Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
zu denken. Von der Loyalität des Admirals war sie nie überzeugt, denn sie hatte zu gut in Erinnerung, dass er noch zu Lebzeiten ihres Mannes, als Coligny noch auf der Seite des politischen Gegners stand, geplant hatte, sie zu überfallen und gefangen zu nehmen. Ihr Argwohn, dass sie ihre Macht durch politische Intrigen verlieren oder vielleicht noch einmal Opfer eines solchen Anschlages werden könnte, stellte sie und ihre engen Vertrauten vor die Entscheidung: Katharina oder Coligny.
In ihrem Entschluss, den verhassten Admiral durch einen Mordanschlag beseitigen zu lassen, wurde sie auch dadurch bestärkt, dass die Witwe des Herzogs Franz von Guise sie nach der Ermordung ihres Mannes durch die Protestanten um Rächung der Tat gebeten hatte. Bei der Belagerung von Orléans war Franz von Guise durch eine vergiftete Kugel der Protestanten getötet worden. Die Frauen verband zudem, dass sie beide italienischer Herkunft waren. Katharina gab nun dem Drängen ihrer Freundin nach, auch in dem Bewusstsein, dass man die Ermordung Colignys leicht als Tat der Partei der Katholiken auslegen konnte. Katharina traf sich im Geheimen mit der Witwe des Herzogs, um einen Mordplan zu entwickeln. Der Vorschlag der Witwe, den Admiral bei einer Gesellschaft am Hof erschießen zu lassen, wurde von Katharinaabgelehnt. Man einigte sich schließlich, die Tat von einem professionellen Mörder namens Maurevel ausführen zu lassen. Drei Tage lang wartete der angeheuerte Attentäter in einem Haus, das der Admiral Coligny passieren musste. Am Vormittag des 22. August bot sich schließlich die Gelegenheit, als Coligny aus dem Louvre in sein Hotel zurückkehrte und an dem betreffenden Haus vorbeiging. Die Kugel aus der Waffe Maurevels traf Coligny zwar, aber sie verletzte ihn nicht tödlich. Obwohl die Kugel ihm den Zeigefinger der rechten Hand weggerissen hatte und in den linken Oberarm eingedrungen war, behielt er die Fassung und nahm mit seinen Begleitern die Verfolgung des Schützen auf. Doch dieser konnte in letzter Sekunde zu Pferd entkommen. Sofort schickte Coligny Boten zum König und informierte ihn über den Anschlag. Bestürzt über diese Tat soll Karl IX. ausgerufen haben: „Werde ich niemals Ruhe haben? Was? Immer neue Unruhen!“ Sofort verdächtigte er die Partei der Katholiken, diesen Mordanschlag verübt zu haben.
In Paris kursierten Gerüchte, dass Katharina die Auftraggeberin sei. Die unheimlichen Gerüchte, die seit Juli die Pariser Bevölkerung in Angst versetzten, als 800 Anhänger des Königs von Navarra durch die Straßen von Paris marschierten, schienen sich zu bewahrheiten. Am Tag der Hochzeit, so hieß es nämlich, würden die Uniformen der männlichen Gäste aus Navarra blutrot sein, und es würde mehr Blut als Wein bei der Hochzeit fließen.
Die Vertrauten und Ratgeber rieten dem Admiral, Paris sofort zu verlassen, um sein Leben zu retten. Aber Coligny antwortete: „Ich will mich lieber durch die Straßen von Paris schleppen lassen, als einen neuen Bürgerkrieg zu entfachen!“ Hätte er Paris verlassen, wäre das als Wechsel der Frontengedeutet worden. Als die Aufregung über den Anschlag in Paris immer größer wurde, schlugen die Ratgeber des Admirals vor, sich in eine der Vorstädte zurückzuziehen. Doch Coligny widersprach, weil ihm seine Wunden eine solche Reise nicht gestatteten. Auch sagte er, er könne sich völlig auf den König verlassen, an dessen Zuverlässigkeit und Wort, für die Sicherheit der Protestanten zu sorgen, er nicht im Geringsten zweifle. Der König nämlich ließ sich nicht nur ständig über sein Befinden informieren, sondern besuchte ihn sogar in Begleitung seiner Mutter. Karl war entschlossen, die Schuldigen zu finden und sie hart zu bestrafen. Dem Admiral versicherte er, Europa habe keinen größeren Staatsmann als ihn und er wage gar nicht an die zukünftigen Siege zu denken, die von ihm, dem größten Feldherrn Frankreichs, errungen werden würden.
Inzwischen überstürzten sich die Ereignisse. Auf den Zusammenkünften der vielen anlässlich der Hochzeit in Paris anwesenden Protestanten wurden immer häufiger Rufe nach Rache laut. Als Drahtzieher der Tat wurden Katharina und ihr jüngster Sohn Heinrich genannt. Man verlangte, dass diese beiden aus der Umgebung des Königs entfernt würden. Katharina geriet in Furcht, weil ihr darüber hinaus ihre Spitzel hinterbrachten, was nach dem Anschlag zwischen dem König und Coligny gesprochen wurde. Coligny soll den König vor der
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