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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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runterging. Sie konnte einfach nicht mehr.
     
    3.
    „Ich bringe sie zurück“, sagte James zu seinem
Spiegelbild in der kleinen, von einem Sprung durchzogenen Spiegelscherbe, die
an der Außenwand des Badehauses von Wentu Tent hing. Er sagte es laut und
deutlich und war froh, dass seine Stimme fest klang. Sein Gesicht sah grau und
eingefallen aus – ein bisschen gespenstisch nach einem Dreitagefieber. Nach dem
heißen Bad fühlte er sich zwar endlich vom Fieberschweiß befreit, aber auch
entsetzlich schlapp.
    Die Holztür des Badehäuschens knallte wieder, und
Carmino stand neben ihm, nasse Haare, offene Schuhe – immer noch die alten
Treter von drüben, unglaublich, was die mitmachten.
    „Firn lässt sich noch rasieren. Das mit dem Verband
kriegt er selbst hin, hat er gesagt.“
    Auf die Rasur hatte James verzichtet, obwohl sie nötig
gewesen wäre. Aber länger hätte er es in der feuchten Hitze des Badehauses
nicht ausgehalten.
    „Und – verraten wir Pix, dass es einen abgetrennten
Raum für Frauen gibt?“
    Er nickte nur. Sie hatte zwar wieder herumgezickt,
aber für die war das bestimmt auch kein Spaß hier, allein mit drei Kerlen auf
so einem Marsch. Und mit dem Fieber hatte er den dreien anscheinend auch einen
ganz schönen Schrecken eingejagt. Wer weiß, was ich alles gequasselt hab,
dachte er.
    Über ihnen rauschte der Wind in drei riesigen Thujen,
die das Tentgebäude um viele Meter überragten, und er fröstelte schon wieder.
Dünnhäutig wie ein rohes Ei ohne Kalkschale, so fühlte er sich. Schweißausbrüche,
Herzrasen bei der kleinsten Anstrengung. Wie nach einem heftigen Virusinfekt
eben. Um Jahrzehnte gealtert. So sah er auch aus, fand er und suchte noch
einmal sein Spiegelbild. Wenn man in drei Tagen die Erinnerungen eines ganzen
Lebens aufholen musste, dann kam dabei vielleicht so was raus.
    „Machen wir Abendessen. Du siehst verhungert aus.“
    „Bin ich auch.“
    Er hatte kaum einen Bissen heruntergebracht, seit das
Fieber nachließ. Mehrmals am Tag überfielen ihn Bauchkrämpfe, und der modrige,
staubige Geschmack, den er nicht loswurde, erledigte den Rest. Als hätte man
schon mal in sein Grab gebissen. Musste an dem Zeug liegen, das die Pilgerfrau
ihm verordnet hatte – bei wachem Verstand hätte er das vermutlich nicht
genommen, aber das hatten ja die anderen für ihn entschieden. Und er war fast
sicher, dass die pilzüberzogenen Bröckchen das Fieber tatsächlich vertrieben
hatten. Als er gestern zum ersten Mal wieder klar im Kopf gewesen war und in
seinen Hakemi-Kasten gesehen hatte, sah er, dass der Beutel mit den
Kapunn-Blättern offen war und Blätterbrösel überall in den kleinen Fächern
lagen. Also hatte er es doch nicht geträumt. Er musste das Zeug gegessen haben
– wer weiß, vielleicht noch in der ersten Nacht, als er das Fieber spürte?
Hatte das diese ganze Total-Recall-Nummer noch verschärft? Oder sogar
ausgelöst?
    Carmino hatte seine Schnürsenkel jetzt zugebunden, und
sie machten sich auf den Weg zum vorderen Hof, wo sie vorhin ihr Lager
aufgeschlagen hatten. Auch in Wentu Tent hatte man sie nicht ins Haus gelassen.
Die Schlafsäle waren von den vielen Krampern belagert, die hier aus
unerfindlichen Gründen plötzlich wieder unterwegs waren. Ihre Wagen blockierten
den Hof; ihr kleines Lager fand gerade noch Platz am Rand, neben den
Schlafstellen und Kochfeuern von zwei Pilgergruppen.
    „Oh – warte! Ohh –“
    Er sah auf, um zu sehen, was Carmino zu diesem Stöhnen
veranlasste. Es war der Tentladen – wie der ganze Zweite Tent überhaupt war
auch der Laden größer als die Läden bei den vorherigen Stationen.
    „Kartoffeln! Zwiebeln! Und Brot! Und da, Wurst !“
    James musste grinsen über die lüsterne Aufzählung. Er hatte
immer noch keinen Appetit – bis er selbst durch das Fenster in den Laden
hineinsah.
    „Wir sollten die Kohle zusammenhalten, ich weiß, aber
– wenn du das da siehst, und dann doch wieder Panster fressen musst …!“
    Wohl wahr. Aber für das Bad hatten sie gerade schon
fast zwei Kelvernen hingelegt. Unschlüssig ließ er den Blick über die Körbe und
Schüsseln drinnen streifen.
    So fand Firn sie wenige Minuten später.
    „Was steht ihr denn immer noch hier rum?“, fragte er,
lockerer, als man ihn seit Windermere’s Pond gehört hatte. „Habt ihr etwa noch
nicht gekocht? Nicht mal eingekauft?! Worauf wartet ihr denn noch?“
    „Äh –“
    „Wir –“
    „Versteh schon. Na, ich bin ja jetzt ein reicher
Mann.“ Das kam mit

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