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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Rückstände enthielt, und warf den Holznapf in den Kessel mit
Seifenwasser. Dann machte er sich auf den Weg zum Posthaus. Das lag nicht weit
von der Nordbrücke entfernt, wo es für die Postreiter vom Traskepad ebenso gut
erreichbar war wie für Sendungen, die mit dem Schiff kamen. Es war gerade nicht
viel los hier, ein Reiter brachte sein erschöpftes Pferd in den Stall, vor den
Stufen standen ein paar Leute zusammen und schimpften über die Zumutung der
Kontrollen vor den Brücken – dass die selbst für die Postausträger galten!
    Er kramte sein Zettelchen für Oona aus dem Notizbuch
und faltete es auf die Größe, die in den Postring einer Brieftaube passte.
Längere Briefe musste der Postreiter übernehmen, aber er fasste sich eigentlich
immer kurz genug. Auf der Strecke Ligissila–Halmyre war die Brieftaube sowieso
die schnellste Verbindung.
    Sein Brief wurde also einer Taube aus Kebernett
anvertraut, und dann fragte er nach eingegangener Post, auch wenn er eigentlich
gar nicht wissen wollte, ob Sabin sich bei ihm nach dem Schicksal seiner
Familie erkundigte. Aber länger konnte er das einfach nicht mehr vor sich
herschieben. Während er wartete, entschied er außerdem, von nun an die Augen
offen zu halten, wenn er durch die Tents ging.
    Es dauerte eine ganze Weile, und hinter ihm stauten
sich mindestens fünf Leute, bis die Postfrau zurückkehrte, aber sie hielt
tatsächlich einen Brief in der Hand – einen richtigen, mit Umschlag, demnach
entweder per Reiter oder Schiff angekommen. Sabin!
    „Der liegt schon länger hier, Ska Inglewing. Ich musste
dafür die Stapel der nicht abgeholten Sendungen durchsehen.“
    „Ich war ein paar Wochen nicht hier … ich hab nichts
erwartet“, murmelte er und betrachtete verwirrt den Umschlag. An Ska Dorian
Inglewing, Ligissila , stand da. Eine unbekannte Schrift. Kein Absender. Ein
roter Stempel – demnach in der Präfektur Maikonnen aufgegeben. Ein weiterer
Stempel: ein kleines grünes Blatt – wofür stand das?
    „Er ist in einem Tygg aufgegeben worden“, erklärte die
Postfrau, die seine Verwirrung bemerkte. „Hier, das Blatt, das ist Tygge
Kallentar, kurz vor Aube –“
    „Onska, geht es bald mal weiter?“, rief jemand in der
Schlange hinter ihm. „Ich muss gleich noch ewig an der Brücke anstehen! Ich hab
die Warterei satt!“
    Dorian bedankte sich bei der Postfrau und ging schnell
hinaus. Er kannte niemanden in Tygge Kallentar – oder sollte das etwa von James
und den anderen sein? Die Montagus hatten doch den Tyggenweg entlangziehen
wollen!
    Draußen wurde er von feinen Schneeflocken empfangen –
er hatte es ja gewusst! Sie rieselten von dem grünlichen Himmel wie Staub. Es
war noch hell genug zum Lesen. Er riss den Umschlag auf. Zwei Blätter – zwei
verschiedene Handschriften. Das wurde immer seltsamer! Er fing mit der kurzen
Nachricht an. Da stand:
     
    „Dorian,
    du musst deine Gäste unbedingt von den Leuten
fernhalten, vor denen dich deine Großmutter schützen wollte, als sie dich
damals deine Lieblingserfindung wieder zerlegen ließ! Lass auf keinen Fall zu,
dass sie einander begegnen!
    Sicher erinnerst du dich an mich. Wir waren zusammen
Karnellen fängsen.“
     
    Karnellen fängsen …
    Wie ein Faustschlag in den Magen traf ihn das, und
völlig unvorbereitet. Er schnappte nach Luft. Der Nachmittag in Orolo war
wieder da in dieser Sekunde: die Gluthitze in seinem Wagen, seine Verwirrung
und Unruhe, sein sinnloses Gestammel … der Wunsch, zu fliehen, so stark
vermischt mit Verlangen. Und dann die Sekunde, in der sich all das in einem
einzigen Strom auflöste –
    Kate !
    Er hatte keine Ahnung, was er da eigentlich gelesen
hatte. Für den Moment war alles wie ausgelöscht vor der einen Erkenntnis, dass
dieser Zettel von ihr kam, dass sie ihm aus irgendeinem Grund
geschrieben hatte. Die Schlampe, die sich durch Salkurning vögelte –
    Ich sterb nach dir!, ächzte es in ihm, und
sekundenlang wurde er von einem grotesken Gemisch aus Wut und Sehnsucht
geradezu überschwemmt. Alles, was er empfand, bündelte sich in dieser
Graix-Redewendung. Er ballte die Faust um den Zettel, bis ihm klar wurde, dass
er ihn zerknüllte, bevor er begriffen hatte, was darauf stand. Dümmlich glotzte
er auf seine Hand, auf der Schneeflocken schmolzen.
    Da war doch noch der zweite Papierbogen. Das war ein
richtiger Brief. Die Handschrift kannte er genauso wenig. Er las:
     
    „Ska Inglewing,
    ich schreibe an Sie, weil Sie der Einzige sind, den
Kate erwähnt hat.

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