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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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fast nicht mehr halten
konnte.
    „ Ich bin’s, Inglewing!“, schrie er ihn auf
Graix an. „Bleib unter der Decke! Ich bring uns hier raus!“
    Vielleicht kapierte er’s, jedenfalls verstummte er und
klammerte sich dann mit beiden Armen um seinen Hals.
    Minutenlang sah er nicht, in welche Richtung er
eigentlich ging, zwischen all diesen drängelnden, hopsenden Körpern hindurch,
zwischen hochgereckten Armen, an Gesichtern mit starren Augen, brüllenden
Mündern vorbei, durch den Gestank von Schweiß, Vergorenem und Irrsinn. Dann war
er plötzlich auf der anderen Seite des Küstenwegs und musste immer wieder den
Leuten ausweichen, die über die Treppe aus dem Hafen heraufquollen. Außer den
Pilgern waren da auch städtisch gekleidete Leute dabei, aber alle waren sie
erhitzt und berauscht, Teile eines einzigen, wutentbrannten Organismus.
    Erst als er an der Treppe vorbei war, dünnte die Menge
ein wenig aus, und er hielt an, um zu Atem zu kommen und sich zu orientieren.
Er verlagerte Sandrou in den anderen Arm – das Kind zappelte, wollte selbst
laufen, war ja auch eigentlich längst zu groß, um sich tragen zu lassen, aber
er kriegte den Gedanken an kinderfressende Pilger einfach nicht mehr aus dem
Kopf.
    Dann verkündeten hinter ihnen das Klirren von Glas und
schrille Triumphschreie, dass das Blaue Haus eingenommen wurde.
    „ Holt ihn raus !“, brüllte die Horde. „ Kumatai
will ihn haben !“
    Er musste das Tuch um sein Gesicht lockern – wie
konnten die bloß darunter atmen?! – und dabei rutschte Sandrou aus seinen
Armen. Kaum auf dem Boden angekommen, fing er an herumzutrampeln – kam jetzt wieder
einer von seinen bühnenreifen Tobsuchtsanfällen? Nein, er kämpfte sich nur aus
der Decke heraus. Schmiss sie dann über die Klippe hinunter in den Hafen, der
Dummkopf. Hinter den Fenstern des Blauen Hauses war jetzt flackernde
Helligkeit, und er sah das gezackte Loch in der Scheibe. Genau da waren sie
eben noch gewesen! Da flog die nächste Fackel – prallte an der Wand ab, fiel
auf die Menge zurück, die weiter ihre düsteren drei Silben skandierte. Aus
einem der unteren Fenster schlugen auf einmal lodernde Flammen heraus. Jemand
riss an seinem Arm, als wäre der eine Pumpe. Sandrou. Schrie und zerrte immer
weiter an ihm. Er sah ihn an, versuchte, seine Ohren auf Sandrous Stimme
einzustellen, sie aus dem allgemeinen Lärm herauszufiltern –
    „Magohse!“, schrie er, zumindest war es das, was er
verstand. Magohse – der legendäre Urahn der quallenartigen, schwebenden Gohsen,
dessen Kopf so groß wie eine Baumkrone sein sollte und dessen Nesselfäden
angeblich ein ganzes Dorf einhüllen konnten –
    „Hier gibt’s kein Gelichter!“
    „ Magohse !“, brüllte Sandrou. „Kommt aus dem
Meer!“ Und kauerte sich zwischen Dorians Füßen zusammen, die Arme über den Kopf
gelegt. Er konnte fühlen, wie der Junge schlotterte. Jetzt drehte er wohl
durch, für den war das hier einfach zu viel. Doch dann fiel sein Blick aufs
Meer, und er verstand. Fahlgrau im Mondlicht schoben sich dort die glatten,
runden Nasen von zwei übergroßen, zylinderförmigen Ballons durch die Luft auf
sie zu. Man konnte die Stricke sehen, die sie mit den vergleichsweise kleinen
Gondeln verbanden.
    „ Die Herrin !“, brüllte jemand. „ Da kommt sie ! Sie steigt zu uns herab !“
    Inzwischen hatten viele die Erscheinung entdeckt, und
das Getümmel kam ins Stocken, sogar das Tyggboren-Geschrei trocknete für
Sekunden beinahe aus – alles starrte zum Meer hin.
    Da sind sie!, dachte Dorian, und das war ein Moment
lupenreinen Stolzes. Alles funktioniert! Sie fliegen!
    Sie kamen langsam auf die Küste zu, seine Luftschiffe,
und die Leute standen da und starrten zum Nachthimmel hinauf, und Staub sank
auf schweißnasse Haut, in offene Münder und aufgerissene Augen.
    Dann brach der Bann. Unartikuliertes Geschrei brandete
zu den Schiffen hinauf, viele warfen sich auf den Boden. Was erwarteten die –
dass da tatsächlich Kumatai auf ihrer verdammten Küste landete?! Aber die
hatten wohl genug Karann intus, um alles zu glauben.
    Zehn, fünfzehn Meter hoch flogen sie, das eine drehte jetzt
Richtung Bult ab (die Lenkung funktionierte also auch!), das andere glitt über
den Hafen von Östred hinweg. Er hörte das Summen des Motors, konnte das
Rohrwerk der Gondel sehen, aber nicht, wer darin stand. Hochgereckte Arme,
Schreie –
    Dann fiel von dort etwas auf die andächtige Menge
herunter – geriet im Fallen in Brand – landete gar

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