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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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Gattin Scribonia mit, die beim Volk in hohem Ansehen stand.
    Obwohl man der Ehe zwischen Livia und Augustus nur eine kurze Dauer voraussagte, hielt sie über fünfzig Jahre. Ihre Ehe wird von den antiken Autoren einstimmig als glücklich bezeichnet. Die letzten Worte des sterbenden Augustus an seine ungewöhnlich tüchtige, selbstbeherrschte und selbstbewusste Gattin beschreiben ihre lange Ehe wohl am besten:„Leb wohl, leb wohl, Livia! Denke stets an unser langes Zusammensein!“
    Als der schon 56-jährige Tiberius im Jahre 14 n. Chr. seinem Stiefvater Augustus im Amt des Kaisers nachfolgte, versuchte Livia wie zu Lebzeiten ihres Gatten hinter der Bühne in die Politik ihres Sohnes einzugreifen, bis sie im Alter von 86 Jahren starb. Über fünfzig Jahre lang hatte sie die Politik der Weltmacht Rom mitgestaltet, was ihr die Kritik und Abneigung derjenigen Römer einbrachte, die dem Kaiser Augustus mit Skepsis gegenüberstanden.
    Bei aller Kritik lobten aber ihre Zeitgenossen, dass sie versucht habe, mäßigend auf den Heißsporn Augustus einzuwirken, und dass sie aus ihm einen Politiker mit Augenmaß gemacht habe. Aber sicherlich hat sie auch dazu beigetragen, dass Augustus uneingeschränkt herrschen konnte und seine Macht nie ernsthaft gefährdet war. Auf die Frage, weshalb sie einen so großen Einfluss auf ihren Gemahl habe, gab sie zur Antwort: „Dadurch, dass ich mich selbst stets in den Schranken der Mäßigung und Ehrbarkeit hielt, alles, was er gern wollte, mit Freude tat, mich niemals in seine Angelegenheiten zu mischen suchte und über seine Seitensprünge weder in Eifer geriet, noch sie überhaupt zu beachten schien.“
    Auf die zahlreichen langen Gespräche, die sie miteinander führten, bereitete sich Augustus wegen Livias großer Überzeugungskraft stets schriftlich vor. In den Gesprächen versuchte sie, mäßigend auf ihn einzuwirken und ihn davon zu überzeugen, dass Härte und unmäßige Strenge seiner Herrschaft nur schaden würden. Als einmal bei einem Spaziergang dem Kaiserpaar nackte Männer begegneten, wollte Augustus sie sofort zum Tode verurteilen. Aber Livia hielt ihn zurück mit den Worten: „Für die Augen der züchtigen Frauen sind dies nichtsweiter als gewöhnliche Statuen.“ Selbst Kleopatra hoffte nach ihrer Niederlage auf eine milde Behandlung durch Augustus, weil ihr der Einfluss von Livia auf den Kaiser bekannt war.
    Livia unterstützte ihren Gemahl auch bei seinen Bestrebungen, beim Volk beliebt zu sein. Deshalb legte sie großen Wert darauf, bei den Vergnügungen ihres Gemahls dabei zu sein und saß auch bei den Zirkusspielen an seiner Seite in der kaiserlichen Loge. Bei Bränden in der Stadt war Livia schnell zur Stelle und spornte das Volk und die Soldaten zu tatkräftiger Hilfe an. Auf diese Weise wollte sie dem Volk zeigen, wie sehr das Kaiserhaus am Geschick des Volkes Anteil nahm.
    Auch begleitete sie den Kaiser auf seinen zahlreichen Reisen, weil seine Gesundheit sehr schwach war. Wenn sie doch voneinander getrennt waren, unterhielten sie einen intensiven Briefwechsel, der besonders eifrig von Livia betrieben wurde, weil sie dem Kaiser Vorsichtsmaßregeln mitteilen wollte. Aus diesen Briefen geht auch hervor, dass sich Livia bis ins kleinste Detail um die Erziehung der noch nicht mündigen Mitglieder der kaiserlichen Familie kümmerte. Der spätere Kaiser Caligula, der lange in der Umgebung seiner Großmutter Livia gelebt hatte, bezeichnete diese geistig gewandte, berechnende und oft listige Frau als „Odysseus im Frauenrock“.
    Sie war sehr konservativ, ja altmodisch, was ihre Kleidung betraf. Ihre Kleider, deren Stoffe sie manchmal selbst gewebt haben soll, fertigte sie persönlich mit den Mitgliedern des kaiserlichen Hofes an, während in jener Zeit die wohlhabenden Römerinnen großen Gefallen an den teuren orientalischen Kleidern aus Seide fanden. Den Trägerinnen solcher Kleider wurde oft vorgeworfen, sie würden den Anstand verletzen, weil durch den Seidenstoff die Körperformen zu stark hervortretenwürden. Selbst der Dichter Ovid, der eine mit dem indischen Kamasutra vergleichbare „Liebeskunst“ verfasst hat, lobt die sprichwörtliche Sittsamkeit der Livia:
    „Livia möge mit dir, Augustus, die Jahre der Ehe erfüllen,
sie ist die einzige dir würdige Gattin.
    Wenn es sie nicht gäbe, so müsstest du ehelos sein,
denn es gibt keine Frau, die deiner würdig ist.“
    Alle antiken Quellen heben ihre Keuschheit hervor, die ihr den Beinamen „Vesta unter den

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