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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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schwerkranken Karl dazu, dass er seinen Bruder Heinrich auch formell als seinen Nachfolger bestimmte. Selbstverständlich hatte sie Karl auch verfügen lassen, dass notfalls sie selbst übergangsweise die Regentschaft übernehmen sollte.
    Man hatte erwartet, Katharina träfe nun alle Vorbereitungen, dass ihr „Herzenskind“ Heinrich für den Fall des Todes von Karl IX. sofort als neuer König bereitstehen würde. Merkwürdigerweiseentsprach Katharinas Verhalten aber diesen Erwartungen nicht. Vielleicht kamen ihr nach der Bartholomäusnacht Zweifel am Fortbestand eines von den Katholiken geprägten Königtums in Frankreich. Jedenfalls war es für viele Diplomaten eine Sensation, als bekannt wurde, wie hartnäckig sie sich bemühte, ihren Liebling Heinrich auf den polnischen Thron zu bringen. Sie vergrößerte die Zahl der Diplomaten in Polen, deren Aufgabe darin bestand, die Vorzüge ihres Sohnes beim polnischen Adel hervorzuheben. Diese diplomatischen Aktivitäten waren im Jahr 1573 endlich von Erfolg gekrönt. Katharina soll vor Freude geweint haben, als sie von der Wahl ihres Sohnes zum polnischen König erfuhr. Diese Freude war jedoch nicht ganz ungetrübt, weil Heinrich zur Auflage gemacht wurde, sich ständig in Warschau aufzuhalten.
    Ein Jahr später schickte sie Eilboten nach Polen, die Heinrich das Ableben seines Bruders mitteilten und ihn aufforderten, sofort nach Frankreich zurückzukehren. Da er feste Verpflichtungen in Polen hatte und fürchtete, der polnische Adel würde ihn zurückhalten, floh er mit wenigen Vertrauten bei Nacht und Nebel aus seinem Königreich. Die erste Station seiner überstürzten Flucht war Österreich, dann reiste er nach Italien, wo er sich eine Zeit lang in Venedig aufhielt und ein ausschweifendes Leben führte. Einen Monat lang erhielt man in Paris von ihm überhaupt keine Nachrichten. Schließlich traf er in Paris ein.
    Zwischen Katharina und ihrem Sohn bestand eine klare „Arbeitsteilung“: Sie kümmerte sich um die Politik, während Heinrich sich seinen Vergnügungen hingab. Wenn sich seine Minister an ihn wandten, erhielten sie häufig zur Antwort: „Wenden Sie sich doch an meine Mutter; ich nämlich weißdarüber nicht Bescheid!“ Um zu verhindern, dass sich ihr Lieblingssohn in eine Frau verlieben und sie ohne Mitsprache seiner Mutter heiraten könnte, wurde von Katharina die Auswahl einer geeigneten Braut und die Vermählung ihres Sohnes auf die Tagesordnung gesetzt. Die Auserwählte war Louise de Vaudemont aus dem Hause Lothringen. Dieses sanfte und devote Mädchen war Katharina als Schwiegertochter gerade recht, da sie sie wie ihren Sohn würde beherrschen können und von ihr nicht den geringsten Widerstand zu befürchten hatte.
    Nach der Hochzeit Heinrichs und seiner Krönung im Jahre 1574 herrschte zunächst Ruhe im französischen Königreich, weil eine Finanzkrise, die bis Ende der 80er Jahre dauerte, allen Parteien zu schaffen machte und der chronische Geldmangel die politischen Aktivitäten stark einschränkte. Da Heinrichs Ehe kinderlos blieb, machten sich sowohl Heinrich von Navarra als auch der Führer der katholischen Partei, Heinrich von Guise, Hoffnungen, in ferner Zukunft einmal die Regentschaft in Frankreich zu übernehmen. Besonders die Macht und der Einfluss Heinrichs von Guise wuchs von Tag zu Tag. Er war sehr populär, hatte in Paris eine große Anhängerschaft und wurde von der katholischen Geistlichkeit in jeder Hinsicht unterstützt. Seine politischen Aktivitäten wurden von der spanischen Regierung durch große Geldbeträge unterstützt, die nicht ungern einen Bürgerkrieg zwischen den drei Heinrichen gesehen hätte.
    Die sich abzeichnenden Auseinandersetzungen versuchte Katharina nach ihren Wünschen zu steuern. Heinrich III., der bei diesem Ränkespiel eher zu seinem Schwager Heinrich von Navarra neigte, stützte sich zunächst ganz auf seine Mutter und hoffte, sie würde Mittel und Wege finden, den gefährlichenFührer der Katholiken politisch kaltzustellen. Zwar ließ Katharina, die von Gicht und einem Magenleiden gequält wurde, nichts unversucht, um durch geschicktes Verhandeln und Taktieren Heinrich von Guise auf ihre Seite zu ziehen, indem sie ihm Hoffnungen auf ein Regierungsamt machte. Aber 1588 ereignete sich ein Vorfall in Paris, der allen Beobachtern der Ereignisse am Pariser Hof schlagartig zeigte, wie sehr sich die Machtverhältnisse zwischen den drei Männern zugunsten des Führers der Katholiken verschoben hatte. Heinrich von

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