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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Weise
unter der Angst hindurchzutauchen.
    Daraus schreckte sie erst wieder hoch, als irgendwer
laut redete. Da musste es schon tief in der Nacht sein, selbst die Pilger gaben
inzwischen Ruhe. Nur James redete, leierte endlos einen von diesen Hüpfreimen
runter, nicht den mit den Zwiebelmützen, aber der hier war auch nicht besser –
ein unheimliches kleines Scheißding über Treppenstufen, das nicht besser wurde,
wenn es einer im Fieberwahn vor sich hinbrabbelte. Oh, sie wollte so dringend weg von hier!
    Über ihnen stand der Mond. Er war riesig und grünlich,
und das unbeleuchtete Stück, das man zuhause eigentlich nie sah, war hier fast
so deutlich zu sehen wie der Rest: ein grünbräunliches, zerfressenes
Schattending … wie das, was unter den Binden eines Mumienkopfes zum Vorschein
kommen würde.
    „Oh Mann, er braucht unbedingt Medizin!“,
diagnostizierte Affenhirn. „Er ist furchtbar heiß! Ist denn nichts in diesem Kasten?
Er hat doch bestimmt auch diesen ganzen Flüchtlingen was gegen Fieber gegeben!“
    Und James brüllte plötzlich los: „Treppen! Das ist
wichtig! Treppenstufen ! Merk dir das unbedingt!“ Die reine Freakshow.
    „Psst, Mann, brüll doch nicht so!“, japste Carmino.
„Das hört man meilenweit!“
    „Ihr müsst mich dran erinnern! Die hatte ich
vergessen! Die Treppenstufen!“
    „Klar! Wir erinnern dich schon dran! Aber jetzt sei
bloß leiser, ragoischi !“
    „Ich bin bald zurück!“, sagte James daraufhin mit ganz
klarer Stimme und setzte sich auf. Es war echt gruselig, man sah ihn
automatisch mit einem Handy am Ohr. „Wir haben uns verlaufen. Mach dir keine
Sorgen. Hör mal, kannst du mich bei der Chudderley entschuldigen? Mum? Du weißt
ja, wie die ist. Die lässt mich noch das ganze Trimester wiederholen, nur weil
…“ Dann sank seine Stimme wieder zu undeutlichem Gemurmel herab.
    „Oh Kacke …“, flüsterte Carmino. „Wenn sie nach ihrer
Mum rufen, dann wird’s ernst. Das ist so was wie ein eisernes Gesetz oder so.
Kannst du in zig Filmen sehen … wenn sie anfangen, mit ihrer Mum zu reden, dann
sterben sie meistens!“
    „Mann, du Arsch!“, zischte sie und sprang auf. „Musst
du so einen Scheiß reden?!“ Jetzt reichte es ihr aber endgültig hier!
Die Angst stand ihr auf einmal wie ein Elefant auf den Füßen. Morgen früh – da
würde er tot sein! Sie würden aufwachen, und James würde tot sein ! Und
dann –
    „Ihr habt auch einen Kranken, ja?“
    Vor Schreck machte sie einen Satz fast bis ins Feuer.
Hinter ihnen hatte sich die freundliche Pilgerin angeschlichen. Die ohne
schlammkrustige Dreadlocks.
    „Und er trägt selbst das Abzeichen von Mikuntessla!
Euer Fahlan?“
    „Hä?“
    „Er ist ein Hakemi aus dem Süden“, erklärte Firn kühl.
    „So! Aber er vertraut auf die Weisheit von
Mikuntessla, wie wir … Gebt ihm etwas hiervon, heute, morgen und übermorgen.
Nicht zu viel, und er muss viel trinken dazu!“
    Sie hielt Pix ein Kästchen hin, in dem ein paar
Bröckchen lagen, die wie verschimmelte Rindenstücke aussahen.
    „Was ist das?“
    „Das ist eines der Fahlakirtu, die unsere Herrin dem
weisen Mikuntessla übergab, damit er heilen konnte!“
    Das musste dann schon ein Weilchen her sein, so wie
das Zeug aussah. „Aber wenn –“
    „Vielen Dank, Onska“, sagte der Messermacker und
schnappte sich das Kästchen an ihr vorbei.
    „Mit Kumatais Gnade wirkt es gegen das Fieber.“ Sie
machte ein komisches Zeichen, als wollte sie sie alle segnen, und sagte etwas,
das Pix nicht verstand, dann ging sie zurück in ihr eigenes Lager.
    „Das kannst du ihm doch nicht geben! Da ist ein
richtiger Schimmelpelz drauf!“
    „Die Frau ist eine Fahlan, eine Pilzkundige – die
kennen sich aus. Die sind hier so was Ähnliches wie die Hakemis im Süden. Man
erkennt sie übrigens an der Tätowierung am Handgelenk.“
    Was sollte man dagegen schon noch sagen? Dass James
irgendeine Medizin brauchte, war klar. Vielleicht half es ja. Schlimmstenfalls
brachte es ihn etwas schneller um als das Fieber, richtig? Mit dem nächsten
Becher Wasser flößten sie ihm also eins von den Bröckchen ein, und weil sie
schon mal dabei waren, machten sie auch gleich den Rest Eintopf warm.
    Ob sie diesmal damit mehr Erfolg bei ihm hatten,
kriegte Pix nicht mehr mit. Sie hüllte sich in ihre Regenplane, rollte sich
neben dem Feuer zusammen und zwang sich in einen Zustand irgendwo zwischen
Trance und Koma. Sie wollte nicht dabei sein, wenn es mit James endgültig den
Bach

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