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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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römischen Ehefrauen“ einbrachte. Die Priesterinnen der Vesta waren junge Mädchen, die, bis sie Mitte Dreißig waren, als Nonnen in einem Tempel leben mussten, um dort das heilige Herdfeuer zu hüten. Auf eine Übertretung des Keuschheitsgebotes stand für sie die Todesstrafe durch Vergraben bei lebendigem Leibe. Livia schwieg zu den Liebesabenteuern ihres Gemahls, auch weil sie wusste, dass Augustus gelegentlich solche Abenteuer einging, um ein politisches Ziel zu erreichen. Wenn Augustus Affären mit anderen Frauen hatte, so berichten antike Autoren, verfolgte er die Absicht, sie über die politischen Pläne ihrer Ehemänner auszuhorchen.
    Es ist heute unbestritten, dass die 18 v. Chr. von Augustus verfügten Ehegesetze von Livia veranlasst wurden. Durch das „Gesetz über das Heiraten“ versuchte man, mittels Strafen und Versprechungen die Mitglieder der Aristokratie dazu zu bringen, eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen, um das Problem des fehlenden Nachwuchses in den gehobenen Gesellschaftsschichten zu lösen. Die alte Zucht und Ordnung in der Familie versuchte man durch das „Gesetz über den Ehebruch“ wiederherzustellen, indem eine treulose Ehefrau mit ihrem Geliebten und den Mitwissern zu lebenslanger Verbannung in Verbindung mit Vermögenseinzug verurteilt wurde.Wenn ein Gatte vom Ehebruch seiner Gemahlin Kenntnis erlangte, war er zur Anzeige verpflichtet. Diese Anzeige konnte auch vom Vater der Frau vorgenommen werden. Falls beide nicht tätig wurden, konnte jeder Bürger den Ehebruch anzeigen. Das „Gesetz über den Aufwand“ verbot, dass ein großer Teil des Vermögens für Juwelen, teure Kleider, Bauten und Festlichkeiten ausgegeben wurde. Diese drei Gesetze sollten die vornehmen Damen der Gesellschaft dazu anhalten, sich Livia zum Vorbild zu nehmen.
    Obwohl die Politik ihres Mannes erfolgreich war, bereite seine Nachfolge ihr schon frühzeitig große Sorgen. Sie erhielt zwar Ehrentitel wie „Pflegemutter“ oder „Mutter des Vaterlandes“, aber ihre Ehe blieb nach einer Fehlgeburt kinderlos.
    Der Kaiser Augustus versuchte die Frage seiner Nachfolge dadurch zu lösen, dass er seiner einzigen Tochter hierin die entscheidende Rolle aufbürdete. Bereits im Alter von 14 Jahren wurde sie im Jahre 25 v. Chr. mit Marcellus, dem Sohn seiner Schwester Octavia, verheiratet. Seinen Schwiegersohn nahm er durch Adoption in seine Familie auf und bestimmte ihn zu seinem Nachfolger.
    Mit dieser Entscheidung ihres Gemahls begann der Familienstreit im kaiserlichen Haus, der erst ein vorläufiges Ende fand, als es Livia gelang, ihren jüngsten Sohn Tiberius zum Nachfolger ihres Ehemannes zu machen. Dieses Ziel ihrer von Anfang an geplanten Familienpolitik erreichte sie, indem sie gegenüber ihrem Mann als eine fürsorgliche und immer auf sein Wohl bedachte Ehefrau auftrat, aber mit gnadenloser Härte, die auch vor Verbrechen nicht zurückschreckte, alle Mitbewerber ihres Sohnes ausschaltete.
    Als sein Schwiegersohn Marcellus schon nach zwei Jahren plötzlich verstarb, bestimmte Augustus als Ehemann für seineTochter den General Agrippa, einen Freund, der ihm bei seiner politischen Karriere hilfreich zur Seite stand. Sicherlich war es für Livia nicht sehr angenehm, dass ihr Gemahl wiederum seine Nachfolge mit der Verheiratung Julias verband. Schon beim Tod ihres ersten Ehemannes waren in Rom Gerüchte aufgetaucht, Livia habe dabei ihre Hand im Spiel gehabt. In dieser neue Ehe, die neun Jahre dauerte, wurden zwei Mädchen, Agrippina und die jüngere Julia, und drei Jungen, Gaius, Lucius und Agrippa Posthumus, geboren, welcher letztere nach dem Tod seines Vaters zur Welt kam. Augustus war überglücklich, dass durch diesen Kinderreichtum seine Nachfolge gesichert war. Zwischen Livia und Julia aber verstärkte sich die teils offene, teils versteckte Rivalität, weil beide Frauen sich nicht nur Hoffnungen machten, dass einmal ihre Söhne Kaiser würden, sondern beide auch verschiedene Formen der Lebensführung repräsentierten. Die biedere und konservative Livia fühlte sich dem alten Adel verpflichtet, während Julia, die einer neuen Generation angehörte, die lästigen Fesseln der überlieferten Moral abzuschütteln suchte und das Leben in vollen Zügen genoss. Es war ein offenes Geheimnis, dass sie während der Ehe mit Agrippa zahlreiche geheime Liebschaften unterhielt. Während nun Julia ganz damit beschäftigt war, dieses zügellose Leben zu genießen, entwarf Livia eine Strategie, wie sie ihren

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