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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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ihn mit dem Messergriff ein. Rüttelte sacht daran. Fest.
Der saß tatsächlich fest! Er keuchte seinen Triumph durch die Mundritzen in der
Schutzmaske. Und wieder Ruhe. Vorsichtig das Knie hochziehen. Den Fuß auf den
Haken stellen. Mit dem linken einen kleinen Vorsprung nutzen. Die Hände um eine
Kante über ihm krallen. Erster Schritt geschafft. Gegen die Wand gepresst den
nächsten Nagel einschlagen. Dasselbe Prozedere. Diesmal hielt er sich mit der
Hand an einem der Messer fest, das er über seinem Kopf in den Kimber trieb.
Noch zwei solche Schritte, dann ertastete er den ersten Wulst. Er war glatt,
aber breit genug, um ihn als Stufe zu nutzen. Noch mal Triumph. Diesmal mit Schweißausbruch
danach – Jesus, er konnte nicht mehr! Würde einfach abrutschen!
    Er umklammerte den Griff des Messers, das eine
Handbreit über seiner Stirn im Kimber steckte, und wartete, bis der
Panikschwall durch ihn hindurchgerauscht war. Dann drängte er alle nutzlosen
Überlegungen und Ängste aus seinem Verstand. Kalt werden. Er musste hinauf. Und
es war möglich.
    So arbeitete er sich in kleinen Schritten voran,
nutzte Haken und Messer, jeden kleinen Vorsprung, jede Höhlung. Überhörte
seinen keuchenden Atem, beachtete den staubfeinen Kimbernebel nicht, den Messer
und Haken freisetzten. Dann kam ein Absatz, vielleicht fünfzehn Zentimeter
breit, aber ihm erschien er wie ein ganzer Balkon. Er zog sich hinauf, kniete,
die Füße im Nichts hängend, entspannte kurz die zitternden Muskeln, immer an
die Wand gepresst. Es gab kein Unten. Aber dem dunklen Fleck war er deutlich
näher gekommen. Er zwinkerte den Schweiß weg und sah angestrengt hinauf. Da gab
es wirklich eine Nische, die von Schatten gefüllt war. Er würde ausruhen
können! In diesem Moment fast mehr Motivation als die Beute selbst. Die konnte
er auch sehen. Sie steckte halb in der Wand, als habe der Kimber vergeblich
versucht, sie zu verschlingen.
    Weiter. Die Haken gingen ihm aus. Das hatte er nicht
bedacht. Inzwischen hatte er ein etwas sichereres Gefühl für die Stufen
bekommen – es mussten tatsächlich einmal Stufen gewesen sein. Er trieb beide Messer
über sich in den Kimber, presste die Füße auf die Kanten und zog und schob sich
voran.
    Er hat hier herüber gesehen!, huschte es durch seinen
angespannten Verstand. Der da drüben, Camris mit der Kapuze!
    Ein nächster schmaler Absatz. Von dort konnte er nicht
nur den Helm endlich genau sehen. Er sah auch, dass der nicht alles war, was
sich dort befand. Er erschrak so, dass er zusammenzuckte, krallte sich aber
sofort wieder fest. Schloss die Augen, zwang sich, ruhig zu atmen, zehnmal aus
und ein, bis sein hämmerndes Herz sich wieder beruhigte. Nicht denken!
    So kam er gewissermaßen blindlings irgendwann bei der
Nische an. Trieb noch einmal die Messer in die Wand, sank dann zitternd auf dem
bisschen Sims zusammen und versuchte zu Atem kommen, bevor er hinsehen musste.
    Er lehnte an einer dicken, funkelnden Kristallkruste,
gröber und stärker gefärbt als die Masse des Kimbers, der diese Wand bedeckte. Jünger .
Man konnte noch erkennen, was von dieser Kruste überwuchert worden war. Man
konnte die ganze Gestalt noch erahnen in ihrem Kristallkokon. Kniend, die Arme
nach oben in die Wand gekrallt, ganz so, wie er selbst hier angekommen war. Aus
dem Rücken ragte eine handbreitlange schwärzliche Spitze, nackt – der Kimber
mochte kein Metall, das war deutlich zu sehen.
    Unter dem Stück Metall waren die Kristalle von
schwefligem Gelb, wie bei der Mumie drüben an der Wand. Er berührte die Spitze
… ein Speer vielleicht, oder eine kleine Version der Stangen, die die Skalda
benutzten, wenn sie durch die Gänge gingen. Wie hatte sie die hier
heraufbekommen? Waren die Stufen damals noch wirkliche Stufen gewesen,
vielleicht nur von einer dünnen Kimberschicht bedeckt?
    Endlich richtete er sich auf den Knien auf und war
sozusagen auf Augenhöhe mit der Person, die eine Stange in den Kimber getrieben
und sich selbst auf ihre Spitze gespießt hatte, um nur ja nicht
hinunterzufallen von ihrem Versteck … um nur ja nicht schwach zu werden, wenn
der Regen die Sickerbäche unter dem Bult anschwellen ließ und der erste
Wasserguss auf sie herunterkam – wenn der Kimber anfing, an ihr zu nagen.
    „Oh Orla!“, hörte er sich mit tonloser Stimme jammern.
„Orla! Warum hast du nur – warum musste das sein –“ Er brauchte Minuten, bis er
sich bewegen konnte. Der rostbraun korrodierte Helm bedeckte ihren Kopf.

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