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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Glück?“
    „Sie hat mich herbestellt, brakka . Als ich
bezahlt hab vorhin.“
    „Nicht zu fassen“, murmelte er.
    „Ganz sicher, dass du nicht mitkommen willst?“
    Firn grinste, lässig und dreist, aber er meinte es
ernst, kapierte James. Auf einmal war die Spannung zwischen ihnen so stark,
dass sie ihm in den Ohren sirrte. Er konnte einfach mitgehen. Nie bedacht.
Abseits all seiner Wege. Er brauchte Sekunden, um sich über die Antwort klarzuwerden,
obwohl es da nur eine hätte geben sollen. In diesen Sekunden war er plötzlich
verlockt, über seine Grenzen hinaus. Sein Herz hämmerte. Warum eigentlich
nicht? Wem war er Rechenschaft schuldig?
    Aber die Frage lautete doch wohl eher: Warum
überhaupt?
    Als er den Kopf schüttelte, verlor die Welt das
Vibrieren, und der Abend war nur noch einer von vielen gleichen, die alle nur
zum nächsten Morgen führten. Zahm und konditioniert, dachte er zynisch. Dann
schob er auch das von sich. „Pass auf deine Hand auf“, sagte er.
    Firn lachte. „ Bikke devla !“
     
    4.
    Zwischen Wentu Tent und Onn Tent brach das Vorgebirge
zu ihrer Linken in eine schroffe Hügellandschaft auf, durch die sich der
Traskepad hindurchschlängelte. Schafherden weideten an den steilen Hängen; das
frostige Wetter, der scharfe Wind, der jetzt unverkennbar von See kam, schienen
ihnen nichts auszumachen. Mittags sahen sie zum ersten Mal Möwen vor dem
wolkenzerrissenen Himmel, obwohl es noch anderthalb Tage bis zur Küste waren.
    James hatte sich den Schlafsack um die Schultern
gehängt, mochte er aussehen wie ein Katastrophenflüchtling, ihm war’s egal,
wenn nur der Wind ihn nicht noch mehr auskühlte. Er hatte sich noch nie so
schwach gefühlt wie jetzt, und der Marsch brachte ihn mehr als einmal an seine
Grenzen. Wenigstens war mit dem Fieber auch der wüste Schwall der Erinnerungen
zurückgegangen; die Stimme, die ihm wie seine eigene in den Ohren klang und ihm
so aufdringlich von ihm selbst erzählt hatte, war erst zum Murmeln abgeklungen,
dann langsam eingeschlafen.
    Überhaupt waren sie alle still geworden. Firn lief
wieder allein voraus. Seine Hand verheilte zwar gut, sah aber weiterhin jämmerlich
zerstört aus. Wenn James ihm mit dem Verband half und ihn nach Schmerzen oder
Beweglichkeit fragte, bekam er allenfalls ein zynisches Grinsen zur Antwort. Und
von Pix und Carmino hörte man nur was, wenn sie sich um die letzten
Honigbonbons stritten. In dem Schweigen, das zwischen ihnen allen herrschte,
konnte er seine eigenen Zweifel wieder laut und deutlich hören. Zwar war er jetzt
sicher, dass es diesen Stein irgendwo in der Stadt dort vor ihnen wirklich gab
– aber würden ihnen die Schlepper überhaupt helfen können?
    An diesem Mittag rasteten sie unter einem großen
Lebensbaum, hinter ihnen eine Schafherde, die Schneemann nicht aus den Augen
ließ, und vor ihnen die Straße. Während er im Fieberstrom getrieben war, hatte
der Verkehr auf dem Traskepad wieder zugenommen, und seit Wentu Tent wurden sie
ständig von Wagen und Reitern überholt und an den Straßenrand gedrängt. Eine
neue Unruhe schien in der Luft zu liegen.
    Die Sonne kam gerade für eine Weile durch, und er zog
die Decke fester um sich und hielt sein Gesicht in das bisschen Wärme, das sie
noch spendete. Währenddessen kümmerten sich Carmino und Firn ums Kochen. (Dass
Pix nichts tat, damit hatten sie sich inzwischen abgefunden.) Sie hatten noch
Eier und Speck, Brot und Käse, und der Duft, der sich nach einer Weile
ausbreitete, hinderte ihn am Einschlafen.
    „Was machen bloß plötzlich all die Leute da? Die
können doch nicht alle nach Ligissila wollen, vor allem, wenn es stimmt, dass
die Stadt zu ist!“
    „Da ist wieder ein neues Gerücht unterwegs“, sagte
Firn. „Hab’s letzte Nacht gehört. Ein Wolkensammler im Norden hat eine Flut
angekündigt.“
    „Gute Idee, dann Richtung Meer zu fliehen“, knurrte
Pix. „Und lass das da bloß nicht anbrennen!“
    „Viele von denen wollen auf den Witkellen hinauf – das
ist der da vorne. Der höchste Berg hier“, erklärte Firn. Der Löffel schabte im
Kessel, als er das Rührei zusammenschob.
    „Ich kapier nicht, wieso die immer noch auf diese Typen
hören! Die haben doch schon ein paar Mal den Weltuntergang angekündigt, samt
Datum, und es ist nichts passiert.“
    „Kramper – was kannst du da schon erwarten! So, das
Essen ist fertig.“
    „ Wir gehen aber trotzdem ans Meer“, sagte Pix
und hielt ihm ihren Essnapf zum Füllen hin. „Stimmt doch,

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