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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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rücken! – und flüsterte: „Hast du die Kohle sicher
untergebracht?“
    „In der Gürteltasche. Die behalte ich um. Unter
Pullover und Hemd. Und jetzt, bitte – lass mich schlafen!“
    „Na gut. Dann machst du morgen aber als Erstes die
Zeichnung … oh, Scheiße !“
    Weil im selben Moment auch das übrige Geschnatter
ringsum verstummte, sah er auf. Pix starrte zur Tür, als hätte sie einen Geist
gesehen. Eins von den Kindern plumpste vom Bett und kreischte los, aber jemand
dämpfte das Geschrei sofort. Da kam ein Nevvencaer mit langsamen Schritten
durch den Gang, ignorierte das Chaos vor seinen Füßen, sah prüfend nach rechts
und links in die Betten. Aber für die gefrierende Stille war wohl noch mehr der
andere verantwortlich, der neben dem Tentwirt in der Tür stehengeblieben war. Anders
als alle Nevvencaers, die ihnen in den letzten Wochen auf der Straße begegnet
waren, trug dieser hier nicht nur Uniform, sondern auch eine Reitermaske. James
fühlte einen übelkeiterregenden Schrecken. Er hatte das ja schon mal gesehen,
aber so unvorbereitet und in diesem trüben Licht –
    Unwillkürlich hielt er die Luft an, verharrte halb
aufgerichtet in seinem Bett und konnte den Blick nicht von dem Mann in der Tür
wenden, obwohl der andere direkt an ihm vorbeiging.
    In die Stille platzte der nächste verschleimte
Hustenanfall. Der Nevvencaer blieb stehen. „Der, ja?“, fragte er, zu den beiden
in der Tür gewandt.
    Der Tentwirt nickte, und der Soldat zog den Huster
ohne Zögern zwischen seinen Decken hervor und aus dem Bett. Es war ein dicker
Mann mittleren Alters mit hochrotem Gesicht, das sogar im Licht der Funzel
glänzte. Seine Augen blinzelten gegen Licht und Panik an.
    „Noch einer?“, fragte der Nevvencaer und ließ den
Blick über die erstarrte Großsippe gleiten.
    „Nur der“, erwiderte der Tentwirt in unterwürfigem
Ton. „Der röchelt da jetzt schon seit zwei Tagen rum.“
    Ohne ein weiteres Wort zog der Soldat den Kranken mit
sich. Bis der anfing, sich lauthals zu beschweren, war er schon draußen auf dem
Treppenabsatz und die Tür wieder ins Schloss gefallen. Sie hörten Geschrei und
Husten und Gepolter auf der Treppe, dann draußen im Hof.
    „Oh Scheiße! Was war das denn?“, keuchte Carmino.
    „Das wurde auch Zeit, dass die den hier rausgeholt
haben!“, grunzte einer vom Nachbarbett. „So einer macht doch alle anderen
krank!“
    „ Rausgeholt ?“, quiekte Pix. „Scheiße, was
sollte das? Was machen die denn mit dem?“
    „Hauptsache, er ist weg! Bevor uns dieses verdammte
Doomed noch alle umbringt!“
    James ließ sich wieder zurücksinken. Doomed, so
nannten die jetzt die Grippe, das neue Gesicht der Bendewikke. Obwohl sie die
Leute mit dem Totentrasker oft genug gesehen hatten, erlebten sie doch zum ersten
Mal, dass einer aus einem Haus heraus mitgenommen wurde. Einer, der noch auf
seinen Füßen stehen konnte. Die schalteten jetzt wohl einen Gang höher.
    Müsste man nicht rauskriegen, was die mit ihm machen?,
fragte er sich müde. Aber was können wir schon tun? Höchstens selbst
einkassiert werden.
    Carmino kriegte sich nicht so schnell wieder ein.
„Aber die können doch nicht einfach … was war das denn für einer … Mann, der
sah aus wie – was für ein beknackter Helm!“
    „Ein Oberst der Nevvencaer“, sagte Firn leise. Er
schlief also doch nicht.
    „Und was sollte diese bescheuerte Maske?“
    „Ist ein Rangabzeichen. Nützliches Ding. Schützt
vielleicht sogar vor Ansteckung.“
    „Ja, die Nevvencaer, die achtet schon drauf, dass hier
Ordnung herrscht!“, mischte sich der Grunzer wieder ein. Die Idee, dass er der
nächste sein könnte, der aufgeräumt wurde, kam dem wohl nicht.
    Aber diskutieren konnte James jetzt nicht mehr, die
Müdigkeit füllte ihn schon bis zu den Augenrändern. Die Pansterbrocken lagen in
seinem Magen wie saure Steine. Sein Kopf wog eine Tonne. Und unter jeder
Bewegung schauderte seine Haut, sogar wenn nur die Klamotten daran rieben. Er
versuchte, an etwas Angenehmes zu denken, an Haminta zum Beispiel. Stattdessen
sah er Orla, wie sie in der Ecke eines engen Wagens kauerte und das Gesicht in
den Händen vergraben hatte. Ihr Haar war so voll Schmutz und Erde, als wäre sie
aus einem Grab gekrochen.
    Obwohl irgendwann so etwas wie Ruhe einkehrte – vom
mehrstimmigen Nebelhorngeschnarche ringsum mal abgesehen – konnte er nicht
schlafen. Sein bleischwerer Körper fand einfach keine bequeme Lage. Vor seinen
geschlossenen Augen tanzten

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