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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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jetzt eine panische Herde, die Richtung Tal
trampelte –
    Noch einmal sah er zum Himmel auf, fassungslos,
ungläubig, vielleicht in der Hoffnung, dass er sich geirrt hatte, dass dies
alles ein schlechter Traum war. Aber da oben zog noch immer ein Flugschiff
seine Bahn, und ein anderes hatte den Bult in Brand gesetzt, und vielleicht hatte
eins von ihnen ja doch die Göttin an Bord, die Herrin, die den Sturmwind reitet

    „Was sind das bloß für Scheiß-Zeppeline?!“, kreischte
Pix. „Jetzt hab ich mir auch noch in die Hose gepinkelt! Was ist das für ein
beschissener Krieg hier?!“
    Das hysterische Gelächter ganz in der Nähe kam
eindeutig von Carmino.
    Der Bult brannte, ein feuriger Rücken im Meer. Das
Kumatinli schien in einer Flammenschale zu schwimmen, und dichte Rauchschwaden
trieben um seinen Gipfel mit dem Ring, in dem inzwischen vermutlich die Göttin
erschienen war. In der ganzen Bucht schaukelten brennende kleine Inseln im
Wasser. Und noch während er hinsah, flammte weit draußen ein weiterer
Feuerschein auf: Flar. Flar brannte auch. Und mit ihm ganz bestimmt sein Wagen.
    Kate !, dachte
er. Da war er sicher, dass er sie nie wiedersehen würde.
    Viele Meter hoch wirbelten die Funken, und er sah mit
tränenden Augen hinauf und erwartete, hoffte, dass sie endlich die Ballons
erwischen und die Dinger zu Feuerbällen machen würden. Hätte er einen Bogen
gehabt, er hätte sie selbst heruntergeschossen.
    Aber die beiden Flugschiffe drehten in aller Ruhe
wieder ab und verschwanden in der Nacht. Den Probeflug hatten sie jedenfalls
bestanden.

22. Der Baum am Ende der Welt
     
    1.
    Das Brausen der Feuerwand und die furchtbaren Schreie
hörte er Tag und Nacht. Wenn es nachließ, wurde das Gemurmel deutlicher, das
dahinterlag. Die Stimmen von Jakobe und dem Mann mit dem eingeschlagenen
Schädel. Manchmal hörte er stundenlang demselben Satz zu. Das von dem Staub an
den Stiefeln, der sich nicht einfach abschütteln lässt … das war so ein Satz. Voller
Bedeutungen, denen man nicht nachgehen wollte. Er hörte ihm zu, bis er in
einzelne Wörter, dann in Laute zerfiel, die endlich keinen Sinn mehr ergaben. Jäger-Shelter .
Wenn ihm das gelang, war das einer der besseren Momente. Die anderen dachten,
dass er weggetreten war, aber das stimmte nicht. Er war sogar bemerkenswert
klar im Kopf, fand er. Sein Kopf hatte noch am wenigsten abgekriegt, von der
gebrochenen Nase mal abgesehen. Seinen Kopf hatte Jakobe geschont, damit er bis
zum Schluss alles mit ansehen konnte. Das hatte sie geschafft. Er schlief er
nicht mal mehr, jedenfalls nicht richtig. Er hörte den Schreien der brennenden
Menschen zu und dem Ostinato der Stimmen, die ihm seine Schuld erklärten.
Zumindest, bis nachmittags die Schmerzen wieder so schlimm wurden, dass sie
alles andere aus seinem Verstand verdrängten.
    Sie gingen durch den Wald an den Hängen des Kellen-Gebirges
Richtung Westen. Zurück. Diese Mühe war eigentlich bescheuert, aber sie gingen
weiter, weil ihr Anführer das so wollte. Firn, der Mann, der überleben würde.
Man fragte sich, was der im Winterlager der Montagus wollte. Was würde da
besser sein als irgendwo sonst? Aber keiner hatte eine bessere Idee oder die
Energie, sich ihm zu widersetzen.
    Nur einmal blieben sie einen ganzen Tag in dem
Unterschlupf, in dem sie schon die Nacht verbracht hatten, und hängten die
nächste Nacht noch dran. Das war wegen Inglewing. Inglewing hatte die Grippe
und so hohes Fieber, dass er zwischen den kahlen Bäumen umhertorkelte und den
Hang hinunterzustürzen drohte. Firn hätte sie trotzdem weitergetrieben, keine
Frage, aber Pix zeterte ihm so lange die Ohren voll, bis sie die Rast
durchgesetzt hatte. Den Hakemi – den dümmsten Bauern auf dem Spielbrett – brauchten
sie nicht. Sie hatten noch ein paar von den Pilzbröckchen übrig, die auf dem
Traskepad schon dem Hakemi das verfluchte Leben gerettet hatten. Damit brachten
sie auch Inglewing wieder auf die Beine. Das Feuer hatte ihm die Haare auf
einer Seite des Kopfes und eine Augenbraue weggesengt, er sah komisch aus.
Eigentlich sahen sie mit diesen Tüchern um den Kopf, die nur die Augen
freiließen, alle komisch aus. Wie ein Beduinentrupp, der einem Feuer gerade
eben entkommen und danach in einen Sandsturm geraten war.
    Nach dem Rasttag war er gestern irgendwie wacher
gewesen. Das merkte er daran, dass in seinen Gedanken auf einmal Platz war für
die Sache mit dem Winterlager. Das ging ihm dauernd durch den Kopf: Winterlager,
Montagus,

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