Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
vier Festungen. Nach dem Friedensschluss mit den Protestanten räumte Katharina deren Anführer Admiral Coligny einen Platz im Kronrat ein. Bald schon gelang es ihm, das Vertrauen und die Zuneigung des jungen Königs zu gewinnen. Karl IX. fühlte sich zu diesem Berufssoldaten hingezogen, weil Karl neidvoll auf die Erfolge seines jüngeren Bruders Heinrich blickte, der als Oberbefehlshaber der Armee große Siege errang. Die Diplomaten am französischen Hofbeobachteten mit Sorge, dass der französische König ständig vom Krieg sprach und den Kontakt zum Militär suchte. Man gewann allmählich den Eindruck, er liebe den Krieg. Coligny, vom König als sein „Vater“ bezeichnet, sah die Gelegenheit, die Position der Protestanten zu festigen, wenn es ihm gelänge, diesen geheimen Wunsch des Königs in die Tat umzusetzen. Als Gegner für die französische Armee bot sich das katholische Spanien an. Die Nachrichten von der Ermordung französischer Kolonisten in Florida durch Spanier hatte die Stimmung gegen Spanien so aufgeheizt, dass Karl überall mit Beifall für eine solche Entscheidung hätte rechnen können.
Diese geheimen Pläne Colignys deckten sich mit den Absichten Katharinas, die Rivalität zwischen Protestanten und Katholiken durch eine Heirat ihrer Tochter Margarethe mit dem Bourbonen Heinrich von Navarra voranzutreiben. Die Bourbonen nämlich hatten inzwischen die Führung der protestantischen Partei in Frankreich übernommen. Katharina misstraute diesem Adelsgeschlecht, und nur aus politischen Gründen stimmte sie dieser Ehe ihrer Tochter zu. Als sie erfuhr, dass ihre Tochter lieber den Herzog Heinrich von Guise heiraten wollte, geriet sie so in Wut, dass sie plante, den Herzog ermorden zu lassen. Bis in alle Einzelheiten wurde der Plan eines Mordanschlags bei einem Jagdausflug ausgearbeitet. Nur eine schnelle Verheiratung mit der Prinzessin von Porcien rettete das Leben des Herzogs. Insgeheim hoffte Katharina, Heinrich von Navarra, ihren künftigen Schwiegersohn, so durch das Pariser Hofleben verderben zu können, dass er sich, wie der König, ganz ihren Entscheidungen unterwerfen und sie dabei unterstützen würde, die Partei der Protestanten allmählich zu entmachten.
Der Beginn der Hochzeitsfeierlichkeiten wurde auf den 18. August 1572 festgelegt. Einige Monate vor der geplanten Hochzeit jedoch ereignete sich in Paris ein Vorfall, der von den Beobachtern des französischen Hofes, besonders den ausländischen Diplomaten, als böses Vorzeichen gedeutet wurde und zu wilden Gerüchten und Spekulationen führte. Die Mutter Heinrichs von Navarra hatte sich mit einem großen Gefolge nach Paris begeben, um dort Schmuck und Kleinodien für die Hochzeit einzukaufen. Dort erkrankte sie plötzlich so schwer, dass sie nach fünf Tagen starb. Sie soll bei einem Italiener ein Paar Handschuhe gekauft haben, die mit Gift getränkt waren. Der König sah sich deshalb genötigt, eine Obduktion ihrer Leiche anzuordnen. Aber die Ärzte fanden keine Hinweise auf einen Giftanschlag. Es war aber ein offenes Geheimnis, dass die Mutter des Bräutigams nach der Unterzeichnung des Ehevertrages ihrem Sohn geraten habe, nach der Hochzeit Paris sofort zu verlassen, weil der Pariser Hof eine völlig verdorbene Gesellschaft sei. Besonders aber war sie von Katharina abgestoßen, deren Brutalität, Bosheit und Rücksichtslosigkeit sie Schlimmes ahnen ließ.
Der Admiral Coligny nahm regelmäßig an den Sitzungen des Kronrates teil. Als er bei einer Begegnung mit dem König vor ihm auf die Knie gesunken war, hob ihn Karl IX. auf und zog ihn an seine Brust mit den Worten: „Nun habe ich Sie, mein Vater! Sie sollen uns nicht mehr entweichen, wenn Sie es auch wollen. Das ist der glücklichste Tag meines Lebens.“ Die beiden saßen bis in die Nacht zusammen und diskutierten den Plan, Krieg gegen Spanien zu führen. Das geheime Einverständnis über die Politik gegen das katholische Spanien musste auch im Kronrat diskutiert werden, an dessen Sitzungen selbstverständlich auch Katharina teilnahm. Der Admiralverteidigte dort seinen Plan zwar mit großer Überzeugung, aber er musste die Erfahrung machen, dass der König in Gegenwart seiner Mutter ein Schwächling war, der nicht den Mut hatte, ihm beizupflichten. Der Kronrat lehnte deshalb die Kriegspläne Colignys ab.
Schon Colignys Versuche, das Vertrauen ihres Sohnes zu gewinnen und vielleicht ihren Platz einzunehmen, reichten für Katharina aus, an die Beseitigung des verhassten Protestanten
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