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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Der
Kimber hatte das Metall nicht überzogen, sodass das Visier nicht mit der Wand
verschmolzen war, wie sie das wahrscheinlich geplant hatte. Nur ein paar gelbe
Flocken hatten sich darauf niedergelassen. Die weiße Scheibe, die in die
Stirnmitte eingelassen war, schimmerte unberührt. Er konnte sie von der Seite
sehen. Sie und einen der Augenschlitze, durch den schwefliges Gelb gloste.
    Nicht denken. Er wollte das Visier lösen, erwartete
Widerstand in den uralten Scharnieren, mit denen es am Helm befestigt war, doch
als er daran zerrte, zerbrachen sie mit einem leisen, trockenen Knirschen. Die
Helmmaske fiel in seine Hand wie eine reife Frucht. Und der andere Teil des
Helms kippte von ihrem Kopf und fiel, immer wieder aufschlagend, an der
Felswand hinunter. Wie erstarrt hielt er still und wartete auf das Platschen,
das seine Ankunft unten im Wasser verkünden würde, aber das hörte er nicht.
Dann wagte er den Blick zu dem Kopf, den er freigelegt hatte, und sah von der
Seite in ein Gesicht, dessen Züge in gelblichem Kristall nachgebildet worden
waren. Nur an einem kleinen Stück von Wange und Schläfe fehlte er, da war
stattdessen elfenbeingelber, glatter Schädelknochen zu sehen, weil das
kristallisierte Fleisch innen in der Maske klebengeblieben war. Das eine Auge,
das er sehen konnte, war zu einem gelb glimmenden Stein geworden. Aber nicht
nur die glitzernde Kimberversion ihres Gesichtes war zum Vorschein gekommen mit
dem zum Schrei verzogenen Mund, mit der Todesangst, die man selbst so noch
erkennen konnte. Dieses Gesicht war umrahmt von langen, honigblonden
Haarsträhnen, die von funkelnden Flocken wie von einem besonderen Schmuck
durchsetzt waren und immer noch so lebendig wirkten, dass er sie berühren musste.
Sie verschwanden in der Kimberkruste, die an ihrem Hals, ihren Schultern
ansetzte.
    Dann lehnte er da an der Toten und betrachtete, was er
in den Händen hielt. Da war er, auf der schwärzlichen Metallstirn, der
Askertormen: ein weißer Stein von makelloser, fremdartiger Glätte, perfekt
gerundet bis auf eine einzige dunkle Stelle schräg oben am Rand, die wie der
Einschluss eines unregelmäßigen Kohlestückchens wirkte. Er strich mit der Hand
darüber – sah sich selbst dastehen wie einen der Affen, die in jenem
Kubrick-Film den Monolithen berühren, fühlte dasselbe atavistische Staunen,
Ehrfurcht jenseits von Worten und Vernunft. Sogar in seinem durchgeschüttelten
Zustand verstand er, dass dieser Stein unbezahlbar, unendlich kostbar sein
musste, auch wenn er nicht verstand, warum oder was er war. Es waren die
Fremdartigkeit und die Perfektion dieses Dings – als wäre da tatsächlich ein
Stück vom Mond herausgebrochen – vom silberweiß leuchtenden Mond der Märchen,
der angeträumt und unerreichbar im Nachthimmel über den Dächern der Kindheit
steht.
    Noch einmal sah er sich um zu der elenden Gestalt, die
dieses Ding hierhergebracht hatte – zu der, die es gestohlen hatte, um es hier
endgültig vor den Augen der Menschheit zu verstecken. Er lehnte seine Wange an
ihr Haar, und da war alle Fremdheit, alles Staunen weg, nur noch brennenden
Schmerz fühlte er, Reue – blutwarmes Menschengefühl, einen ganzen Schwall
davon, als wäre ein Kübel über ihm ausgegossen worden. Seine Kehle verengte
sich, für Sekunden konnte er die Qual der Frau fühlen, die sich immer noch in ihrer
Haltung ausdrückte, ihre Todesangst und auch ihre Liebe. Er wollte sich
hinsetzen und einfach sitzen bleiben. Der Impuls war so stark, dass er seine
Beute beinahe fallengelassen hätte.
    Schließlich verstaute er die Maske samt Stein unter
seinem Hemd, wo sie durch die zusätzlichen Schichten von Pullover und Jacke
hoffentlich geschützt war, zog den Handschuh wieder über und kam bei diesem
Hantieren – so schwierig hier auf dem schmalen Absatz – wieder zu sich. Er war
James Barrett, und er hatte den Askertormen gefunden. Das kalte, raue Metall der
Maske lag sicher auf seiner Haut. Und jetzt würde er sich an den Abstieg
machen. Zurück zu seinen Leuten. Und dann zurück nach Hause .
    Er stieß erst eines, dann einen halben Meter tiefer das
zweite Messer in den Kimber und tastete mit den Füßen nach der ersten Stufe.
Zog das obere Messer heraus, trug sein Gewicht so gut wie möglich mit den
Füßen, nutzte das andere Messer nur, um das Gleichgewicht zu halten, suchte
nach dem nächsten Halt und kroch so rückwärts Stufe um Stufe nach unten. Sah
nicht mehr hinauf zu dem Gesicht, zu dem Haar, das der Kimber nun

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