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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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hielt eins von diesen runden Knochenamuletten umklammert, es sah
aus, als zöge ihn das Ding vorwärts. Dorian wich zur Seite aus. Die
blutunterlaufenen Augen sahen ihn gar nicht. In der ranzigen Duftwolke, die
diese dreckverkleisterten Pilgerzöpfe immer verbreiteten, stolperte der Kerl an
ihm vorbei, wobei er der Kante, über die er gut fünf Meter zum Strand hinunter
abstürzen konnte, gefährlich nahekam. Seine aufgesprungenen Lippen bewegten
sich unablässig. „Schenke dein Licht uns, die wir im Dunkeln sind!“, hörte er
ihn stammeln. „Sei gnädig, Herrin! Schenk uns dein Licht! Im Dunkeln! Schenk
uns –“ Und immer so weiter.
    Dorian überlief es kalt. Er beschleunigte seine
Schritte noch mehr und erreichte zehn Minuten später den Hafen von Skilwing.
Hier herrschte dasselbe Getümmel wie an jedem der letzten drei Tage. Die
Anlegestellen allesamt belagert von Menschen, die jetzt Tag und Nacht mit Kind
und Kegel dort ausharrten, sich nicht mehr vertreiben ließen. Es gab immer
wieder Zusammenstöße, die Leute stritten sich um die vorderen Plätze – als ob
da überhaupt ein Schiff gewartet hätte! Mehrere waren dabei schon über die
Kaimauer hinunter ins Wasser gestürzt. An der Mole von Salz-und-Seide dümpelte heute ein Rosthaufen, der nicht viel besser aussah als der der
Amakurrins. Trotzdem hatte sich eine riesige Menschenmenge davor eingefunden.
Wenn die das Schiff stürmten, dann sank es direkt hier vor der Mole. Den
allgegenwärtigen Custodians war das egal. Die griffen nur noch ein, wenn
Stadtbesitz in Gefahr schien.
    Er steuerte auf einen der Karren zu, an denen Nöcklam
verkauft wurde, die charakteristische Suppe der nördlichen Ostküste, die aus
allem gekocht wurde, was die Nöckmatten hergaben. Zwischen Flüchtlingen und
Hafenarbeitern wartete er, bis ihm ein Holznapf aus dem großen Kessel gefüllt
wurde, und überlegte dabei, wie groß die Gefahr einer Ansteckung hier sein
mochte. Er war schon beruhigt, dass wenigstens niemand mit Fieber zu sehen war.
Dann stand er da und trank heiße Suppe und versuchte über das Gedränge
hinwegzusehen. Weit draußen, noch ein gutes Stück jenseits der Spitze des Bult
Krels, konnte man die Embervil liegen sehen. Da würde McGills Familie
morgen an Bord gehen. Und vor der Nordbrücke wartete eine Menschenschlange
darauf, in die Stadt gelassen zu werden. Die Bewachung dort hatte annähernd
Truppenstärke. Nur gut, dass die Poststation hier unten beim Hafen war!
    Zwischen seinen Zähnen knirschten Muschelschalen.
Damit musste man rechnen beim Nöcklam –
    Ellie, die unerschrockene Reisende, hatte sich gestern
im Skalda-Dorf auf Flar einquartiert. Wollte sich das Flugschiff ansehen und
alles. Vor allem wohl ihren Mann. Flugschiffe waren dem Ruf eindeutig
zuträglicher als Komposter-Scheißhäuser. Aber damit tat er ihr Unrecht. Sie
hatten lange zusammengesessen gestern. Sie gab sich wirklich Mühe, und es war
ja auch kindisch, an den verhärteten Fronten festzuhalten, vor allem, weil er
ohnehin nicht vorhatte, ihre Ehe trennen zu lassen. Vielleicht glaubte sie
wirklich an das neue Leben, das im Norden für sie beginnen sollte. Vielleicht
war es ja wirklich noch nicht zu spät, das gemeinsame Leben anzufangen, von dem
sie damals geträumt hatten … Ja, sie war klug und weltgewandt und schön, eine gute
Reisegefährtin, und er war einmal sehr verliebt in sie gewesen. Er sah sie an,
wie sie ihm da in der Ecke der Skalda-Kneipe gegenübersaß, fand sie schön und –
    Er erinnerte sich an ihre Zankereien ebenso wie daran,
dass dieses Lächeln, dieser Körper einmal seine Träume erfüllt hatte, aber er
konnte nichts davon mehr in sich wiederfinden. Er spürte nicht einmal mehr den
vertrauten Ärger, die Gereiztheit ihr gegenüber – er empfand einfach gar nichts
mehr. Und das, obwohl sie ihn wie schon bei Hendinen ganz schön provozierte –
    Jetzt musste er doch einen Klumpen verklebter,
splittriger Muschelschalen ausspucken. Da war sogar ein Krebsbein dabei. Man
konnte wirklich nicht bei jedem Nöcklam-Karren kaufen. Aber wenigstens war das
Zeug heiß.
    Nachher würde sie auf ihn warten. Merelle Autrejaune.
Vielleicht konnte er sie neu kennenlernen … was sprach dagegen? Was hatte er
schon zu verlieren? Es wurde Zeit, dass er endlich erwachsen wurde, wie seine
Großmutter jedes Mal sagte, wenn sie sich sahen.
    Und für den Brief an Oona wurde es jetzt auch Zeit. Er
trank den letzten Schluck Suppe, der erfahrungsgemäß Sand und Steinchen und
andere harte

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