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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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unzähligen Liebhabern führen konnte.
    Der Kaiser wollte oder konnte nicht erkennen, dass die Kaiserin durch Verschwendungssucht und Sittenlosigkeit den römischen Staat zu ruinieren drohte. Die Macht, die einer Gruppe von ehemaligen Sklaven um den Kaiser verliehenworden war, sorgte zwar noch dafür, dass der römische Staat funktionierte, aber am Horizont zeichnete sich eine schwere Staatskrise ab, in deren Mittelpunkt Messalina stand. Schließlich wurde sie von der Bevölkerung für alle Hofintrigen, Verschwörungen und Palastrevolten verantwortlich gemacht.
    Wie sehr die Autorität des Kaisers schon gesunken war, verdeutlicht ein Ereignis während des Feldzugs in England. Als die Soldaten dem Kaiser den Gehorsam verweigerten, weil sie nicht „die Grenzen der bekannten Welt in England überschreiten wollten“, stieg der Freigelassene Narcissus auf die Rednertribüne, wurde aber niedergebrüllt mit den Worten: „He, der Sklave spielt den Herrn!“
    Die Lage wurde immer unerträglicher. In Rom ging schon das Gerücht um, in Kürze werde eine Revolte ausbrechen mit dem Ziel, den Kaiser zu stürzen und zu töten. An diesem Gerücht war sicherlich wahr, dass das Leben des Kaisers auf Messers Schneide stand. Wegen seiner Gattin war er in große Gefahr geraten.
    Das unerträgliche Treiben seiner Gemahlin fand erst ein Ende, als sie, offenbar aus Langeweile und Überdruss, den Bogen überspannte und jedes Maß verlor. Messalina verliebte sich nämlich in den jungen Konsul Silius, der aus einer vornehmen Familie stammte, die enge Verbindungen zu Germanicus und Agrippina unterhielt.
    Silius wusste als Konsul sehr gut, dass ein Kaiser wie Claudius, dessen Entscheidungen eine Gruppe von ehemaligen Sklaven bestimmte, den römischen Staat in den Untergang führen musste. Damit er selbst Kaiser werden konnte und seine Geliebte Messalina nicht länger auf den Tod ihres Mannes Claudius warten müsse, um zu größerer Macht zu gelangen, schlug er ihr vor, sie zu heiraten und ihren Sohn NeroBritannicus zu adoptieren. Durch diese Ehe würde sie ihren Einfluss behalten, denn er selbst beabsichtigte, den Kaiser zu stürzen und zu beseitigen. Messalina zögerte anfangs, diesem Plan zuzustimmen, weil sie fürchtete, der junge Silius würde sie als gefährliche Mitwisserin beseitigen, wenn er einmal den Kaiserthron bestiegen hätte. Nur wenn sie sich aktiv an dieser Verschwörung beteiligte, konnte sie ihre Stellung neben einem neuen Kaiser Silius halten. Ihr Geliebter hatte auch gute Chancen, die römischen Legionen und die Stadtgarde von Rom für sich zu gewinnen, weil die enge Verbindung seiner Familie mit dem populären General Germanicus bekannt war. Für den Kreis der ehemaligen Sklaven um Claudius, denen die Pläne wohl nicht unbekannt waren, erhob sich die Frage, wie sie sich bei einer solchen Revolte verhalten sollten.
    Man hat lange geglaubt, der Plan von Messalinas Heirat mit Silius, die ja Bigamie gewesen wäre, sei nur einer der vielen launischen Einfälle der Kaiserin gewesen, um eine völlig neue Ausschweifung und Schandtat zu begehen. Der kaiserliche Sekretär Sueton behauptet in seine Biografie über Claudius, Claudius selbst habe eine Mitgift für die Heirat Messalinas mit Silius festgesetzt. Ohne dass der Kaiser den Hintergrund kannte, hatte er wahrscheinlich dem Drängen seiner Berater nachgegeben und in eine Scheidung von Messalina eingewilligt. Nach dem römischen Eherecht konnte ein Mann seine Frau an einen anderen abtreten, wie das Beispiel der Livia zeigt, die dem Kaiser Augustus von ihrem ersten Ehemann überlassen worden war. Welche Gründe auch immer Claudius zu dieser Entscheidung veranlasst hatten, die Hochzeit fand während seiner Abwesenheit in Rom statt. Der Historiker Tacitus beschreibt die Hochzeit mit diesen Worten:
    „Sie machten einen Tag aus, zogen Zeugen zur Unterschrift des Ehekontraktes herbei, gleichsam als ob sie eine Familie gründen wollten. Messalina hörte die Segensworte des Priesters an, nahm den Brautschleier und opferte den Göttern. Man setzte sich mit den geladenen Gästen zum Hochzeitsmahl, tauschte Küsse aus, umarmte sich und brachte die Nacht als Ehemann und Ehefrau zu. Nach der Hochzeit feierten sie im Palast ein großes Weinlesefest, bei dem Frauen in Tierfellen auftraten, und sie selbst verkleidete sich als Bacchantin mit wallenden Haaren, die nach der antiken Mythologie zur Gesellschaft des Weingottes gehörten.
    Als die Hochzeit in der Gesellschaft Roms bekannt wurde, war

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