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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Mit einiger Mühe wandte er den Blick ab, legte den Kopf auf den
Felsboden und schloss die Augen. Wie konntest du das wissen? Wie konntest du
davon träumen, so viele Jahre, bevor du überhaupt von Gahom gehört hattest?
Wie?! Ich hab mich nur an deine Träume erinnert, aber du, Aubrey – woher
hattest du das?
    Unvermittelt wurde Alarm aus den Schmetterlingsflügeln.
Das ist eine Falle!, dachte er. Irgendwer linkt mich hier doch! Irgendwer
spielt mit mir … lässt mich an Fäden tanzen!
    Nur die Ruhe. Jetzt nicht die Nerven verlieren … ich
bin da, wo ich hinwollte. Ich muss nur noch runterklettern. Wäre vielleicht
doch eher ein Job für Carmino gewesen.
    Zwischen seinem Felsvorsprung und dem
kimberverkrusteten Wandrest lagen nur etwa zwei Meter. Dazwischen ging es
allerdings an die dreißig Meter in die Tiefe … Okay, aber da drüben gab es
Kanten, Vorsprünge, Nischen. Und das war auch keine senkrechte Wand, steil, ja,
aber nicht senkrecht, nicht unmöglich. Es gab sogar ein paar richtige Absätze,
wo man pausieren konnte. Also –
    „Oh Mann, ich muss total bekloppt sein!“, murmelte er,
als er seinen Rucksack öffnete. „Keine Klettererfahrung. Körperlich kurz vor
dem Kollaps. Beschissene Ausrüstung – und zu allem Übel ätzt einem das Zeugs da
auch noch die Haut weg – muss also Handschuhe anziehen – Scheiße, wie soll ich
mich damit festhalten?“
    Zweifelnd streifte er einen der beiden Handschuhe
über. Extrem dichtes Leder, hatte der Typ in diesem Hinterhofladen gesagt.
Dafür waren sie erstaunlich geschmeidig. Aber konnte er sich damit am Fels
festkrallen, wenn es sein musste?
    Noch einmal sah er sich seine erste Kletterwand an.
Sie reichte fast bis zur Decke hinauf. In der weißlichen Kimberschicht dort
entdeckte er Wülste in beinahe regelmäßigen Abständen, fast wie Stufen. Was
hatte die so geformt – Wasser? Er dachte an das Rauschen, an die unterirdischen
Wasseradern – kam vielleicht sogar die Flut dort oben irgendwo herein? Dann
musste er noch vorsichtiger sein. Sein Blick blieb an einem dunklen Fleck
hängen, der im bläulichen Schimmer des Kimbers dort oben seltsam stumpf aussah.
Ein Felsbuckel? Auf jeden Fall war da ein Absatz, eine Nische vielleicht. Für
einen Moment hatte er den verrückten Eindruck, dass ihm gelbliche, glosende
Punkte aus diesem Dunkel heraus zublinzelten. Und plötzlich rann ihm Grauen
über den Rücken, und er verlor sich in dem Anblick wie eben in der Betrachtung
des Sees da unten –
    Als er wieder zu sich kam, kauerte er auf den Knien,
hatte den Kopf noch immer in den Nacken gelegt und hörte sich so laut atmen,
dass es fast wie Weinen klang. Etwas war passiert in diesen Minuten, die ihm
entglitten waren –
    Sein Gesicht war nass, vielleicht hatte er ja wirklich
geweint. Vielleicht war es auch nur noch mehr Schweiß. Er wischte es ab. Zog
die Ledermaske aus seinem Rucksack – nein, halt, erst noch mal was trinken –
dann zerrte er das Ding über seinen Kopf. Seine Hände zitterten, als er auch
den zweiten Handschuh anzog und die Metallspangen schloss, mit denen die langen
Stulpen um die Unterarme befestigt wurden. Wenn du nicht gerade drei Stunden in
nassem Kimber rumwühlst, dann halten die Dinger alles ab!, hatte der Mann heute
Morgen gesagt.
    Zitternde Hände – nicht gut. Er musste sich beruhigen.
Ganz ruhig werden. Den Kopf klar kriegen. Atmen.
    Jetzt hatte er es ja vor Augen. Er musste nicht
hinunter. Er musste hinauf, da hinauf. Das Dunkle dort oben – das war ein Helm.
    Ein Sprung von zwei Metern – unter normalen Umständen
ein Klacks. Da drüben war sogar eine Kante, an der er sich festhalten konnte.
Bis hinauf – sechs, sieben Meter, schätzte er. Vieles hing davon ab, ob sich
die Haken in den Kimber schlagen ließen und ob sie auch darin hielten. Einen
Hammer hatte er nicht. Er musste einen Messergriff nehmen.
    Das ist Irrsinn!, dachte er kalt. Der totale Irrsinn!
Aber ich muss es einfach versuchen. Alles andere ausschalten. Nur an den
nächsten Schritt denken. Messer-Zen … Komm schon. Es ist keine
senkrechte Wand!
    Er stand an der Kante. Ignorierte die Lichter von
unten. Ignorierte die Tiefe. Fixierte nur den Punkt drüben, auf dem er landen
wollte: einen kleinen, braunen Felsbuckel. Atmete tief ein. Sprang.
    Geschafft. Er presste sich an den Fels, fummelte den
ersten Haken vom Gürtel. Kaum mehr als ein breiter Nagel mit einer fast
geschlossenen Öse. Vorsichtig trieb er ihn in die weiße Schicht neben seinem
rechten Knie. Schlug

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