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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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sie gerade standen,
ragte einer von den Schuppen hervor. Der hier hatte sogar eine kleine Treppe.
Ein Kübel mit einer Pflanze stand darauf, deren lange, rote Blüten im Wind
zappelten. Und von der hölzernen Tür dahinter blätterte stumpf gewordener,
roter Anstrich in großen Schuppen ab. Die rote Tür!
    „Also, dann wolln wir mal sehen, ob er zuhause ist.“
    Das Häuschen stand am äußersten Ende des Geländes,
nicht weit dahinter begann eine verfilzte Wildnis aus Dünengesträuch. Der Wind
schlug ihnen in die Gesichter, als sie auf der Treppe standen. Der Alte hieb an
die Tür und rief etwas auf Graix. Es dauerte bestimmt fünf Minuten, bis sich
drinnen etwas tat, fünf Minuten, in denen James mehr als einmal überlegte, ob
er nicht einfach abhauen sollte. Dann wurde plötzlich geöffnet. Eine magere
Frau, die sie nicht ansah und nichts sagte, verschwand gleich wieder in der
Düsternis. Die Dünste von zahllosen vergangenen Mahlzeiten und noch mehr
abgebrannten Zigaretten schienen sich auf den Holzwänden wie eine unsichtbare,
aber klebrige Tapete abgelagert zu haben.
    „Laurent?“, rief der alte Mann.
    Eine weitere Tür öffnete sich, und vor ihnen stand ein
Mann, der vielleicht dreißig war und aussah, als hätten sie ihn aus dem Schlaf
gerissen; schulterlanges dunkles Haar hing ihm aufgelöst ums Gesicht. Er
musterte James verdrießlich und wandte sich dann an den Alten.
    „Was ist? Ist das wieder eins von deinen
Honigblümchen?“
    „Nein. Kenn ihn gar nicht. Er stand am Hafen und
fragte nach ’nem Weg nach London .“
    Der Mann lachte säuerlich und winkte sie dann in das
Zimmer herein. Obwohl noch graublaues Tageslicht durchs Fenster fiel, brannte
auf dem von Papieren übersäten Schreibtisch eine Lampe. Das Regal dahinter war
bis zur Decke mit Kästen und Ordnern vollgestellt. Der Mann – Laurent – ließ
sich auf den Schreibtischstuhl fallen. James bemerkte ein seltsames Muster auf
seiner Wange, dann begriff er, dass der Mann mit dem Gesicht auf den
Spitzenmanschetten seiner Hemdsärmel geschlafen haben musste. Jetzt fischte er
sich aus einer Schale eine Handvoll Sonnenblumenkerne und fing an, sie zu
knacken.
    „Und du hast ihn einfach so hergebracht, aus reinem
Mitgefühl, ja? Kann’s mir schon denken.“ Der verächtliche Blick kehrte zu James
zurück und verharrte dort. „Na, mir kann’s egal sein. Also, Name?“
    „Äh – ich wollte nur eine Information. Erst mal.“
    „Ja“, seufzte der Mann und schnickte sich noch ein
paar Kerne in den Mund. „Natürlich.“
    „Also – also zuallererst sollte ich wohl sagen, dass
ich – ähm, noch nicht dafür bezahlen kann.“ Scheiße, konnte man es noch blöder
angehen?! Aber er wollte sich auf keinen Fall zahlungspflichtig machen, bevor
er wusste, woran er war. „Auch nicht für Informationen.“
    Der Mann, der die Hand schon nach einem
messingfarbenen Stundenglas ausgestreckt hatte, sah auf und ließ die Hand
wieder sinken. Der Ausdruck in seinen braunen Augen war ziemlich intelligent und
gar nicht mehr verschlafen.
    „Wie willst du dann zahlen? Ich steh nicht auf
deine schönen Augen, wie Herb hier. Schlag dir das also gleich aus dem Kopf.“
    Und schon saß er in der Patsche. „Ich will ja
eigentlich nur wissen, was es kostet.“
    Laurent grinste, ein langsames, schlaues Lächeln.
„Jede Reise hat ihren Preis, Ska“, sagte er und zerbiss einen Kern. „Und je
weiter die Reise …“
    „Ja, das ist mir schon klar. Ich werde Geld
haben, das wollte ich sagen.“
    „Ah …“
    „Ich werd es verdienen . Und dann will ich nach
London. Was ich jetzt wissen möchte, ist, wie teuer das wird.“
    „Damit du weißt, wie viel du verdienen musst, um –?“
    „Genau.“
    „Ja, weißt du, Ska – das hier ist kein Einkaufsladen.
Wir haben hier keine festgelegten Preise. Es hängt von dem ab, der reist. Auch
davon, wie eilig er es hat. Solche Dinge eben.“
    „Ich bin kein – kein Verbrecher, wenn Sie das meinen.
Ich bin nicht – äh, auf der Flucht.“
    „Nicht? Warum dann London?“
    „Ich – ich will einfach dahin! Vielleicht will ich
einfach – wirklich weit weg, verstehen Sie? Diese Sache mit dem Vulkan –
die macht mir Angst!“
    „Angst! Soso …“
    „Also, was verlangt ihr üblicherweise für so eine
Strecke? Wie weit ist sie überhaupt? Wie – wie macht ihr das eigentlich?“,
platzte es aus ihm heraus.
    „Hm, das sind jetzt aber eine Menge Fragen, Ska!“
    „Gut … also, versuche ich’s anders … nehmt ihr

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