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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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alles
in Ordnung ist? Wie lang wollen wir denn noch warten?“
    „Mann, mach mich nicht verrückt!“
    „Da – hörst du das? Singt da einer?“
    Da sangen sogar drei. Die kamen eine Minute später um
die Wegbiegung. Arbeiter mit Stangen und Säcken und mit Flecken im Gesicht.
Hatten so was wie Neoprenanzüge an und Felljacken drüber. Und alle drei
trompeteten rum, als kämen sie gerade aus der Kneipe. Für die gab’s hier gar
keine Gefahr. Der Gesang zerplatzte zu Gelächter, und einer machte ein paar
affektierte Tanzschritte und krönte sie mit einem obszönen Hüftenschwingen. Die
anderen johlten. Dann entdeckten sie die beiden Fremden am Wegrand,
identifizierten sie als Pilger und grölten ihnen zu. Haha. Sehr witzig. Männer.
Überall dieselben Vollspacken. Sie war schwer versucht, ihnen was
nachzubrüllen, aber das ließ sie dann doch lieber.
    „Hast du noch was zu essen?“, fragte sie stattdessen.
    „Irgendwie beruhigend, dass das für die hier einfach
ihr Arbeitsplatz ist, ne?“
    „Ich brauch jetzt was zu essen! Hast du noch Panster?“
    „Im Rucksack. Da kommt noch einer.“
    „Ja, ist wahrscheinlich gerade Schichtende hier.
Scheiße, das ist ja alles zerbröselt!“
    Aber kaum hatte sie den Mund voll – Schock ! Der
Mann, der jetzt in die Reichweite der Lampen kam, das war der Typ von heute
Morgen! Der Typ aus Gassapondra! Jetzt bloß nicht auffallen! Er kam näher, mit
langen, aber langsamen, wachsamen Schritten. Fast so, als wäre er hier
auf Wachgang … und vielleicht war es ja so! Heute Morgen war der doch auch bei
der Bullen-Fraktion gewesen!
    Jetzt hatte er sie entdeckt, und auf einmal bekam sie
richtige Angst. Wenn James ausgerechnet jetzt zurückkam und der da diesen Stein
sah? Vermutlich durfte man so was gar nicht behalten!
    „Ihr da, Pilger – was macht ihr hier unten?“
    Ja, es war der Mann aus Gassapondra, gar kein Zweifel!
Die Stimme blieb einem im Gedächtnis, die hatte was Provozierendes und war –
ja, irgendwie sexy, so eine, bei der man sich den Typen automatisch noch mal
ansieht. In diesem Fall ja ein alter Sack, mindestens fünfzig. Und jetzt blieb
er direkt vor ihnen stehen – wenn sie doch bloß oben geblieben wären!
    „Stumm, Schweigegelöbnis oder einfach stur?“
    Als wären sie fünf Jahre alt!
    „Meine – meine Schwester – äh, ihre Hand ist – äh,
verletzt und – gelähmt. Sie will – sie will hier beten und fasten, weil – dann
wird sie vielleicht geheilt.“
    Bagrat stammelte sich um Kopf und Kragen, aber der Typ
grinste weiter fett und unverschämt. Kein Wunder, denn sie würgte gerade den Pansterbrocken
runter und hatte wahrscheinlich jede Menge Krümel auf dem weißen Fummel. Sie
versuchte einen Orla-Blick, ganz kuhäugige Unschuld, aber es funktionierte nicht.
    „Ihr hättet bei euren Leuten bleiben sollen. Pilger
haben hier unten nichts zu suchen.“
    So aus der Nähe betrachtet waren seine Augen noch viel
schärfer und aufmerksamer. Wonach hielt der denn Ausschau, verdammt? Hatte er
sie etwa doch wiedererkannt? Vielleicht sollten sie einfach wegrennen! Sie
stand zögernd auf. Und in genau dem Moment sah sie eine rasche Bewegung aus dem
Augenwinkel, nicht weit rechts von ihr –
    Es geht alles zu schnell. Eine weiße Gestalt springt
an ihr vorbei, mit ausgestreckten Armen, wie ein Raubtier, kreischt – „ Nein! “
– stürzt sich auf den Mann herunter – dumpfes, knirschendes Krachen – der
taumelt, nicht nur vom Aufprall –
    Dann hört sie sich selbst schreien. Der Typ hat einen
Felsbrocken im Kopf! Man kann eine eingedrückte Stelle an der Seite seiner
Stirn sehen, da steckt das Ding fest! Blut ist auf ihren weißen Umhang gesprüht
– hat das Gespenst sie etwa auch erwischt? Sie greift sich an den Kopf – da ist
nichts, oh Gott sei Dank! Der Mann sackt zusammen, sitzt auf dem Weg wie überrascht
– seine Augen ganz starr – und das Gespenst ist ganz weiß, hat kein Gesicht – kein
Gesicht !
    Schleier !,
keucht ihr Verstand. Nur verschleiert! Pilger !
    „Wo ist er?“ Ein Zischen hinter dem Schleier, keine
richtige Stimme. Das Gespenst bückt sich – zerrt dem Kerl den Brocken wieder
aus dem Schädel! Und Blut schwappt über sein Gesicht!
    Jemand reißt sie zurück, quetscht ihr dabei
schmerzhaft die Titten, hüllt sie in eine Wolke aus Schweiß- und Panikgestank,
keucht an ihrem Ohr. Affenhirn. „Wer?“, blubst er, sie sieht seine
vorquellenden Augen von der Seite, spürt seine totale Abwehrspannung.
    „Wo ist James?“

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