Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
ihr der verdammte Eimer in den Brunnen fiel, wenn sie ihn von der Kette
abnahm. Sie füllte den einen Eimer und hängte den Schöpfeimer wieder an die
Kette – und dann stand da plötzlich Halfast neben ihr. Vermutlich träumte sie
das, Halluzinationen passten genau in ihren Tag.
    „Lass mich mal“, sagte er aber und war ziemlich
eindeutig wirklich da. Sein Ärmel streifte ihren Arm, als er ihr den
Schöpfeimer aus der Hand nahm. Er machte das mit dem Schöpfen so schnell und
geschickt, wie man es wohl nur durch lange Übung hinkriegte. Auch dabei rauchte
er – er hatte praktisch immer einen von den kleinen braunen Zigarillos zwischen
den Lippen oder zwischen den Fingern. Er füllte ihren zweiten Eimer.
    „Für die Gilwissel?“, fragte sie.
    „Die sind fertig.“
    „Dann – äh – danke.“ Sie wollte die Eimer nehmen, aber
dann kam das Highlight des Tages.
    „Ach, ich mach das schon“, sagte er an der Kippe
vorbei und nahm die Eimer auf. Und warf ihr dabei so ein halbes Lächeln zu –
    Obwohl er fast direkt wieder über sie und alles andere
hinwegsah, schlug dieser Blick in sie ein wie ein Schuss. Ohne ein weiteres
Wort ging er los, trug die Eimer so ruhig, dass nichts herausschwappte, was ihr
nie gelang. Sie hatte nichts anderes zu tun als hinterherzutrotten und starrte
auf seinen langen Rücken, die langen Beine, den blonden Pferdeschwanz, der
zwischen seinen Schultern herunterwippte. Sein Haar war dunkler blond als das
von Horgest dem Schweinewürger (nicht zu fassen, dass die Zwillinge waren!)
und, wie bei vielen Männern, die ihr Haar lang trugen, dicht und ein bisschen
lockig, sodass man als Frau nur neidisch glotzen konnte. Jetzt stampfte er
mitten durch die Eselkacke – okay, das war nicht gerade romantisch, aber dieses
halbe Lächeln flackerte immer noch vor ihren Augen.

4. Nicht Menschenaug‘, noch Fuß vom Tier
     
    1.
    In ihrer letzten Nacht auf der Hafenwiese von
Gassapondra schlug das Wetter um. Regen trommelte auf die Wagendächer und
verwandelte den Platz in einen stinkenden Morast. Ohne Frühstück packten sie in
der Dämmerung zusammen und bekamen die Wagen nur mit Mühe aus dem Schlamm. Aber
als es hell wurde, hatten sie eine Straße erreicht, die die Montagus den
Ferulweg nannten, und die sich viele Wagentage weit Richtung Norden an der
Küste entlangschlängelte. Grün war es hier, sogar an diesem grauen Tag; es gab
nichts als grasiges Hügelland zu ihrer Linken, und zur Rechten die schroff
abfallenden Klippen, an die das Meer klatschte. Nach den Tagen in der Stadt
schmeckte die Luft hier draußen unglaublich frisch.
    Während um ihn herum alles gut gelaunt und zufrieden
war – es ging endlich nach Krai, und in Gassa hatten sie gute Einnahmen gehabt,
obwohl sie drei Tage weniger als sonst auf dem Markt verbracht hatten – wälzte
James düstere Gedanken. Immer wieder ging er das Gespräch mit dem Kerl von Salz-und-Seide durch. Wie hatte er nur so blöd sein können, diesem Laurent seinen Namen zu
nennen! Den Askertormen zu erwähnen! Mit den verräterischen Katrannels da
aufzukreuzen! Jetzt kannten die sein Gesicht und seinen Namen, sie wussten,
dass er zum Stern von Montagu gehörte, weit weg wollte und bereit war,
dafür eine Menge zu bezahlen … Denen fehlt eigentlich nur noch meine E-Mail-Adresse,
dachte er zynisch. Was würden die mit ihm machen, mit einem Volltrottel ohne
Geld? Dasselbe wie mit Kriope? Denn Laurent, das war die Pelektá. Daran gab es
keinen Zweifel. Ebenso wenig wie daran, dass sie seinen Weg wieder kreuzen
würden. Seine einzige Hoffnung war, dass man ihn lebendig nützlicher finden
würde. Immer wieder sah er sich um – nach Reitern, die schnell nähergekommen wären
und dann bei ihnen angehalten, ihnen die Weiterfahrt verwehrt hätten, bis die
Montagus James Barrett herausgaben.
    Aber da kam niemand. Überhaupt war nicht viel los auf
diesem Weg – man sah hauptsächlich Marktbesucher mit Eselskarren, die zurück zu
ihren Dörfern zwischen den Hügeln fuhren. Die einzigen, die wie die Montagus
weiter nach Norden wollten, schienen zwei Reiter zu sein, die hin und wieder
auf einer Hügelkuppe weit voraus in Sicht kamen. Seine Anspannung ließ
allmählich nach, und er konnte das Gefühl von Freiheit genießen, das ihn
überkommen hatte, als die Wagen endlich wieder fuhren.
    Wenn man sich so umsah, fing man an zu verstehen,
warum dieser Weg vergleichsweise wenig befahren war. Ab und an krönten zwar
kleine graue Häuser die Hügel und blickten aus

Weitere Kostenlose Bücher