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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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Im Gegensatz zu ihrer Schwester, der jüngeren Julia, führte sie ein moralisch einwandfreies Leben. Sie gebar nicht weniger als neun Kinder, von denen sechs am Leben blieben.
    Durch die militärischen Erfolge, die Agrippinas Gatte in dem umkämpften Germanien errungen hatte, wuchs sein Ansehen so sehr, dass Tiberius um die Sicherheit seiner Machtfürchten musste. Seine Position wurde auch durch heftige Meinungsverschiedenheiten darüber, wie dieser Krieg in Germanien zu führen sei, geschwächt. Da das Ansehen des Germanicus auch seiner Frau erheblich half, sich zum Mittelpunkt der Opposition gegen Tiberius in Rom zu machen, sann Livia auf Mittel und Wege, wie sie diese gefährliche Frau ausschalten könnte. Wenn man den Volksliebling Germanicus ausschaltete, verlöre auch Agrippina jegliche Macht.
    Livia setzte bei ihrem Sohn durch, dass Germanicus aus Germanien abberufen wurde und eine neues Amt im Orient antreten sollte. Seinen Platz in Germanien sollte ihr Enkel Drusus einnehmen. Germanicus reiste mit seiner Gattin nach Syrien, aber ihm wurde als Begleiter Piso, ein Vertrauter des Tiberius, an die Seite gestellt, der von Plancina, seiner Gattin und alten Freundin Livias, begleitet wurde. Der Schriftsteller Tacitus berichtet, Livia habe ihrer Freundin Plancina die Weisung erteilt, der verhassten Agrippina Unannehmlichkeiten zu bereiten. Wie vorauszusehen war, kam es zwischen Germanicus und Piso häufig zum Streit, so dass man sich in Rom Sorgen um die römische Provinz Syrien machte. Plötzlich erkrankte Germanicus, und nach abwechselnden Phasen von Genesung und Rückfällen starb er völlig unerwartet für seine Vertrauten im Alter von 34 Jahren. Dieser vernichtende Schlag für die Partei der Agrippina heizte die Stimmung in Rom an und schuf einen tiefen Graben innerhalb der kaiserlichen Familie. Sofort verbreitete sich das Gerücht, Germanicus sei einem Giftmord zum Opfer gefallen. Als Drahtzieher im Hintergrund wurden Tiberius und seine Mutter Livia genannt, denen es durch diesen Anschlag gelungen sei, die Opposition in Rom einer ihrer wichtigsten Stützen zu berauben. Der Anschlag soll, nach Tacitus, folgendermaßen abgelaufensein: Piso lud seinen Amtskollegen Germanicus zu einem Gastmahl ein und wies ihm einen Platz in seiner Nähe zu. Bei dieser Gelegenheit gab er oder ein Beauftragter seiner Gemahlin, die, wie es römische Sitte war, als Frau daran nicht teilnehmen durfte, das Gift in sein Weinglas, ohne dass die Anwesenden etwas merkten.
    Es kam aber noch schlimmer. Man behauptete sogar, Piso sei im Besitz von Briefen, in denen ihm von Tiberius aufgetragen wurde, Germanicus durch einen Giftmord zu beseitigen. Diese Gerüchte wurden nicht nur von seiner Gattin Agrippina bestätigt, sondern sie unterließ nichts, noch weitere Beweise für einen Giftmord herbeizubringen. So ließ sie den Leichnam ihres Mannes in der syrischen Hauptstadt Antiochia ausstellen, damit jeder die Spuren des Giftmordes erkennen könne. In seinen letzten Worten habe ihr Mann sie gebeten, seinen Tod zu rächen. Plancina, die sofort nach Rom aufbrach, um ihrer Freundin Livia von dem Tod des Germanicus zu berichten, bereitete dem Kaiser und seiner Mutter mit dieser Meldung eine große Freude.
    Als Agrippina einige Zeit später mit der Asche ihres Mannes nach Rom reiste, spielten sich erschütternde Szene am Straßenrand ab. In Rom waren alle Gassen voller Menschen, berichten die antiken Autoren, die den Volksliebling Germanicus betrauerten und laut riefen, Agrippina sei die einzige, die noch das Blut des Augustus in sich trage.
    Piso wurde vor Gericht gebracht und musste seine Unschuld beweisen, weil einer der Freunde des Germanicus eine Klage gegen ihn eingereicht hatte. Von Tiberius und Livia erhielt er keine Hilfe, weil beide wegen der aufgeheizten Volksstimmung fürchteten, noch mehr in diesen Fall verwickelt zu werden. Vielleicht gab es doch belastende Briefe,denn Livia setzte sich plötzlich für ihre alte Freundin ein und erreichte von ihrem Sohn, dass er das Gericht ermahnte, sich streng an die Gesetze zu halten. Die Richter sollten ihr Urteil „ohne Rücksicht auf die kaiserliche Familie und Piso“ sprechen. Bevor es aber zum Prozess kam, nahm sich Piso das Leben. Livia erreichte, dass ihre Freundin Plancina in dieses Verfahren nicht hineingezogen wurde und rettete ihr so das Vermögen. Der Historiker Tacitus berichtet, Piso sei ermordet worden. Er habe nämlich von Leuten gehört, dass Piso schwer belastende Schriftstücke

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