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Tyrannenmord

Tyrannenmord

Titel: Tyrannenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Jensen
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mitbekommen. Ich habe die Personalien einiger Zeugen bereits aufgenommen«, erwiderte Hensel.
    »Danke, das setze ich voraus, das meine ich jetzt nicht«, antwortete Schmidt. »Ich meine, ob jemandem etwas Verdächtiges aufgefallen ist, etwas, das vielleicht irgendwie anders war als sonst!«
    »Ja, hmmh, ja«, Hensel verzog das Gesicht und kratzte sich verlegen am Kopf. »Die Aushilfskellnerin, eine Studentin aus Flensburg, befand sich zur Tatzeit direkt hinter dem Wirt, glücklicherweise etwas schräg versetzt. Sie meinte, ein kurzes Aufblitzen von den Dünen her bemerkt zu haben.
    »Okay, das war das Mündungsfeuer. Die Aussage bestätigt meine Vermutung vom ungefähren Standort des Gewehrschützen«, bekräftigte Schmidt nickend. »Ich lasse jemanden hier, der großräumig aufpasst, dass wichtige Spuren nicht beseitigt werden. In ein paar Stunden, bei Tageslicht«, fuhr Schmidt fort, »werden wir die betreffenden Flächen genauestens unter die Lupe nehmen. Und die Leiche«, Schmidt wandte sich an Emil Kaiser, einem jungen Beamten aus seinem Team, »schafft ihr jetzt bitte umgehend zur Untersuchung in die Gerichtsmedizin.«
    »Ach, Herr Hauptkommissar, dass da drüben ist übrigens Frau Thomsen.« Hensel deutete mit dem Kopf zu einer weinerlichen, jungen Frau, die gerade am Kneipeneingang aufgetaucht war und ihre Tränen mit einem weißen Taschentuch bekämpfte. »Sie war vorhin noch nicht vernehmungsfähig, aber – lassen Sie mich jetzt mal eben machen.« Hensel ging die paar Schritte zu der Kneipenwirtin hinüber und redete eine Weile auf sie tröstend ein, dann nickte sie kurz. Während sie zwischendurch erneut Tränen aus ihrem Gesicht wischte, kam sie anschließend mit dem Polizisten, der zwei, drei Schritte vorausging, Schmidt und Isabell auf halbem Wege entgegen.
    Die darauffolgende Vernehmung, die im Gastraum der Kneipe stattfand, förderte nichts Konkretes zutage Auf die Fragen der Beamten, ob ihr Mann Feinde gehabt haben könnte, antwortete sie eher ausweichend oder in dem Sinne allgemein, dass er in seinem Umfeld wahrscheinlich immer irgendwelche Neider gehabt haben könnte. Im Übrigen gab sie vor, unter Schock zu stehen, sodass Schmidt aus Rücksichtnahme das Verhör später im Präsidium bei passender Gelegenheit erneut aufzunehmen gedachte.
    Die Beamten hatten inzwischen im Streifenwagen Platz genommen.
    »Also, Herr Hensel, das da eben war nicht gerade ergiebig«, wandte sich Schmidt an den Polizisten. Sie sind ja gewissermaßen so etwas wie ein Insider vor Ort – deshalb erneut dieselbe Frage an Sie: Könnte jemand aus dem direkten oder auch weiterem Umfeld des Mannes Interesse an dessen Tod haben?«
    »Ich denke schon«, erwiderte Hensel, »denn auch bei Frau Thomsen wurde der Versuch unternommen, sie zu denunzieren. Ich habe mich vorhin in der Kneipe dazu natürlich noch nicht geäußert, weil Sie hier letztlich die Ermittlungen führen.
    »Das war korrekt und in Ordnung«, lobte Schmidt, »doch nun erzählen Sie mal.«
    »Ja, also, nachdem vorhin die Spurensicherung eingetroffen war, ging ich kurz zum Streifenwagen zurück, um meine Jacke überzuziehen. Da bemerkte ich, dass ein Zettel unter meinem Scheibenwischer steckte.« Hensel fischte das zusammengefaltete Blatt aus der Ablage des Armaturenbretts und hielt es Schmidt entgegen, auf dem mit ungelenker Schrift folgendes geschrieben war: ›Die werte Dame geht gern mit Rockern fremd.‹
    »Gut«, antwortete Schmidt, »Neider gibt es überall und das ist wenig ergiebig. Wenden wir uns deshalb besser dieser Gegend und dem weiteren Umfeld von Thomsen zu.«
    »Okay, da müsste ich aber jetzt ein wenig ausholen«, antwortete Hensel.
    »Der Thomsen hatte hier ebenfalls nicht nur Freunde. Schon sein Schrottplatz, dieser Schandfleck in unserem Dorf, erhitzte die Gemüter. Als er schließlich Anfang des Jahres die ziemlich heruntergekommene ›Fischerklause‹ übernahm, hieß es, er wolle ein nettes, kleines Ausflugslokal einrichten. Die Gemeinde stand dem natürlich mit Wohlwollen gegenüber. Gab sich Thomsen zu Beginn eher recht bieder und unauffällig, ich möchte sagen, eben wie ein Normalbürger, begegnete man ihm später häufiger in schwarzer Montur. Ab und an waren auch Kutten zu sehen und das Lokal entwickelte sich in wenigen Monaten immer mehr zu einem beliebten Treffpunkt für diverse Motorradclubs«, Hensel räusperte sich, »und die bestanden weiß Gott nicht nur alle aus artigen Poppern.«
    »Was meinen Sie damit konkret?«, meldete

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