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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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dunklen Fenstern über das Meer. Über
die grünen Abhänge verliefen immer noch Bruchsteinmauern wie Gürtel, die das
Wegrutschen der Wiesen verhindern sollten. Da gab es verwilderte Gärten, auch
mal einen windschiefen Obstbaum, aber niemals Menschen. Nie Rauch aus den
Schornsteinen, Wäscheleinen, Kinder, Tiere. Diese Häuser waren alle verlassen.
    Um die Mittagszeit machten sie Halt unterhalb von
einem dieser Häuschen. Das Wetter hatte schon vor einer Weile aufgeklart, und
die Männer streckten sich ringsumher im Gras oder auf den Mauern aus. James
ließ sich aufseufzend auf die sonnengewärmten Steine einer Bruchsteinmauer
fallen. Drei Tage Wanderpause, und schon beschwerten sich seine Muskeln nach
einem einzigen Morgen Arbeit. Stanwell, der ja nun seinen eigenen Wagen
kutschierte und deshalb als Galiziakfahrer ausfiel, musste sich von seinen Kollegen
einiges anhören. „Dafür habt ihr ja jetzt Carmino und James!“, war alles, was
er dazu zu sagen hatte, und dann schenkte er seinem Wagen einen weiteren
verliebten Blick. Umso mehr Spott und Gelächter erntete er, als er Sekunden
später aufsprang, um einen Schwarm schwarze Vögel von seinem makellos roten
Wagendach zu verscheuchen. Es waren Jujunas Schützlinge, die sie hier frei
fliegen und sich ihr Futter in den Wiesen suchen ließ. Auch sie schienen die
Seeluft zu genießen, nachdem in Gassa schließlich doch noch zwei von ihnen
eingegangen waren.
    Während Stanwell eingebildete Spuren von seinem
Wagendach entfernte, holten sich die anderen – als keine Frau kam, um ihnen
einzuschenken – einen Becher Makave zu dem Napf mit kaltem Zemmes. Den
Kaffeekrieg ließen sie an diesem Mittag aus Faulheit ruhen. Zum Nachtisch gab Juniper
eine Tüte mit klebrigem Süßzeug herum, das er auf dem Markt gekauft hatte.
    „Lebt hier eigentlich gar keiner mehr?“, erkundigte
sich James, nachdem seine Zähne den Kampf mit einem steinharten Lakritzbrocken
gewonnen hatten. „Wir sind bestimmt schon an zehn von solchen Häusern
vorbeigekommen!“
    „Klar, das sind Ferulhäuser! Was meinst du, warum der
Weg hier so heißt?“
    „Feruls sind aufgegebene Häuser“, erläuterte Halfast. „Sieht
man gerade an den Küsten oft. In der Nähe von unserem Winterlager zum Beispiel,
da stehen manche schon seit über zweihundert Jahren leer.“
    „Und so was kennt ihr also nicht, da unten im Süden ?“,
fragte Firn, aber James ignorierte die Frage ebenso wie die Schärfe seines
Tons.
    „Warum wurden sie aufgegeben?“, fragte er.
    „Die Besitzer sind in die Städte gezogen. Gestorben.
Wer weiß das schon.“
    „Die Feruls sind eine Gabe Gottes. Die Häuser, und
besonders ihre Gärten!“ John deutete mit dem Kopf zu dem wild wuchernden Grün
hinauf. „Heute Abend kriegen wir frisches Gartengemüse, und das ganz umsonst!“
    „Also, wenn ihr alle um diese Jahreszeit nach
Krai zieht, müssten hier dann nicht ständig Peregrini-Trupps unterwegs sein?“,
wunderte sich Carmino. „Müssten die Gärten nicht längst leergefressen sein?“
    „Wir nehmen doch nie alle denselben Weg! Da würden uns
die Kramper gar nicht mehr durchlassen. Diese Route hier über den Ferulweg, die
teilen wir uns im September nur mit den Brennaghanns und den Calwallas und ein
paar Kleintrupps, so wie Gaetano.“
    „Siehst du das da an der Mauer?“ Juniper zeigte auf
die Schichtsteine, zwischen denen Grasbüschel wuchsen. Erst jetzt fiel James
auf, dass sie außerdem kleine farbige Graffiti trugen.
    „Tiffel!“
    „Stimmt. Das da, die grünen Flammen, die sind von den
Calwallas. Sie waren dieses Jahr schon hier, das kannst du an den sechs
Strichen erkennen – für das Jahr sechsundfünfzig.“
    „Vermutlich vor drei Tagen“, ergänzte Stanwell.
    „Der Garten da oben ist groß genug, dass viele ihn
nutzen können, vorausgesetzt, niemand erntet alles ab. Da, siehst du das
schwarze Flügelpferd der Brennaghanns? Und da unten –“
    „Euer blauer Stern!“
    „Ja. Der da ist vom letzten Jahr. Dieses Jahr
schreiben wir ihn noch hin.“
    „Aber hier ziehen doch noch mehr Leute vorbei,
Händler, Reisende, Wanderer … wie diese Reiter da vor uns … und die Leute aus
den umliegenden Dörfern, kommen die denn nie hierher? Warum ziehen sie nicht in
diese Häuser, die sehen doch gut erhalten aus?“
    „Weil die Kramper Schiss vor unsern Tiffeln haben.“
Juniper lachte. „Die halten das für schwarze Magie. Siehst du die da, die
roten, die aussehen wie ein gehörntes Doppeltor? Es ist nur die

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