Tyler Moreno
einschlief.
TY
Es war mittlerweile acht Uhr am Abend und Ty war mehr als froh, endlich nach Hause zu kommen. Sein Handy hatte schon gegen drei Uhr den Geist aufgegeben, nachdem es eine Zeit lang ununterbrochen in seiner Tasche geklingelt hatte.
Schweren Schrittes ging er die Stufen zu seine Wohnung hinauf. Der Fernseher dröhnte ungewöhnlich laut aus Ninas Wohnzimmer.
"Nina?", rief er, bekam jedoch keine Antwort. Also ging er ins Wohnzimmer und fragte nochmal: "Nina?"
"Hey Ty!", quiekte Titiana, seine Schwester, vom Sofa aus.
"Hey Tia, was zum Teufel machst du hier?"
"Ich habe dir doch gesagt, das ich Ende November zurückkomme und dich dann besuche!"
"Tia, wir haben vor einem Jahr darüber gesprochen, das weiß ich doch jetzt nicht mehr."
"Tja, also hier bin ich!"
"Sehe ich. Wo ist Nina?"
"Wer ist Nina?"
Langsam wurde Ty nervös. "War sie denn nicht hier, als du ankamst?"
"Ach, dieses Mädchen meinst du? War ja mal wieder nett von dir, dass du mich hinter dir her räumen lässt."
"Wo ist sie, Tia?", fragte er und fühlte Panik aufsteigen..
"Ich weiß es nicht. Gegangen. Ich habe noch versucht, dich anzurufen, weil sie dir einen ganzen Haufen Sachen gestohlen hat, ehe ich sie aufhalten konnte."
Seine Knie gaben nach, er ließ sich in den Sessel fallen.
"Komisches Ding, dein Geschmack war auch schon mal deutlich besser, großer Bruder!"
Sein Magen rumorte und ihm wurde ganz eindeutig übel.
"Was hast du gesagt?", krächzte er an dem Kloß in seinem Hals vorbei.
"Nicht viel, nur was sie hier noch will. Dass sie endlich gehen soll, weil du heute eh keine Zeit für sie haben wirst, weil ich ja heute da bin und ich mir sicher war, dass du mich zum Essen ausführst. Was ist denn dein Problem, Ty?"
Sein Puls raste und das Atmen viel ihm schwerer als noch vor fünf Minuten. Er kramte sein Handy hervor, nur um festzustellen, dass sein Akku leer war. Schnell suchte er nach dem Festnetz-Telefon. Er wählte die Nummer, aber im gleichen Moment, in dem er erleichtert sein wollte, weil es nicht ausgeschalten war, hörte er das Klingeln aus Ninas Schlafzimmer.
"Was ist denn los mit dir, Ty? Du bist irgendwie blass."
Eine kurze Bestandsaufnahme machte seine schlimmsten Befürchtungen wahr. Handy, da. Papiere, weg. Notebook, weg. Kamera, weg. Fotoalben, weg. Bestimmt würden auch einige Klamotten fehlen, aber er machte sich nicht die Mühe, danach zu suchen.
"Ty!", hörte er seine Schwester jammern. Aber konnte sie nicht ansehen. Würde er sie jetzt beachten, würde er sie umbringen.
"Arco!", schrie er durch die Wohnung und als der Rüde nicht kam, öffnete er in einer letzten verzweifelten Hoffnung das Fenster.
"Arco!"
Auch im Garten kein Zeichen von dem Rüden.
"Wenn du diesen riesigen Köter suchst, den hat sie mitgenommen und einen Audi, aber da er pink war, wird er sowieso nicht dir gehören, oder?"
Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen.
Wieder tastete Ty nach seinem Telefon.
"Dario?"
"Ty?"
"Sie ist weg. Ist sie bei dir? Hat sie sich bei dir gemeldet?"
"Nein, vielleicht ist sie nur mal raus."
Ty antwortete nicht. Er wusste es besser. Nächste Nummer.
"Cat, ist Nina bei dir?"
"Nein, warum..."
Nächste Nummer. Erst Sky, dann Ryan, dann Shane. Nichts, niemand wusste etwas!
"Ty! Wo bist du?"
"Wenn Sie den durchgedrehten Abklatsch von Tyler suchen, der sitzt hier in einem pinken Bett!", rief Tia zu Dario, der gerade den Flur entlang kam
"Wer sind Sie?", fragte Dario gewohnt scharf.
Tia musterte Dario von Kopf bis Fuß und hatte ihn wohl für gut befunden, denn sie stellte ihre Stimme auf Schnurren.
"Titiana Moreno, freut mich wirklich, dich kennenzulernen!"
"Schaff sie mir aus den Augen", brummte Ty, der noch immer versuchte, nicht auf seine Schwester loszugehen.
"Ty?" Shane.
"Hey Shane!", grüßte seine Schwester fröhlich.
"Oh Scheiße! Sag nicht, du bist auf Nina getroffen?", fragte Shane mit sorgenvoll verzogener Miene.
"Sag mal was habt ihr nur alle. Flittchen weg, alles gut. Wie immer, oder?"
"Shane!", knurrte Ty. Dieser begriff sofort und zog Tia zum Ausgang.
"Was soll das?", quiekte sie noch, doch Shane zog sie einfach mit sich.
"Hey, ich habe gerade Shane und Tia die Treppe hinunter gehen sehen. Da ich davon ausgehe, dass sie ausnahmsweise mal nicht zum Vögeln gehen, gehe ich recht in der Annahme, dass Tia schuld an Ninas Verschwinden ist?", fragte Ryan, als er das Zimmer betrat.
Er nickte grimmig.
Die Verzweiflung schnürte Ty die Kehle zu.
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