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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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dem Ruder läuft, nur ohne die Schutzschilde. Sie
bildeten eine so dichte Kette, dass kein Blick möglich war auf das, was sich hinter
ihnen verbarg. Nur das Trommelgetöse konnten sie nicht abschirmen.
    „Sie haben einen zum Verhandeln zu denen geschickt!“,
sagte ein Mann hinter ihnen. Sein Gesicht schimmerte ganz rosig in der
aufgehenden Sonne.
    „Die sprechen doch nicht mal unsere Sprache! Wenn
überhaupt irgendeine!“, wimmerte die Frau mit dem Kleinkind.
    „Deshalb haben sie ja einen geschickt, der das kann“,
erwiderte der rosige Mann geduldig. „Und jedenfalls bleiben die da auf ihrer
Seite. Das haben die Custos eben gesagt. Kein Grund zur Aufregung. Na bitte,
jetzt geht’s auch weiter da vorn! Sie haben den Landungssteg aufgemacht!“
    Scheiße, sie wollte da nicht rauf! Sie hasste Schiffe!
Ob sie doch noch umkehren sollte? James hatte doch selbst gesagt, dass –
    In dem Moment öffnete sich die dichte Reihe der
Custodians neben ihnen und ließ einen Mann hindurch. Er ließ einen langen Blick
über die weiße Herde schweifen, die an ihm vorbeizockelte – verflucht, sie
kannte den von irgendwoher! Den hatte sie schon mal gesehen!
    „Da, siehst du, Schwester?“, sagte der rosige Mann zu
der jammernden Frau. „Das ist der Unterhändler. Hab ihn schon von oben gesehen,
als ich noch auf dem Küstenweg war!“
    „James! He, guck mal, der da! Ich kenne den!“
    Aber als James sich umdrehte, hatte sich auch der Typ
umgedreht und ging an der Menschenmenge vorbei auf die Klippen zu.
    „Das war doch nur einer von diesen Custodians“, sagte
Bagrat.
    „War er nicht. Ich glaub –“ Beinahe wäre sie über die
Stufe gestolpert, die auf den Holzsteg führte. Dann war sie endlos zwischen
Rucksäcken und nachdrängenden Leuten eingeklemmt. Der Steg schwankte. Es ging
durch enge Gänge und über Treppchen hinauf, bis sie auf ein Deck hinauskamen.
Dort stellten sie sich dicht ans Geländer, wo sie bei Bedarf wenigstens
runterkotzen konnte. Das Wasser war ziemlich tief unter ihr. Und es war
ziemlich wenig Geländer zwischen ihr und dem Garnichts. Ihr war jetzt schon
schlecht. Und da kamen noch so viele Leute! Ganze Horden warteten noch auf dem
Strand! Von einem Fenster im Blauen Haus knallte ihr ein Lichtreflex genau in
die Augen. Unvermittelt kam die Erinnerung zurück, nach der sie eben gesucht
hatte.
    „Das war der Typ aus Gassapondra! Vom Markt! Der hat
bei uns ’ne Mistel gekauft! Ich erinnere mich genau, weil der so lang bei uns
am Stand rumgelungert hat – hat Nella total kirre gemacht. Ich hab gleich
gedacht, was will der bloß von ihr.“
    „Was? Wer?“, fragte James zur Abwechslung mal richtig
aufmerksam.
    „Der, den ich dir eben gezeigt hab! Der war auch in
Gassapondra!“
    „Wie sah der aus?“
    „Groß. Breit. Mittelalt, aber gut erhalten. Angegraut,
blaue Augen, kalt – Mann, ich kann’s dir nicht sagen, aber das Gesicht vergisst
man nicht – so ’n Macker eben!“
    „Ach, du vertust dich bestimmt – der da eben, das war
doch ’n Offizieller von hier. Wieso sollte der in Gassa auf dem Markt gewesen
sein!“, sagte Carmino.
    „Er war es! Und das Problem an der Sache ist, wenn der
uns wiedererkennt, dann weiß er, dass wir gar keine Pilger sind, sondern
Peregrini. Und das wär doch –“ Im letzten Moment konnte sie sich bremsen, weil
ihr nämlich gerade noch siedend heiß einfiel, dass sie James die Sache mit der
Peregrini-Deportation verschwiegen hatten. Sie warf der Taschenratte einen
warnenden Blick zu, aber für den war das Thema sowieso schon erledigt. Und
James sah zwar aus, als würde er über irgendwas grübeln, aber er fragte auch
nicht weiter. Jedenfalls wusste sie, was sie gesehen hatte, und das war
derselbe Mann gewesen! Der ging sogar genauso! Sie suchte ihn in der Menge auf
dem schmalen Strandstreifen, aber er war nicht mehr zu sehen. Sie ließ sich das
durch den Kopf gehen. Wie wahrscheinlich war es, dass dieser Typ sich an sie
erinnerte?
    Allmählich wurde es wirklich eng hier. James stand
schon so dicht bei ihr, als wären sie ein Liebespaar, und darauf hätte sie
verzichten können, aber immer noch besser James als Bagratuni oder ein Fremder.
Sie hielt sich am Geländer fest und spürte schon jetzt das Schwanken. Das Meer
sah verflucht wabbelig aus heute. Und das Schiff hier war doch kurz vor dem
Auseinanderfallen! Und dann sah sie noch was, Mann, heute waren ihre Augen aber
echt wach – musste die Panik sein. Unten an der Schiffsseite, auf der
abblätternden

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