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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Masken, mit und ohne Stein auf der Stirn. Ich muss
dieses verdammte Ding finden!, dachte er. Die verlassen sich auf mich! Und
irgendwo in mir weiß ich alles, was ich wissen muss … muss nur Aubrey fragen …
also komm, red mit mir, Aubrey, sag mir einfach, wo ich suchen muss …
    Und in der Tiefe konnte er das Ungeheuer spüren, wie
es im Schlamm aufzuckte, tief auf dem Grund, unter den Wassern –
     
    4.
    Als er aufwachte, dachte er einen entnervenden Moment
lang, er sei noch in der Schule – Schlafsaalgeruch schien ihn zu umgeben. Aber
dann fanden sich seine Augen zurecht, und die Schemen ordneten sich beruhigend
zu den Umrissen seines Zimmers. Vordämmerung füllte das Rechteck des Fensters,
er hörte das regelmäßige Ticken der Standuhr vom Ende des Flurs und drehte sich
auf die andere Seite. Es waren Ferien, Gott sei Dank. Auf dem Nachttisch konnte
er gerade eben die Wasserkanne und sein Buch erkennen. Die weißen Flecken auf
den Masken des Umschlagbildes schimmerten schwach im Frühlicht. Ferien! Er war
frei, und vor ihm lag ein neuer Tag, an dem er wie der weiße Jäger auf den
Pfaden seines Urwaldes unterwegs sein würde –
     
    Ferien?! Seltsam, wie real manche Träume erscheinen
können. Er hätte schwören können, dass er das Ticken der Uhr gehört, das Buch
auf dem Nachttisch gesehen hatte! Aber die Tage, an denen er als der weiße
Jäger durch die Gärten von Wokenduna gezogen war, lagen lang zurück. Immerhin
stimmte das Gefühl, frei zu sein. Wer könnte freier sein als jemand, der
offiziell für tot galt? Sein Plan war aufgegangen. Jetzt stand nur noch dieser
Ausflug nach Gahom zwischen ihm und der finalen Freiheit. Zum Schlund von
Bograsta – so hatte es der Kerl mit der Kapuze gesagt. Den Stein würde er sich
noch holen. Nicht, um ihn zu verkaufen, Geld brauchte er nicht mehr. Er wollte
ihn einfach besitzen. Vielleicht hatte Persepha ja tatsächlich Recht gehabt,
und es war das Ding aus seinen Kinderträumen? Und dann würde er sich nach
Skilsinen einschiffen und endlich der Großen Weiße entgegenwandern. Und nie
mehr zurückkehren.
    Er genoss das Marschieren, es tat gut nach all der
Zeit, die er sich im Wald eingesperrt gefühlt hatte. Und vorher auf der Skildaren war es ja im Grunde nicht besser gewesen. Es war hell heute, kalter Ostwind
scheuchte die Wolken über seinem Kopf und trieb ihm das Wasser in die Augen.
Das schwebende Gefühl, diese Wogen eines Hochgefühls, die urplötzlich von einem
schlingernden Missempfinden abgelöst werden konnten, das war ihm vertraut – da
kündigte sich wieder einmal ein Fieberschub an. Wie es schien, hatte ihn das
Fieber sogar schon länger im Griff, denn im Moment konnte er sich nicht einmal
daran erinnern, wann er sich diesen Leuten hier angeschlossen hatte. Drei junge
Leute – zwei von ihnen gerade mal den Kinderschuhen entwachsen. Sogar ein
Mädchen war dabei. Herumtreiber, vermutlich irgendwo abgehauen. Aber in seiner
Lage konnte er nicht wählerisch sein.
    Der älteste der drei war vielleicht zwanzig und von
einer Schönheit, deren Würdigung man besser jemandem wie Oscar Wilde überließ.
Langorrenblut, darauf hätte er gewettet. Männer von diesem Typus –
dunkelhaarig, helläugig, Gesichter, die nur eine Verhüllung der Schädelknochen waren,
Raubtiergesichter, zweckmäßig und dabei perfekt in ihrer Mischung aus Anmut und
Wildheit – hatte er im Vigdal der Esrhabitai gesehen. Der hier war leider
geschlagen mit dieser Hand. Er hatte sich das vorhin einmal angesehen – da war
nichts zu machen, die Hand hätte eigentlich amputiert werden müssen. Bei den
Stämmen wäre er ausgestoßen worden. Kranke und Verletzte hatten schlechte
Karten bei den Langorren, ganz besonders, wenn es auf den Winter zuging. Das
war eine harte Welt da oben im Norden, die verzieh keinen Fehler, keine Verschwendung
von Ressourcen.
    Diese Verletzung war übrigens erstaunlich gut versorgt
worden. Von Medizin verstanden sie sonst erbärmlich wenig hier, im Land hinter
den Hügeln.
    Das Land hinter den Hügeln: So hatte seine Mutter es
genannt, als er ihr als Kind von der Welt erzählt hatte, die sich irgendwo
jenseits des Glockenturms befand. Ob sie noch lebte? Ob immer noch Krieg war da
drüben? Sieben Jahre war er jetzt hier und hatte nie den Wunsch verspürt,
wieder zurückzukehren. Wohin auch? Er war ein Deserteur und Schlimmeres.
Inzwischen würden es alle wissen, die ihn gekannt hatten. Seltsamer war, dass
er auch nie das Bedürfnis gehabt hatte, dem Wie und

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