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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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sich dicht an der Felswand und achtete auf den Boden, auf Unebenheiten
und Risse. Nach einer Weile verschmälerte sich das Sims auf weniger als drei
Meter, und die Felswand wurde immer zerklüfteter. An einer Stelle rieselte
Wasser über den Stein, ein dünner Faden nur, und darin entdeckte er zum ersten
Mal blaugrün funkelnde Flecken. Das war die Farbe, war das Funkeln, an das er
sich erinnerte! Viel stärker als das milchige Blau der Pfeiler dort draußen!
Vielleicht sah der Kimber nur nass so aus? Oder war das die Jugendform seiner Kristalle?
Er wusste weder, ob es bei Kristallen so etwas überhaupt gab, noch ob sie sich
ausbreiten konnten wie Flechten, aber genau so sah es hier aus. An den nassen
Stellen auf den Felswänden war der Kimber auf dem Vormarsch. Man musste es im
Auge behalten. Nicht aus Versehen reinfassen. Vielleicht war es doch an der
Zeit, Handschuhe und Schutzmaske überzuziehen.
    Er sah sich um und stellte fest, dass er die Zähne
unterhalb des Schlundes schon nicht mehr sehen konnte. Querwände aus Kimber
verstellten ihm die Sicht. Und damit auch die Sicht auf die Stelle, an der er
hereingekommen war. Ich werd sie schon wiederfinden, sagte er sich und ging
weiter.
    Als er um den nächsten Vorsprung herumging, lag auf
einmal ein Schuh vor ihm im Weg. Unerwarteter, absurder Anblick. Bisher hatte
er gar nicht daran gedacht, dass auch hier Skalda unterwegs sein könnten.
Vielleicht bauten die den Kimber hier ja inzwischen sogar regulär ab! Aber der
Schuh war ein altmodisches, spitz zulaufendes Ding mit umgeklappten Schäften
und ohne Schnürsenkel oder Schnalle. Und es steckte noch ein Fuß darin – und
ein Bein.
    Der Schock erwischte ihn kalt. Aufkeuchend blieb er stehen. Aubrey ! Herrgott, das musste Aubrey sein! Dieses Etwas, das da an der
Wand lehnte! Er bückte sich, um es genauer zu betrachten. Was war schließlich
ein mumifizierter Kopf mehr oder weniger in seiner Erinnerung, nicht wahr? Dann
sah er die Kapuze, in die der Kopf zurückgesunken war. Das war der Kapuzenmann!
Der Kerl aus den Fieberträumen! Der war echt!
    Dieses Gesicht war so eingeschrumpft und
eingetrocknet, dass man von seinen Zügen nur noch wenig erahnen konnte.
Schulterlanges Haar umgab es, in diesem Licht konnte er nur sehen, dass es nicht
dunkel war. Ein Schleier aus gelblichen Kristallen, fein wie Schneeflocken,
wucherte über einer schwarzen Masse, die auf den Überresten einer Tunika
klebte. Sie waren auch auf der rechten Hand, einer ausgedörrten, ledrigen,
dunklen Klaue. Diese Hand war noch aus einem anderen Grund ein irritierender
Anblick, den er aber erst nach sekundenlangem Hinsehen ausmachte: Sie hatte
sechs Finger. Klarer Beweis dafür, dass das nicht Aubrey war. Zwischen den
Fingern ragte der Griff eines Dolches hervor. Die Klinge steckte in der Brust.
    Der Forscherdrang, der ihn in dieser Höhle bisher
angetrieben hatte, war plötzlich verflogen. Wer war der Mann? Warum hatte er
sich umgebracht, hier, an diesem Ort? Er hat nicht mehr rausgefunden!, rauschte
es durch sein Hirn. Genau wie du nicht mehr rausfinden wirst!
    Quatsch. Der Felsspalt ist keine hundert Meter
entfernt!
    Konnte das Aubreys Begleiter sein – Rogan? Aber der
war kahl gewesen … und außerdem gar nicht mit hereingekommen. Vielleicht hatte
es einer von den Verurteilten geschafft, sich aus dem Netz zu befreien? Aber
der hätte wohl kaum einen Dolch bei sich gehabt, und wenn, dann hätte er ihn
bestimmt nicht genutzt, um sich selbst damit zu töten!
    Nein. Es ist der Kapuzenmann. Camris . Das war
sein Name gewesen. Aubrey hatte ihn gekannt: Camris aus dem Totenreich.
    Auch die Linke des Toten war fest geschlossen. Sie lag
auf dem Boden, und etwas wie ein Band sah daraus hervor. Die Metallglieder
einer Kette, stellte er fest. Als er die Hand zu öffnen versuchte, brach sie
auseinander wie morsches Holz. Er zuckte zurück – aber was machte es aus, der
Mann war lange genug tot. Klirrend fiel auf den Boden, was die Hand umklammert
hatte. Es war ein kleiner geschliffener Flakon, der sich auseinanderschrauben
ließ – und warum ließ er das nicht einfach liegen, verdammt?!
    Schon während er an dem Schraubverschluss
herumfummelte, ahnte er, was er finden würde – es war Teil des Absurden – und
alles war absurd jetzt – die Absurdität würde ihn jetzt nicht mehr herauslassen
aus ihren Klauen –
    Dann fiel es weich in seine Handfläche: eine
Haarsträhne, die sich aufrollte und sich wie etwas Lebendiges um seine Finger
wand. Die

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