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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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nur einem leisen Hauch von Zynismus. „Da kann ich uns mal
ein Essen spendieren, glaub ich. Bevor ihr hier sabbernd die Nacht vertrödelt.“
    Sie betraten den Tentladen gieriger als jemals in
ihrem Leben einen Supermarkt. Drinnen brannten mehrere Öllampen und
beleuchteten das Warenangebot und die Verkäuferin – die auch ganz schön
verlockend war, dachte James, bevor er sich dann doch wieder auf die essbaren
Auslagen konzentrierte. Firn orderte auf ihre Vorschläge hin Kartoffeln,
Zwiebeln, Lauch und Möhren, ein schon gehäutetes und ausgenommenes Kaninchen,
weil er heute keine Lust mehr auf die Jagd hatte, außerdem Speck und Eier für
ein gutes Frühstück. Carmino bekam die gepfefferte Wurst, die es ihm angetan
hatte, Firn selbst wollte noch Äpfel und ein Pfund Kaffeebohnen, die extra
gemahlen werden mussten, weil sie keine Kaffeemühle mithatten, und einen Beutel
Kulimandras für unterwegs hielten sie alle für eine gute Idee.
    Vor der Ladentür erschien Pix’ missmutiges Gesicht,
was ihnen nie aufgefallen wäre, wenn sie nicht empört ans Fenster geklopft
hätte. Sie winkten sie herein, und bevor sie mit dem Gemecker anfangen konnte,
sagte James ihr das mit dem abgetrennten Baderaum und gab ihr die
fünfundfünfzig Chaval für das Bad, und zur Feier des Tages durfte sie sich auch
was Essbares aussuchen. So kamen noch Butter, Sahnekäse und Gerstenbrot zu
ihrem Stapel, und Firn legte noch ein Bund Kräuter dazu, und zu guter Letzt
entdeckten Carmino und Pix ein Riesenglas mit Honigbonbons, und damit wurde
dann auch noch eine Papiertüte gefüllt.
    Die Verkäuferin lächelte immer breiter. Ihre Wangen
kriegten Grübchen dabei.
    „Wir werden noch ausgeraubt heute Nacht, wenn du hier
so mit dem Geld herumwirfst!“, warnte James leise. Der Kaffee allein kostete
schon acht Kelvernen! Er fragte sich, ob Firn wohl wirklich die kompletten
hundertfünfzig Kelvernen bei sich trug, die der Chef ihm zugesprochen hatte.
Hatten Horgest und John überhaupt so viel gehabt? Oder war das jetzt Halfasts
Orla-Geld in Firns Taschen?
    Firns Aufmerksamkeit war aber anderweitig gefesselt.
Die Verkäuferin, das ging James plötzlich auf, lächelte nicht wegen des Warenbergs,
den sie an ihre Kunden loswurde, sondern sie flirtete mit Firn. Nach Bad und
Rasur sah der ja auch wieder aus wie neu, und die verbundene Hand gab der
Perfektion der restlichen Erscheinung genau den kleinen Makel, auf den Frauen
immer abzufahren schienen. Und was die Frau anging – ein anderer Kunde sprach
sie mit Miccarda an – die gefiel auch James. Sie war groß und hübsch, mit einem
dicken dunkelblonden Zopf und einem irgendwie vielversprechenden Lächeln in den
karamellfarbenen Augen. Ihr kastanienbraunes Kleid war inspirierend
ausgeschnitten, man kriegte einiges zu sehen, und er machte ausgiebig Gebrauch
von diesem Angebot. Aber vor allem sah sie so sauber aus, appetitlich
wie frisch gebackenes Brot, dachte er. Wie jemand, der jeden Abend in
demselben, geordneten Zimmer zu Bett geht, jemand, der genau weiß, wo im Leben
er steht. Sesshaft eben, dachte er und musste über sich selbst grinsen.
    Sie war vielleicht Mitte zwanzig – hierzulande ein
Alter, in dem sie längst verheiratet sein musste – aber es war nicht zu
übersehen, dass sie ihre Augen gar nicht von Firn lassen konnte. Als der
schließlich seinen Geldring zückte und bezahlte, sah er, wie sie seine Finger
streifte und wie seine Hand darauf mit einem plötzlichen Verlangsamen reagierte.
James sah schnell weg.
    Eine geschäftige Stunde später saßen sie um ihr Feuer,
und für eine ganze Weile bestand ihr einziges Interesse darin, den Inhalt der
Essnäpfe möglichst schnell in ihre Mägen umzufüllen. Die Stimmung war schon
beim Kochen beinahe ausgelassen gewesen, und das lag nicht nur an der Aussicht
auf ein großes Abendessen. Die freuten sich, dass er wieder gesund war. Als ihm
das klar wurde, war er richtig gerührt. Er aß langsam und genoss das Gefühl,
dass sein innerer Bildschirm endlich wieder ruhig war. Auch wenn aus den Tiefen
der Festplatte einige alte und ziemlich beängstigende Dateien wiederaufgetaucht
waren. Damit kann ich leben, dachte er. Solange nur das Betriebssystem dasselbe
geblieben ist!
    Was ich auch war – heute bin ich zahm und darauf
konditioniert, das Richtige zu tun oder wenigstens nichts fatal Falsches.
Programmiert auf ein Leben im optimalen, bekömmlichen Bereich. Ich bringe
niemanden um, und ich verliere auch nicht den Verstand vor Liebe oder weil

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