Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
versorgte.
Besonders brutal wurde Coligny ermordet. Ein Trupp von 300 Soldaten unter Führung von Heinrich von Guise machte sich, als das Läuten der Sturmglocken begann, auf den Weg zum Quartier des Admirals. Der Kommandeur der königlichen Schutztruppe, die den verletzten Admiral schützen sollte, machte mit Heinrich von Guise gemeinsame Sache. Man öffnete gewaltsam die Türen und drang in das Zimmer des Verletzten ein. Seine engsten Vertrauten und seine Leibwache versuchten, ihr Leben durch Flucht über das Dach zu retten. Als die Mörder den verlassenen Admiral brutal getötet hatten, ertönten vom Hof aus Rufe, ihn zum Fenster hinauszuwerfen. Heinrich von Guise befahl, ihm zuerst den Kopf abzuschneiden, um ihn Katharina im Louvre zu präsentieren. Dann stürzte sich die Menge auf den Leichnam und riss ihn in Stücke.
In den Straßen von Paris kam es zu einem unbeschreiblichen Blutbad. Aufgehetzt von den Führern der katholischen Partei stürzten sich Männer, Frauen und Kinder, wie es die zeitgenössischen Berichte schildern, auf die echten und vermeintlichen Protestanten oder auf Menschen, die man aus persönlichen Rachegefühlen oder reiner Mordlust umbringen wollte. Bei dieser wilden Treibjagd gab es kein Entrinnen. Der Marschall Tavannes rief lachend aus: „Lasst die Protestantenzur Ader! Die Ärzte sagen, im August sei der Aderlass ein Wundermittel!“ Selbst der König, der sich in der nächtlichen Thronratssitzung dem Gemetzel zunächst widersetzt hatte, soll vom Fenster des Louvre aus auf Flüchtende geschossen haben.
In Paris dauerte das Morden drei Tage und griff dann auf die Provinz über. Die Zahl der Toten, die allein in Paris mehr als zweitausend betrug, schätzte man insgesamt auf zwanzig- bis dreißigtausend, weil der königliche Mordbefehl in den größeren Städten wie Lyon, Orléans, Rouen und Toulouse bereitwillig aufgenommen und durchgeführt wurde. Es gab aber auch vereinzelte Proteste. So schrieb der Kommandeur von Bayonne dem König: „Sire, ich habe Euren Befehl der Bevölkerung bekannt gemacht, die lauter gute Bürger sind. Aber ich habe keinen Henker unter ihnen finden können. Ich bitte Sie untertänigst, unser Leben nur zu durchführbaren Unternehmungen, auch wenn sie noch soviel Mut erfordern, einzusetzen.“ Als Antwort darauf ließ der König ihn und seine Offiziere hinrichten.
Es gibt Berichte, nach denen Katharina zwar im letzten Augenblick den Mordbefehl habe rückgängig machen wollen, als aber die Sturmglocken läuteten und im Louvre das Gemetzel begann, zeigte sie die ganze Brutalität ihres Wesens. In Begleitung ihrer Söhne und des Hofstaates betrachtete sie die Leichen der ermordeten Protestanten, die versucht hatten, aus dem Louvre zu entkommen und von ihren Häschern brutal niedergemetzelt worden waren. Es genügte ihr nicht, dass man ihr den Kopf von Coligny zeigte. Sie ging mit ihrem Hofstaat zum Richtplatz Monfaucon, wo man den verstümmelten Leichnam aufgehängt und in einem Feuer halb geröstet hatte. Der Geruch war so unerträglich, dass man sich die Nase zuhalten musste. König Karl IX., der noch vor wenigen TagenColigny als seinen „Vater“ bezeichnet hatte, zitierte den römischen Kaiser Vitellius: „Ein toter Feind riecht immer gut!“ Um diese Tat zu rechtfertigen, musste das Pariser Parlament Coligny zum Hochverräter erklären, der geplant habe, die königliche Familie zu ermorden. Nachträglich fand dann Colignys Hinrichtung statt, indem man statt seiner selbst eine Strohpuppe auf dem Richtplatz aufhängte.
Die Nachrichten von dieser furchtbaren Nacht, die als „Bartholomäusnacht“ in die Geschichte einging, wurden in ganz Europa mit großem Entsetzen aufgenommen. Am schlimmsten traf diese Katastrophe den französischen König selbst, der von schrecklichen Gewissensbissen und Alpträumen gequält wurde. Er schreckte nachts auf, holte seine Verwandten und erkundigte sich, ob in Paris alles ruhig sei. Auch sein körperlicher Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag. Immer deutlicher wurden die Zeichen der chronischen Tuberkulose, an der er schon seit Jahren litt. Sein Atem wurde immer schwerer, oft röchelte er nur noch, und ständig spuckte er Blut, so dass jeden Morgen sein Bett von großen Blutflecken bedeckt war.
Da Karl IX. keinen Erben hatte, sorgte sich Katharina, wie sie die französische Krone für ihre Familie retten konnte. Falls Karl starb, stand als Nachfolger der jüngere Bruder Heinrich bereit. Katharina brachte den
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