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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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umnieten würde, um
gratis an das Teil zu kommen. Aber wie gesagt – sie musste sich wohl damit
abfinden.
    „Das ist wirklich ’ne nützliche Information“, sagte
James und stand auf. „Und genau zu dem Frachter müssen wir jetzt übrigens auch.
Wenn wir nicht bald unten sind, kriegen wir keinen Platz mehr.“
    „Ich muss kotzen auf Schiffen!“
    „Dann musst du eben kotzen!“
    „Und dann?“, fragte Bagratuni.
    „Dann gehen wir in eine Höhle und beten so lange, bis
deine Schwester ihre Hand wieder bewegen kann!“
    Der hatte heute so viel Zynismus und Entschlossenheit
in seinen Rehaugen, dass man sich glatt schon wieder Sorgen machen konnte – die
nächste Schizo-Show schien anzustehen. War vielleicht schon angelaufen.
    Endlich war es hell geworden. Als sie die Klippentreppe
runtergingen, war der Himmel über dem Meer ganz rot. Das Getrommel war da unten
sehr laut, aber viel schlimmer war der stechende Gestank, der sie überfiel, als
sie im Hafen ankamen. Fauliger Fisch, fauliger Tang – weiß der Teufel was. Sie
versuchte durch den Mund zu atmen oder am besten gar nicht und stolperte den
beiden Rucksäcken hinterher. Hier waren nicht nur Pilger unterwegs, auch die
einheimischen Leute legten schon mit ihren Arbeiten los. Ein paar Männer mit
Netzen über den Schultern trotteten ihnen stur und blicklos in die Quere,
hätten sie auch umgelatscht, wenn sie nicht ausgewichen wären. Einer von denen
zog sich gerade eine Mütze über seinen kahlen Schädel. Die hatten seltsame,
dunkelrote Flecken im Gesicht, wie verätzte Stellen oder alte Wunden oder so
was. Der Kahle hatte sie sogar auf seiner Glatze.
    Und überall weißes Volk, sämtliche Bekloppten dieses
Landes schienen sich heute Morgen hier zu versammeln. Das Trommeln kam
eindeutig von einem Strandabschnitt weiter rechts, den sie vor lauter Leuten
nicht sehen konnte. Als sie sich umsah, fiel das erste Sonnenlicht auf die
Front des Blauen Hauses – jetzt sah man, dass es wirklich blau gestrichen war,
von den roten Fensterrahmen mal abgesehen. Ganz oben entdeckte sie das runde
Fenster, das zu ihrem Schlafsaal gehören musste. Der Horizont über dem Meer
färbte sich rosarot, dann glühend orange. Und dann knallte sie gegen Bagrats
Rucksack, weil vor ihnen plötzlich alles stockte.
    „Was ist? Warum geht’s nicht weiter?“
    „Custodians. Anscheinend sperren sie da den Strand
ab!“, sagte einer vor ihnen, der aussah, als hätte er sich seit einem Jahr
nicht mehr rasiert oder gekämmt. Der war barfuß , der arme Irre!
    „Ist auch so“, sagte James leise.
    „Hä?“
    „Die sperren den Strandabschnitt ab. Ich hab’s vorhin
schon gesehen. Also, ihr dreht nicht durch, wenn ich’s euch sage, ja? Ihr hört
doch die Trommeln? Das sind diese Rotten. Ihr wisst schon, die –“
    „Was?! Hier unten am Strand? Und du –“
    „Pix! Nicht durchdrehen, denk dran! Die sind ganz
friedlich. Die sitzen nur da auf den Steinen und trommeln und – keine Ahnung,
was die machen. Sitzen eben einfach da. Und die Custodians bilden ja schon
diese Sperre!“
    „Hast du Rotten gesagt?“, fragte der Fakir vor ihnen
und würde grün im Gesicht. „Wüste Rotten? Hier auf dem Östreder Strand? Es hieß
doch, die bleiben in diesen Höhlen da bei Wolka Dunes!“
    „Jetzt sind sie eben hier. Das sind Pilger, hab ich
gehört. Genau wie – ähm, wir.“
    „Aber wir wollen doch aufs Schiff!“, rief eine Frau
vor ihnen. Sie hatte ein kleines Kind am Rockzipfel hängen, das so aussah, als
schliefe es im Stehen. Und natürlich fingen dann auch jede Menge andere an
rumzupöbeln, weil sie Angst hatten, das Schiff zu verpassen. Sie waren wie eine
Herde von diesen weißen Schafen, die man da drüben auf dem langen Berg sah, und
sie blökten, weil sie nicht weiterkonnten. Wuselten gegeneinander, schubsten,
weil alle die ersten bei der Anlegestelle des Frachters sein wollten. Der
übrigens ein Schrotteimer war, sie konnte ihn jetzt genauer sehen. Es ging
schrittweise vorwärts. Sie kamen an einem Haufen aus matschig-grünem Zeug
vorbei, der Quelle des stechenden Gestanks: dicke Tangmatten, von denen große,
langbeinige Insekten aufsprangen und aufflogen, wenn man zu nahe dran kam. In
Wassernähe gab es noch viel mehr von den Tanghaufen, und in denen stapften
Leute rum, die irgendwas daraus aufklaubten und in Eimern sammelten.
    Auf einmal waren sie ganz an den Rand der Herde
geraten, rechts neben ihnen nur noch diese Custodians – wie die Bullen am Rand
einer Demonstration, die aus

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