Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
hätte jeder seiner Untertanen verüben können, da Chilperichbeim Volk und bei den führenden Adligen seines Reiches wenig beliebt war. Der Geschichtsschreiber Gregor von Tours beschreibt ihn so:
„Er verwüstete und verbrannte oft das Land. Wie dem römischen Kaiser Nero bereiteten solche Brände ihm ein großes Vergnügen. Nur um an das Vermögen von Menschen heranzukommen, wurden sie von ihm verurteilt. Zu seinen Lastern zählten die Trunksucht, die Tafelfreuden, der Hochmut, alle nur denkbaren sinnlichen Laster und die Verachtung aller Armen. Im Kreise seiner Vertrauten lästerte er gern über die Bischöfe, und er hasste nichts mehr als die Kirche. Unaufhörlich beklagte er sich darüber, dass die Macht in den Städten den Bischöfen zugefallen sei. Auch seinen Vater verspottete er, indem er öffentlich erklärte, er würde dem letzten Willen von niemandem Beachtung schenken. Besonders dachte er sich grausame Marter aus. Wer nach seiner Ansicht ein Vergehen begangen hatte, dem ließ er die Augen ausreißen. In seinen Erlassen fügte er am Ende hinzu: ‚Wer unsere Befehle missachtet, dem sollen am Ende die Augen ausgerissen werden.‘ Da er niemanden liebte und auch nicht geliebt wurde, standen seine Angehörigen nach seinem Tod völlig alleine da.“
Die Frage, wer für diesen Mord verantwortlich war, trat zunächst völlig in den Hintergrund, weil Unruhe entstanden war und einzelne Gebiete gegeneinander Krieg führten. Die Könige von Burgund und Austrien erhoben Ansprüche auf Chilperichs Königreich und marschierten mit ihren Truppen ein. Die Königin schien im Königreich ihres Mannes keinen Rückhalt zu haben, denn sie musste mit ihrem vier Monate alten Sohn Paris verlassen, wo sie der dortige Bischof zeitweilig beschützt hatte, und zu Guntram, dem Bruder ihres Mannes, nach Burgund fliehen.
Doch Childebert, der Sohn Sigberts, schickte Gesandte zu Guntram und verlangte die Auslieferung von Fredegunde: „Liefere jene Mörderin aus, die meine Tante Galsvintha, meinen Vater Sigbert, meinen Onkel Chilperich und meine Vettern Merovech und Chlodovech getötet hat!“ Doch Guntram lehnte dies ab und stellte Fredegunde, die bereits wieder schwanger war, unter seinen Schutz. Als Fredegunde von ihm verlangte, er solle Taufpate des Kindes sein, überkamen ihn Zweifel, ob sein Bruder Chilperich wirklich der Vater wäre. Wegen der zahlreichen Verhältnisse, die man Fredegunde nachsagte, und der erneuten Schwangerschaft, verlangte er von der Königin überzeugende Beweise. Der Königin gelang es, drei Bischöfe, von denen einer dem Gerücht nach mit ihr eine außereheliche Beziehung hatte, und dreihundert Adlige als Zeugen zu benennen, die beschworen, Chilperich sei der Vater. Die führenden Adligen und die Bischöfe zwangen alle Städte, die vorher zum Königreich Chilperichs gehört hatten, den Treueeid auf dessen Sohn zu schwören, dem sie den Namen Chlothar gaben. Der König Guntram ordnete die zerrütteten Verhältnisse in diesem Königreich, indem er das von den Vertrauten des Königs widerrechtlich geraubte Eigentum an die rechtmäßigen Besitzer zurückgab und vor allem die Rechte der Kirche und der Bischöfe wiederherstellte.
Fredegunde wurde als Regentin für ihren Sohn anerkannt, nachdem es ihr gelungen war, den Verdacht, ihren Mann ermordet zu haben, zu entkräften, indem sie einen vermeintlichen Täter hinrichten ließ. Als nämlich der König Guntram den Mord an seinem Bruder untersuchen ließ, schob die Königin alle Schuld auf den Oberkämmerer Eberulf, der es ablehnte, dass sie sich nach dem Tod ihres Mannes bei ihm in Paris aufhielt. Die Königin unterstellte dem Oberkämmerer, erhabe es bei diesem Mord vor allem auf die Schätze des Königs abgesehen. Nach der Tat habe er sich in das Gebiet von Tours begeben, wo er sich in einem Kloster versteckt halte. Guntram schwor, er werde diesen Mann hinrichten lassen und gab den Befehl, die Ausgänge des Klosters sorgsam zu bewachen. Mit der Tötung von Eberulf beauftragte er einen Mann mit dem Namen Claudius, der aber vor der Ausführung noch Fredegunde aufsuchte und sich von ihr für sein Vorhaben reichlich beschenken ließ. Der Plan des Claudius, sich das Vertrauen von Eberulf zu erschleichen und ihn dann bei einer günstigen Gelegenheit zu ermorden, verlief zunächst erfolgreich. Nach einem Gastmahl, zu dem ihn Eberulf mit einigen Bürgern der Stadt eingeladen hatte, bat ihn der angeheuerte Mörder, doch noch Wein aus seinem Haus holen zu lassen.
Weitere Kostenlose Bücher