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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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Sohn Tiberius zum Kaiser machen konnte. Von diesem Traum schien sie weit entfernt zu sein, als Augustus beschloss, die beiden Söhne seiner Tochter Julia, Gaius und Lucius, zu adoptieren und ihnen als seinen zukünftigen Nachfolgern den Ehrentitel Cäsar gab. Doch der plötzliche Tod von Agrippa im Jahre 12. v. Chr. machte Julia wiederum zur Witwe, und ihr Vater überlegte, mit wem er sie verheiraten konnte, damit seine Tochter mit dem Kaiserhaus fest verbunden blieb.
    Livia sah nun die Stunde gekommen, ihren Sohn Tiberius an die Macht zu bringen. Sie setzte ihren ganzen Einfluss ein, um Augustus von den Vorzügen dieser Verbindung zu überzeugen. Ihre eigene Ehe, welche die Julier und die Claudier fest verband, könne in dieser neuen Verbindung eine dauerhafte Fortsetzung erhalten. Tiberius, der glücklich verheiratet war, musste sich auf Drängen seines Stiefvaters und seiner Mutter scheiden lassen.
    Anfangs schien es, dass diese Ehe auf gegenseitiger Zuneigung beruhte. Julia wurde schwanger, aber der Knabe starb bald nach der Geburt. Schon bald kam es jedoch zu einem offenen Zwist und zu Streitigkeiten, weil Julia wieder ihr altes Leben aufnahm und Liebschaften hatte. Die beiden Ehepartner entfremdeten sich immer mehr, so dass Tiberius über Nacht Rom verließ und sich auf die Insel Rhodos zurückzog. Augustus war über das Verschwinden seines Stiefsohnes wütend, während dessen Mutter Livia mit allen Mitteln versuchte, ihn aus Rhodos zurückzuholen.
    In diesem Ehestreit stand Augustus auf der Seite seiner Tochter und verlieh ihrem erst 14-jährigen Sohn Gaius das Konsulatsamt, das er im Alter von zwanzig Jahren antreten sollte. Damit hatte Julia erreicht, dass sie auch nach einer eventuellen Trennung von Tiberius zwar nicht als Gattin, aber als Mutter eines Kaisers eine führende Rolle spielen würde. Tiberius versuchte, mit Unterstützung seiner Freunde im Senat dies zu hintertreiben.
    Zu seiner Entscheidung, Gaius das Konsulatsamt zu verleihen, erreichte August zwar die Zustimmung des Senats, aber gleichzeitig verschärfte er damit die Rivalität zwischen Livia und Julia zu einer Todfeindschaft, die mit der Verbannung seiner einzigen Tochter und der Ermordung ihrer Söhne endensollte. Als man beabsichtigte, auch noch Julias Sohn Lucius die gleichen Ehren wie seinem Bruder Gaius zuteil werden zu lassen, entschloss sich Livia, durch einen Skandal riesigen Ausmaßes ihre Rivalin aus dem politischen Leben Roms zu entfernen. Sie setzte durch, dass das auf ihr Anraten hin erlassene Gesetz über den Ehebruch angewandt wurde gegen Julia, die keine Hemmungen mehr hatte, sich in Rom offen mit ihren Liebhabern zu zeigen. Die dem Kaiser Augustus gegen seine Tochter vorgelegten Beweise waren so erdrückend, dass er nicht umhin konnte, sie auf die kleine Felseninsel Pantata- ria zu verbannen. Im Alter von 37 Jahren musste diese Lebedame die Weltstadt Rom gegen eine Einöde vertauschen. Livia hatte durch diese Entscheidung des Augustus zwar einen großen Erfolg errungen, aber sie hatte noch nicht über die starke Partei Julias gesiegt, die sich um ihre beiden hoch geehrten Söhne Gaius und Lucius scharte. Allein ihre Anwesenheit in Rom würde Tiberius im Falle seiner Rückkehr große Schwierigkeiten bereiten.
    Aber für dieses Problem fand sich rasch eine Lösung. Kaum war Tiberius mit der Erlaubnis des Augustus nach Rom zurückgekehrt, wo er ganz als Privatmann lebte, da starben kurz hintereinander die beiden Söhne der Julia. Lucius erlag einer Krankheit, und sein Bruder Gaius fand den Tod in einem Gefecht in Lykien.
    Auch dieses Mal versuchte man Livia mit dem Tod der beiden potenziellen Nachfolger des Augustus in Verbindung zu bringen. Offensichtlich lag der Tod beider Männer in ihrem Interesse, denn ihr Sohn Tiberius wurde von Augustus wieder zu den Staatsgeschäften herangezogen. Diese Entscheidung fiel Augustus sicherlich nicht leicht, weil Tiberius beim Senat und im Volk nicht beliebt war.
    Allmählich gewann Livia in der Auseinandersetzung mit den Anhängern der Julia die Oberhand. Sie setzte es durch, dass Tiberius von Augustus adoptiert wurde und als Konsul sein Amtsgenosse in der Regierung wurde. Durch eine raffinierte Strategie hob sie den Zusammenhalt unter den Kindern der Julia auf, indem sie Julias Tochter Agrippina mit ihrem Enkel Germanicus verheiratete, welcher der Ehe ihres bereits früh verstorbenen Sohnes Drusus entstammte, während die jüngere Julia und Agrippa Posthumus wie ihre Mutter verbannt

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