Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
ersten Tag ihrer Ehe mit Claudius arbeitete sie darauf hin, ihren elfjährigen Sohn Nero auf den Kaiserthron zu bringen und Claudius, den leiblichen Sohn des Kaisers, von der Thronfolge auszuschließen. Um ihre Macht zu stärken, setzte sie den bisherigen Kommandeur der Stadtgarde in Rom ab und ernannte Burrus, einen Mann ihres Vertrauens, zum Nachfolger.
Sie erreichte, die Position ihres Sohnes dadurch zu stärken, dass Claudius ihn im Jahre 50 n. Chr. adoptierte. Mit seiner Erziehung wurde der Philosoph Seneca beauftragt, von dem böse Zungen in Rom behaupteten, er sei auch sein Liebhaber gewesen. Nach der Übernahme dieses Amtes hatte Seneca den schlechten Traum, ihm sei der geistesgestörte Kaiser Caligula zur Erziehung übergeben worden. Diesem Traum seines Erziehers sollte Nero im Laufe seiner Herrschaft noch sehr nahe kommen.
Kaum hatte Nero das siebzehnte Lebensjahr erreicht, setzt seine Mutter durch, dass er mit Octavia, der leiblichen Tochterdes Claudius, verheiratet wurde. Die Adoption und die Verheiratung mit seiner Tochter verraten, dass der Kaiser trotz seines Alters und der ihm nachgesagten Schwäche das Heft noch fest in der Hand hatte. Denn er wusste, dass sein Sohn Nero Britannicus, der vier Jahre jünger war als Nero, nicht in der Lage wäre, sofort seine Nachfolge anzutreten. Der Senat, der das letzte Wort bei der Entscheidung des Nachfolgers hatte, hätte mit Sicherheit den älteren Nero ausgewählt, weil er für dieses Amt besser vorbereitet war.
Im Jahre 54 n. Chr. erkrankte Claudius an einer rätselhaften Krankheit, nachdem er ein Pilzgericht zu sich genommen hatte. Sofort entstand das Gerücht, der Kaiser sei vergiftet worden. Die antiken Historiker verdächtigten Agrippina, ihrem Gemahl das Gift verabreicht zu haben. Anlass soll eine Äußerung des Claudius gewesen sein, die Agrippina fürchten ließ, dasselbe Schicksal wie Messalina erleiden zu müssen. Hintergrund war ein Streit zwischen Agrippina und Narcissus, der nach der Ermordung Messalinas eine starke Stellung am kaiserlichen Hof hatte. Narcissus hatte sich der Hinrichtung einer Frau widersetzt, der vorgeworfen wurde, die Kaiserin durch Zauberei töten zu wollen. Claudius habe in diesem Streit keine eindeutige Position eingenommen und schließlich nach reichlichem Weingenuss geäußert, es sei sein Schicksal, zuerst seine lasterhaften Frauen mit Geduld zu behandeln und dann an ihnen gnadenlose Rache zu üben.
Nach dem Historiker Tacitus war der Hergang der Tat folgender: Agrippina glaubte jetzt keine Zeit mehr verlieren zu dürfen und beschaffte sich von der berüchtigten Giftmischerin Locusta ein Gift, das nicht sofort wirken, sondern den Kaiser zunächst betäuben und ihn nach einiger Zeit töten sollte. So wollte sie vermeiden, dass der Verdacht aufkäme, er sei einemGiftanschlag erlegen. Nachdem der Kaiser dieses Gift in einem Pilzgericht zu sich genommen hatte, fühlte er sich unwohl und übergab sich. Keiner der Anwesenden schöpfte einen Verdacht, weil der Kaiser wie gewöhnlich viel getrunken hatte. Seine Gattin Agrippina aber geriet in Furcht, dass das Gift seine Wirkung verfehlen könnte und befahl, den griechischen Arzt Xenophon herbeizuholen. Unter dem Vorwand, er wolle den Kaiser zum Erbrechen bringen, pinselte er seinen Rachen mit einer Feder, die mit einem schnell wirkenden Gift bestrichen war, und führte so seinen Tod herbei.
Von modernen Historikern wird die Theorie eines Giftmordes bestritten. Der über 60-jährige Kaiser sei eines plötzlichen, aber natürlichen Todes gestorben. Mit einem vorbereiteten Mordanschlag lasse es sich kaum vereinbaren, dass die angebliche Urheberin der Tat danach völlig ratlos war. Offenbar musste Agrippina erst Zeit gewinnen und täuschte deshalb nach dem Tod des Claudius ihre Umgebung mehrere Stunden lang mit der Behauptung, die Ärzte hätten noch nicht alle Hoffnung aufgegeben. Offensichtlich ist die Kaiserin vom Tod ihres Mannes überrascht worden. Auch das angebliche Motiv Agrippinas für diese Tat wird angezweifelt, denn bei der Machtposition, die Agrippina innehatte, hätte es niemand wagen können, nach ihrem Leben zu trachten. Im Volk stand sie als kluge Herrscherin in hohem Ansehen. Der Senat überhäufte sie mit Ehrungen, die selbst Livia nicht zuteil geworden waren. Agrippina hatte den Beinamen Augusta erhalten und durfte in einem vergoldeten Wagen fahren, was bisher ausschließliches Vorrecht der Priester gewesen war.
Wie in einem Handstreich regelte Agrippina mit
Weitere Kostenlose Bücher