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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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gegen Tiberius und seine Mutter besessen habe. Beim Prozess wollte Piso dieses Material dem Gericht vorlegen, damit gegen den Kaiser selbst Anklage erhoben würde. Der Stadtpräfekt von Rom, Seianus, habe ihn jedoch davon abgebracht und ihn ermorden lassen.
    Tiberius, der des endlosen Familienstreits überdrüssig war, entfremdete sich immer mehr von seiner Mutter. Man erzählte sich, er könne die Herrschsucht seiner Mutter nicht länger ertragen. Damit nicht der Eindruck entstand, er würde seine Herrschaft mit ihr teilen, vermied er häufige Zusammenkünfte und längere Unterredungen mit ihr. Aus demselben Grund nahm er es auch sehr übel auf, dass der Senat vorschlug, er solle die Gesetze nicht nur mit dem Zusatz „Sohn des Augustus“, sondern mit dem Zusatz „Sohn der Livia“ unterschreiben. Auch ihr Titel „Mutter des Vaterlandes“ missfiel ihm sehr, da er ihre Rolle im Staat hervorhob. Sie wurde von ihm streng ermahnt, sich nicht öffentlich in seine Staatsgeschäfte einzumischen. Auch bei Bränden und Überschwemmungen sollte sie nicht mehr erscheinen, wie sie es häufig unter Augustus getan hatte.
    Es kam schließlich zur offenen Feindschaft, als seine Mutter zu ihm kam, um ihn um eine Gefälligkeit für den Ehemanneiner mit ihr befreundeten Familie zu bitten. Zunächst wies Tiberius die Bitte ab, gab aber dann widerwillig nach mit den Worten: „Ich werde diesem Mann die von dir gewünschte Gefälligkeit erweisen, aber mit dem Vermerk, dass sie mir von meiner Mutter abgepresst wurde.“ Livia war darüber so erregt, dass sie geheime Briefe ihres Mannes holte, in denen er sich in barschen Worten über Tiberius beschwerte. Diese Szene mit seiner Mutter veranlasste ihn, Rom zu verlassen und sich eine Zeitlang in Kampanien aufzuhalten. Von diesem Zeitpunkt an sah er seine Mutter nur selten, und wenn er sie sah, dann nur für wenige Stunden. Selbst als Livia schwer erkrankte, unterließ er es, sie zu besuchen.
    Von da an begann die Periode, die die antiken Autoren die „Schreckensherrschaft des Tiberius“ nennen. Seiner Mutter gelang es nicht, vielleicht bedingt durch ihr hohes Alter, Tiberius wie einst den jungen Augustus zu mäßigen. Tausende wurden in Majestätsprozessen angeklagt, in denen man ihnen Geständnisse abpresste. Die Henker hatten alle Hände voll zu tun, um diese meist unschuldigen Menschen hinzurichten. Menschen wurden willkürlich angeklagt, weil sie als Dichter angeblich schlechte Verse machten oder weil sie zu reich waren oder weil sie es wagten, an Maßnahmen des Kaisers auch nur die leiseste Kritik zu üben. Die Zahl derer, die als Gegner seines Regimes entlarvt wurden, wuchs ins Unermessliche. Als ein Mann seine Tochter vor den Augen des Kaisers zu verbergen suchte, wurde er der Blutschande angeklagt. Die Henker mussten dieses Mädchen, das noch Jungfrau war, vergewaltigen, weil die Hinrichtung einer Jungfrau nach den Gesetzen verboten war. Überhaupt achtete er streng darauf, dass all diese Willkürmaßnahmen unter peinlich genauer Beachtung der Gesetze durchgeführt wurden.
    Als im Jahre 23 n. Chr. plötzlich sein Sohn Drusus starb, kam in Rom das Gerücht auf, er sei einem Mordanschlag seiner Frau zum Opfer gefallen, die ein Liebesverhältnis mit dem Stadtpräfekten Seianus hatte. Die dringende Frage der Nachfolge löste Tiberius, indem er die beiden Söhne des Germanicus, Nero und Drusus, vor dem Senat als seine Nachfolger bezeichnete. Auf diese Weise fand der jahrzehntelange Kampf zwischen den beiden Zweigen der kaiserlichen Familie ein Ende.
    Das Schreckensregiment verstärkte sich immer mehr, als Tiberius 26 n. Chr. Rom für immer verließ, um sich nach Capri zurückzuziehen und dem grausamen Stadtpräfekten Seianus völlig freie Hand ließ. Solange Livia noch lebte, konnte sie einigen der Opfer helfen, denen sie freundschaftlich verbunden war. Ihr Sohn Tiberius hatte noch eine gewisse Rücksicht auf sie bewahrt, und auch sein Stellvertreter in Rom wagte es nicht, sich gegen sie zu stellen.
    Ihr Tod im Jahre 29 n. Chr. zeigte dem ganzen Volk, wie sehr sich beide voneinander entfremdet hatten: Tiberius erwies seiner Mutter nicht einmal die letzte Ehre. Als man schließlich ihre schon verweste Leiche beerdigte, verbot er ihre Vergötterung. Alle anderen Ehren schränkte er unter dem Vorwand ein, sie habe dies ausdrücklich gewünscht.
    Messalina, deren Leben ausführlich bis in die Gegenwart in Romanen und Filmen dargestellt wurde, gilt als eine der verworfensten Frauen, die

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