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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Das Gespenst ist eine Hexe – und die
hebt schon wieder die Arme, mit dem blutigen Stein! Sie kann nicht wegsehen –
kann sich nicht rühren – kann sich nicht rühren ! Gleich wird das Ding
ihren Kopf treffen – sie kann’s schon fühlen – das ist wie im Traum – dann ein
scharfer Schmerz in ihrem Arm –
    „ Beweg dich endlich !“, gellt es direkt in ihr
Ohr, sie kriegt einen Stoß in den Rücken, der schubst sie aus der Schlagbahn
des Steinbrockens heraus. „ Renn !“
    Und plötzlich stolpern ihre Beine vorwärts, zwischen
den Felsblöcken hervor auf den Weg, schaffen es irgendwie, sich nicht so zu
verheddern, dass sie fällt, rennen dann, rennen.
    Bagratuni brüllt, wie sie noch nie jemanden hat
brüllen hören. Keine Worte, nur wüste Schreie, die noch den ganzen Scheiß über
ihnen zum Einsturz bringen werden. Mach, dass sie ihn nicht erwischt hat!,
heult es durch ihre blutig pulsierenden Gedanken. Werd nie mehr Spacko sagen –
nur nicht er auch mit Stein im Schädel da auf dem Boden – bitte – bitte – mach,
dass sie ihn nicht kriegt –
    Glutheiß ihre Kehle – ihre Brust platzt – weiterrennen
geht nicht – ist die Irre noch hinter ihr? Oh Gott, ich kann nicht mehr – nur
noch bis da vorne – kann nicht mehr – nur noch bis da! Jaulend hält sie wenn
jetzt der Stein kommt nicht zu ändern –
    Fällt der Länge nach hin. Kein Stein. Kein Treffer.
Keine Schreie. Gar nichts. Wo ist die Hexe? Wo ist Bagrat? James?
    Niemand kommt. Niemand ruft. Weil alle tot sind. Sie
ist allein. Alles vorbei!
     
    2.
    James schlug krachend mit dem Knie auf die Felsplatte,
die ihm das Leben rettete. Im ersten Moment war seine Freude allerdings
gedämpft, er lag da und hielt sich das Knie, japsend vor Schmerz, überzeugt,
dass die Kniescheibe kaputt war. Die Maske unter seinem Hemd hatte
wahrscheinlich Löcher in seine Brust und seinen Bauch gebohrt, aber Hauptsache,
sie war noch da. Als er endlich wieder zu Atem kam, bemerkte er, wie viel
feuchter und schwerer die Luft hier unten war. Steingesättigter Nebel füllte
seine Lungen, legte sich auf seine Augen – dann spürte er das Brennen in seiner
Handfläche, sah die blutigen Abschürfungen, die gesplitterten Fingernägel. Wie
sollte er das gegen den Kimber schützen? Bestimmt war das Zeug schon in den
Wunden. Er musste zusehen, dass er so schnell wie möglich hier rauskam! Den
Askertormen hatte er immerhin!
    Dann sah er sich um und erkannte schaudernd, dass er
nur einen halben Meter oberhalb des Wassers gelandet war. Er hockte mitten im
Herz des blaugrünen Gefunkels. Die Lichtreflexe glitten über ihn wie die einer
Diskokugel. Nicht weit von ihm stiegen große Gasblasen wie gläserne Pilze aus
der Wassertiefe herauf und zerplatzten. Das Wasser war so klar, dass man nicht
abschätzen konnte, wie tief es war. Es stand wie ein See um die Felswand. Und
das nächste Ufer war etwa drei Meter weit entfernt, eine Kante, die ganz von
blauem Kristall überzogen war. Kaputtes Knie hin oder her, er musste da
hinüberspringen. Das Knie tat furchtbar weh, als er aufstand, aber gehen konnte
er, und so nahm er einen jämmerlichen Anlauf und sprang, bevor er noch einmal
darüber nachdenken konnte. Erreichte die Böschung, krallte sich an die
scharfkantige Kristallkruste und zog sich keuchend hinauf. Dann blieb er einfach
liegen.
    Da – von weither ein hallendes Getöse. Wieder Schreie?
Pix und Carmino? Er versuchte zu rufen, aber da kam nichts raus. Dafür atmete
er noch mehr von dieser schweren Luft ein. Die würde seine Lunge mit
schwefelgelben Kristallflocken füllen.
    Brüllen? Rogan ist längst weg. Das war’s. Ich komm
nicht mehr raus. Was für ein Witz: Auf der Jagd nach einem Stein hier mitten in
diesem Smaragdgefunkel steckenzubleiben! Racht lacht. Irgendwer macht sich
wirklich lustig über uns.
    Der Kimber beißt. Der frisst schon. Und bald kommt
wohl auch die Flut.
    Blaugrünes Funkellicht … so lang gesucht. Als wär‘s
die Lösung aller Rätsel. Und die ganze Zeit bedeutete es einfach nur: Ende.
    … schade, ich wär gern in der Weiße gestorben … es soll
gut sein in der Kälte, wie Einschlafen. Das hier wird schmerzhaft sein und
dauern. Wie für die armen Kerle, die da oben hängen mussten in ihren Netzen –
    … hab’s wohl genauso verdient … für Persepha –
    … warst nie Medusamädchen, Persepha … warst meine
Persephone … und hier ist –
    … hier ist Hades –
    James zuckte zusammen, und der Schmerz in seinem Knie
brachte ihn zu sich.

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