südbrücke beim Östreder Markt ein paar zusammengekauerte
Gestalten gesehen, die sich in Decken und Tücher gewickelt hatten und mit
glasigem Blick über die Vorbeigehenden hinwegstarrten. Rotgeränderte Augen, aus
denen eindeutig das Fieber glotzte. Da hatte er beschlossen, doch noch an Oona
zu schreiben. Die Embervil würde sie zwar nicht mehr erreichen, aber
wenn sie wirklich wegwollte, dann würde er darauf bestehen, dass sie einen
Platz im Flugschiff bekam. Wenn es sein musste, konnte er sie mit dem Ding in
Halmyre abholen. Wäre ja auch so was wie ein Probeflug.
    In den letzten drei Tagen hatte die Sache in ihm
rumort. Während sie durch die Bucht ruderten, während er abwechselnd die
Stränge aufsteigender Gasblasen beobachtete und das Fluido im Auge behielt und
in sein Notizbuch kritzelte – die ganze Zeit hatte er unterschwellig über dieses
Taruandi nachgedacht. Hatte sich mit neuer Aufmerksamkeit umgesehen. Gab es
irgendetwas, das auf eine bevorstehende Katastrophe, eine radikale Veränderung
hindeutete? Verhielt sich das Meer seltsam? Der Wind? Die Fische, die Möwen?
Die Antwort war immer wieder nein. Trotzdem wurde er eine nagende Unruhe nicht
mehr los. Was vielleicht mehr an der Person Hendinens lag als am Taruandi.
    Als er Ellie rundheraus nach Hendinen gefragt hatte,
hatte sie ihn verständnislos angesehen mit ihren grünen Augen. Die wurden groß
und leuchtend, als sie dann erklärte, dass er einfach ein machtvoller
Unterstützer ihrer Sache sei. Ach, vielleicht hatten sie ja alle Recht!
Vielleicht war er bisher einfach zu naiv durchs Leben gerannt.
    Vor ihm wölbte sich der Weg über den Buckel, den der
Bult Krels hier verursachte, wo er aus der Flanke des Stadtfelsens hervor ins
Meer stieß. Eine Gestalt taumelte ihm entgegen, erst nur ein dunkler Schatten
vor dem flirrenden Grün des Abendhimmels, der dann zu einem Mann im weißen
Überwurf wurde, auf nackten Füßen, das ausgemergelte Gesicht mit weißer Farbe
beschmiert. Er

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