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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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mussten! Und es wurde
schon dämmrig! Gerade als die beiden anderen beschlossen, dass sie an der
nächsten günstigen Stelle anhalten würden, sahen sie auf einmal Licht zwischen
den Bäumen. Es waren zum Glück keine Wüsten Rotten – wovon sie im ersten Moment
überzeugt gewesen war – sondern die Pilger, die es aus irgendeinem Grund auch
nicht weiter geschafft hatten. Also lagerten sie doch wieder neben denen, und
ihre Erleichterung war so groß, dass sie erst mal schnellstens aufs Klo
verschwinden musste – im Klartext: sich ein paar Büsche suchen musste, die weit
genug, aber nicht zu weit weg waren. Gott, sie hasste den Wald!
    Als sie zurückkam, waren Carmino und Firn damit
beschäftigt, ein ekliges schlaffes Etwas von grauweißen Federn zu befreien, von
denen schon ein Haufen um die beiden herumlag. Ein totes Huhn oder so was, oder
eine Taube oder Krähe oder wer weiß was.
    „Was soll das denn werden? Wollt ihr jetzt etwa kochen?“
Ups, das klang selbst in ihren Ohren bescheuert. So absurd war die Idee ja gar
nicht. Im Gegenteil, ihr Magen knurrte schon beim Gedanken an Essen. Aber
dieses blutige, gänsehäutige Dingsda?
    „Ich ess heut Abend auf keinen Fall noch mal Panster“,
sagte der Messerwerfer kalt.
    Die hatten auch das Feuer schon angemacht, und daneben
lag James. Hatte sich den Hut übers Gesicht gelegt und regte sich nicht mehr.
An dem Hut steckte immer noch ihr Drachenring.
    „Für ihn wär ein richtiges Essen auch mal gut“, sagte Carmino.
„Bei uns zuhause gibt es immer Brühe, wenn einer krank ist. Heiße Hühnerbrühe
ist besser als jede Pille, das sagt meine Mutter jedenfalls.“
    „Und die muss es ja wissen“, knurrte sie, aber
eigentlich war sie erleichtert, dass die beiden das in Angriff nahmen. „Ist das
überhaupt ein Huhn?“
    „Ein Krandie. Firn hat ihn eben erwischt. Die rennen
einem ja richtig vors Messer hier.“
    Tiere abmurksen konnte der also schon wieder.
    „Hol mal Wasser“, sagte der Messermacker – wow, seine
erste direkte Ansprache an sie! „Und wir brauchen noch mehr Brennholz. Da liegt
genug rum. Und in deinem Rucksack ist die Salzbüchse.“
    „Hallo? Bin ich vielleicht eure –“
    „Ey Pix, mach jetzt! Du willst das Vieh nicht
ausnehmen und so. Also, dann musst du den anderen Kram machen!“
    Sie hätte Bagratuni gern eine angemessene Antwort
gegeben, aber in dem Moment fing James an rumzustöhnen. Das konnte sie echt
nicht ertragen. Dann schon lieber Holz sammeln, da musste sie wenigstens nicht
zuhören.
    Der Eintopf aus Fleisch und Gerste war dann so gut,
dass sie am liebsten immer weitergegessen hätte. Krandie oder nicht (die
Horror-Eier von denen hatte sie noch in böser Erinnerung!), gekocht war das
Vieh super. Sie hätte es den beiden sogar beinahe gesagt, wenn die nicht
sowieso schon so selbstzufrieden ausgesehen hätten. James aß allerdings nichts,
er setzte sich nicht mal auf. Im Moment war sie so satt, dass sie sich nicht
mal deshalb Sorgen machen konnte.
    Aber die Nacht wurde ein Desaster. Keiner von ihnen
schlief. Wenn sie mit etwas überhaupt nicht klarkam, dann waren das Kranke und
Krankenpflege. Man konnte sich anstecken oder vollgekotzt werden. Sie war den
beiden also echt dankbar, dass sie sich um James kümmerten, und sie nahm sich
auch fest vor, keine blöden Bemerkungen mehr zu machen.
    James kotzte zwar nicht, aber es war nicht zu
übersehen, dass das mit dem Fieber allmählich irgendwelche kritischen Werte
erreichte. Erst mussten sie ihn mit allen Schlafsäcken zudecken, weil er so
schlotterte. Schneemann wurde als Heizung an seine feuerabgewandte Seite
platziert. Und eine Stunde später dann musste kaltes Bachwasser her, und er
kriegte ein nasses Tuch auf die Stirn, das alle paar Minuten neu gekühlt werden
musste – genau besehen war’s übrigens eine Socke, denn die Halstücher hatten
sie alle um. Und immer, wenn er ein bisschen wacher war, zwangen sie ihn zum
Trinken. Zu all dem hätte sie nie den Nerv gehabt.
    Und die ganze Zeit gab es Getrommel und heitere kleine
Bußgesänge aus dem Pilgerlager nebenan als Begleitmusik, und die Kälte kroch
von hinten und unten an sie heran, während ihre Schienbeine, Knie und Augäpfel
nach und nach geröstet wurden, weil sie immer näher ans Feuer rückten. Die
beiden anderen spielten Karten, wenn sie nicht mit ihrem Pflegedienst
beschäftigt waren, nur sie hatte gar nichts, was sie von der Scheißsituation
ablenkte. Sie versuchte im Sitzen ein bisschen zu dösen und auf diese

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