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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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high, als hätte er was genommen: von
dem Gedanken beflügelt, dass sie nun endlich auf dem Weg waren, aufgepeitscht
von dem Gefühl, schutzlos auf das zuzustürmen, was vor ihnen lag – allen
dunklen Dämonen preisgegeben, die am Wegrand lauern mochten oder, schlimmer
noch, in ihnen selbst.
    Man fühlte sich nackt und angreifbar, auf einmal so
ganz allein unterwegs, ohne die Truppe und damit auch ohne den Schutz und die
Versorgung, die sie bedeutete. Er ging schnell, hielt das Gesicht geradeaus
gegen den Wind. Er wollte möglichst nicht auf offener Strecke übernachten
müssen und war unsicher, ob sie es bei ihrem Tempo an einem Tag bis zum
nächsten Tent schaffen würden. Aber sie erreichten Sakor Tent pünktlich mit
Einbruch der Dämmerung. Eine Tentlänge pro Tag war also zu schaffen, auch ohne
Galiziaks und Wagen.
    Sakor Tent, die sechste Station von Ligissila aus
gesehen, war ein zweistöckiges Gebäude aus Holz mit einem offenen Pferdestall
und einem tristen Innenhof, in dem zwei Klohäuschen penetranten Gestank
verbreiteten. Das Ganze erinnerte ein bisschen an das Brückenhaus in Orolo,
aber hier war viel weniger los. Schon in Weniuk Tent waren außer ihnen nur ein
paar Pilger gewesen. In diesem Hof hier standen nur drei Wagen; zwei davon, mit
Blumen und Fähnchen geschmückt, waren am Nachmittag an ihnen vorbeigefahren. Draußen
kampierte niemand, als hätten die Flüchtlinge plötzlich alle aufgegeben. Und
jetzt – sollten sie das Geld für ein Bett im Haus sparen und stattdessen
ausprobieren, ob sich Johns Planen tatsächlich zu Minizelten aufbauen ließen?
Auf der düsteren Straße erschien ihnen das Licht in den Fenstern warm und
verlockend – ein Eindruck, der sich noch verstärkte, als sie nicht weit
entfernt berittene Nevvencaer entdeckten, die in ihre Richtung unterwegs war.
Der Anblick rief ihnen in Erinnerung, dass sie nicht nur allein, sondern nun
auch ohne den Erlaubnisbrief der Montagus unterwegs waren, und auf einmal
hatten sie es sehr eilig, ins Haus zu kommen. In der Gaststube zahlten sie für
die Übernachtung – fünfzig Chaval pro Bett – und wurden von dem mageren, misstrauisch
aussehenden Tentbesitzer persönlich die Treppe hinauf zum Schlafsaal geführt.
    Als er die Tür öffnete, schlug ihnen Lärm und
dampfiger Mief entgegen – nie gelüftete Räume, alter Schweiß, ungewaschene
Menschen, vor sich hin dünstende Schuhe und obendrauf, sozusagen als die
aktuelle Note, der Geruch von Kohl und Eiern. Der schlauchartige Raum war von
einer trüben Funzel erhellt, in deren Licht sie die Besatzung der geschmückten
Wagen wiedererkannten. Sie belagerten vier Bettentürme vor dem Vorhang, der den
Raum unterteilte, und als sie eintraten, wurden verschiedene Dinge hastig unter
Decken und Betten geschoben. James sah ein halb gepelltes Ei über den Boden
rollen und den Hals einer Flasche hinter einem Bettpfosten hervorragen. Die
Kinder, deren Stimmen man gedämpft schon auf der Treppe gehört hatte, fuhren
unbeirrt mit einem Klatsch-Spiel fort, zu dem sie den nur allzu vertrauten Vers
von den Siebzehn Zwiebelmützen sangen. Anscheinend war Essen nur unten
in der Gaststube erlaubt. Während der Wirt losschimpfte, sah James sich um.
    Er zählte vierundzwanzig Betten, die, je drei
übereinander, dicht an dicht an den Wänden standen, und obwohl nur etwa die
Hälfte davon belegt war, war der schmale Gang in der Mitte mit Gepäckstücken,
Kindern und Krempel vollgestellt. Der zerschlissene Vorhang teilte vielleicht
einen Frauen-Schlafbereich ab. Hier und da gab es auch Vorhänge um einen
Bettkasten; für so viel zusätzliche Privatsphäre zahlte man zehn Chaval mehr,
wie der Wirt erklärte. Aus einem der mittleren Betten bellte schlimmer Husten –
davon hatte er in den letzten Wochen ja mehr als genug gehört. Am liebsten
hätte er jetzt doch draußen übernachtet, aber andererseits hatte er auf einmal
das Gefühl, den schweren Rucksack keinen Meter weiter schleppen zu können. Der
Wirt unterbrach sein Gezeter, um ihnen einen freien Bettenturm zuzuweisen, dann
führte er Pix in den Bereich hinter dem Vorhang. James warf seinen Rucksack auf
den mittleren der drei Holzkästen, und dann zickte Pix so lange rum, bis er ihr
eins von den Betten mit Vorhang besorgte und sie schließlich sogar noch hinaus
zu den stinkenden Plumpsklos begleitete.
    Als sie zurückkamen, war der Wirt verschwunden, die
große Familie hatte ihr Gelage wieder aufgenommen, und in das Bouquet des
Schlafsaals mischten sich jetzt

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