Tyler Moreno
Stuhl unter den Arm geklemmt, eilte er in seine Küche. Er bereitete ihr Frühstück vor, mit allem, was er für ein Frühstück für nötig hielt.
Um sieben Uhr dreißig entschied er, dass auch Joey lang genug geschlafen hatte.
"Wer stört?", meldete sich Joey brummend.
"Joey? Ty hier! Ich brauche heute einen Termin für meine Freundin."
"Keine Chance! Ich arbeite heute nicht."
"Ich zahle dir, was du möchtest, Joey. Du musst sie heute tätowieren."
"Ich kann heute nicht, Ty!"
"Ich werde den Scheißladen gleich kaufen, dann musst du kommen!"
"Mach mal halb lang, Großer! Ich habe heute einen nicht verschiebbaren Termin. Ich stehe morgen früher auf und ihr beiden könnt um acht bei mir sein. Okay?"
"Danke, Mann!"
"Das wird teuer und du bist mir zusätzlich noch einen Gefallen schuldig!"
"Was auch immer du möchtest, Joey, was auch immer!"
Als er das Gespräch beendet hatte und sich umdrehte, sah er Nina im Türrahmen stehen. Klein, verschlafen, unsicher und anbetungswürdig.
"Guten Morgen, Querida", sagte er leise und sanft. Kein Lächeln, nichts. Nur Misstrauen und Enttäuschung.
"Ich hab dir einen Stuhl besorgt", sagte er und zeigte auf den Stuhl. Ninas Blick fiel darauf und ihr Ausdruck wurde ein klein wenig weicher. Sie lief darauf zu, darauf bedacht, ihm nicht zu nahe zu kommen. Sie setzte sich, zog sofort ihre nackten Füße an und rieb sie zwischen ihren Händen. Daraufhin drehte Ty auch in der Küche die Fußbodenheizung höher und holte ihr ein Paar dicke Socken.
Für diese Geste erntete er sogar den Hauch eines Lächelns. Sie aß ein wenig von dem Frühstück, das er für sie gemacht hatte und beobachtete ihn dabei ganz genau.
Als sie ihre Gabel weggelegt hatte, ging Ty zu ihr und kniete sich vor ihr hin.
"Es tut mir leid, Nina. Dieser ganze verdammte Abend. Dass ich dich mit Cat losgeschickt habe. Zweimal. Dass ich nicht auf dich gehört habe, als du mir gesagt hast, dass du das nicht kannst und nicht willst. Es tut mir so leid, Querida. Dass du so leiden musstest. Ich hätte bemerken müssen, wie schlecht es dir dabei geht." Ty verstummte. Er wusste nicht was er noch sagen sollte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie berühren zu dürfen. Sie in den Arm zu nehmen. Er stützte seine Hände auf den Oberschenkeln ab und ließ den Kopf hängen.
Er hatte immer gewusst, was Nina wollte und brauchte. Veranstaltungen wie die gestern Abend gingen ihm selber so auf die Nerven, dass er Ninas Leid einfach ausgeblendet hatte. Ihre kühlen Finger an seiner Schläfe ließen ihn kurz aufsehen, ehe er seine Augen schloss und sich in ihre Hand schmiegt.
"Mein Gott, Querida, lo siento muchísimo! Bitte verzeih mir!" Dann drehte er seinen Kopf und küsste ihre Handfläche. Ninas zweite Hand legte sich an seine Wange, streichelte einmal darüber, dann stand sie auf. Ty ließ seinen Kopf wieder hängen.
Glücklich darüber, es wohl doch nicht ganz versaut zu haben und unglaublich traurig, dass sie ihm ihre Berührung schon wieder entzogen hatte.
"Komm", hörte er sie flüstern und als er sich zu Tür umwandte, stand sie im Rahmen und hatte ihm eine Hand entgegengestreckt. Schnell sprang er auf und nahm die ihm dargebotene Hand. Sie führte ihn ins Schlafzimmer.
"Hose?", fragte sie ihn. Widerstrebend löste er seine Hand aus ihrer und lief zum Schrank, um ihr eine viel zu große Jogginghose zu suchen.
Ihr Kleid zog sie unter dem Pullover aus und schlüpfte dann schnell in die Hose. Wieder unter die Decke gekuschelt, sah sie ihn auffordernd an. Er wollte sich gerade zu ihr legen, als er bemerkte, dass er immer noch seine Abendgarderobe trug. Er zog sich bis auf die Unterhose aus und schlüpfte dann in eine Jogginghose, um Nina ja nicht zu bedrängen.
Dann legte er sich neben sie. Ein Meter lag zwischen ihnen. Die Gesichter einander zugewandt und die Blicke ineinander verschränkt.
"Du bist mir unglaublich wichtig, Querida. ich möchte dich auf keinen Fall verlieren." Ty erzählte ihr seine Perspektive des Abends. Den Eindruck, den Benson auf ihn gemacht hatte. Über ihren Rückzug vor ihm.
"Das war einer der schlimmsten Abende meines Lebens. Ich würde alles dafür tun, dass du mir verzeihst, Nina!"
"Auch ein Tattoostudio kaufen", sagte sie leise mit Tränen in den Augen. Vor Erleichterung, ihre Engelsstimme zu hören, wäre Ty beinahe selbst in Tränen ausgebrochen.
"Ich lege dir meine Welt zu Füßen, Honey!" Ein kleines Lächeln erhellte er ihre Züge.
"Wann?"
"Morgen um acht, wenn du
Weitere Kostenlose Bücher