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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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„Ohh Mann, ich kann’s nicht! Ich will auch nicht! Du hörst
doch, was die brüllen! Ich bleibe hier. Oder ich geh einfach da raus und sage
–“
    „Du gehst einfach da raus!“, bestätigte Firn in scharfem
Ton und hob das Tuch wieder auf. „Und zwar als Pilger. Jetzt bind das um!“
    Es war Miryadin, die James schließlich das Tuch um den
Kopf band und ihm in die Tunika und die Schuhe half. Was sie zu ihm sagte,
konnte Dorian nicht verstehen, aber James schüttelte den Kopf.
    „Ich will nicht mehr weiter. Ich hab genug! Und
vielleicht würd das diese Sache ja in Ordnung bringen! Ich war’s doch!
Vielleicht braucht Kumatai ein Opfer!“
    „Ich scheiß auf Götter!“, schnauzte Firn und zerrte
ihn auf. „Du kommst mit! Und wag es nicht, draußen irgendeinen Blödsinn zu
machen! Wenn du da draußen nicht still bist, hau ich dir aufs Maul, ist das
klar?!“
    „Reg dich bloß nicht auf“, murmelte James, aber
immerhin humpelte er hinter ihm her.
    „Pack den Kleinen gut ein, Ska“, sagte Miryadin. „Es
ist besser, wenn draußen niemand sieht, dass du ein Kind bei dir hast!“
    Dorian hob den schlafwarmen, schlaffen und erstaunlich
schweren Sandrou auf und wickelte die Decke um ihn. Auch ohne Miryadins Warnung
war ihm schon sehr unbehaglich bei dem Gedanken gewesen, sich mit einem Kind
durch diese Verrückten drängeln zu müssen. Vielleicht hatte Sandrou ja doch
Recht, und die opferten oder fraßen kleine Kinder?! Und das Geschrei war schon
so nah – wie sollten sie da bloß entkommen?
    „Findet ihr den Weg durchs Haus zur Gartentür?“,
fragte Miryadin. „Ihr müsst einfach dem breiten Flur folgen!“
    Sie verließen den Krankensaal, ohne auch nur einen
weiteren Gedanken daran zu verschwenden, die Fahlan umzustimmen und zur Flucht
zu überreden. Keiner hatte dafür noch Energie übrig. Im Haus roch es nach Rauch.
Sie begegneten niemandem mehr, anscheinend waren jetzt alle im Keller oder
schon in den Gängen – Schmugglerwege, ha, das hatte er ja gleich vermutet, dass
die Amakurrins sich auf diesem Gebiet betätigten! Wieso hatten sie bloß auf
Firn gehört – war doch Wahnsinn, da auf die Straße zu gehen!
    Sandrou bewegte sich unruhig – wenn er nur nicht
aufwachte! Der würde losbrüllen, wenn er sich von vermummten Pilgern umgeben
sah – würde ihnen den Mob auf den Hals hetzen!
    Dann waren sie durch die Gartentür hindurch – waren
draußen in der seltsam riechenden Nacht – sogar durch das Tuch roch man das.
Dieser Staubschleier in der Luft, der sich direkt auf die Augen legte –
heimatlich, noch einmal an Halmyre erinnernd. Die leeren Stangen eines
Gemüsebeetes vor ihm – wackliger Holzzaun ringsum – landwärts nur unwegsames
Felsgeröll, dahinter direkt die Steilklippe, auf der ganz oben der bessere Teil
von Östred lag – da ging’s nicht weiter. Erst eine halbe Meile weiter fielen
die Klippen in sanfteren Hängen ab, aber das war dann ohnehin kurz vor der
Südstraße. Blieben die Tents und der Küstenweg.
    Auf den ersten Blick war man versucht, über den Zaun
zu steigen und durch das Gewirr von Wagen und Zelten zu fliehen. Die
Menschenmenge zu vermeiden, die auf dem Küstenweg auf das Haus zu drängte. Aber
in der Menge würden sie nicht auffallen, da hatte Firn schon Recht. Wenn man
sich am Rand hielt, kam man dort vermutlich selbst gegen den Strom schneller
voran als durch das unüberschaubare Gewirr der Tents. Es war der letzte Moment,
in dem sie noch eine Wahl hatten – in wenigen Sekunden würde die Menge den
Tunnel unter dem Haus erreichen, und von da waren es nur wenige Meter bis zu
ihnen.
    „Los jetzt, Inglewing!“, schrie Firn ihn an. „Geh!“
    Sie versuchten es durch die Lager – liefen an
verlassenen Wagen und Verschlägen vorbei in Richtung Stadt, aber schon nach
wenigen Schritten in die Gässchen hinein stießen sie auch hier auf die Menge:
Überall eilten die Leute auf den Küstenweg zu. Wenn man sich nicht querfeldein
zwischen Lagerplätzen und Menschenströmen hindurchkämpfen wollte, musste man
mit dem Strom laufen. Weil er das Kind trug, entschied er, sich zunächst einmal
auf den Küstenweg hinunter mittreiben zu lassen. Er verlor James und Firn aus den
Augen und steckte Sekunden später mitten in der Flut der schreienden, blicklos
vorandrängenden Menschen.
    „ Holt den Tyggboren ! Bringt ihn der Herrin !“
    „ Tygg-bo-ren ! Tygg-bo-ren !“
    Die Menge schwang in diesen drei Silben. Natürlich war
Sandrou inzwischen wach und trat um sich, bis er ihn

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