Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Guise zog, obwohl der französische König ein Verbot erteilt hatte, mit großem Gefolge in die Hauptstadt ein. Als Heinrich III. dies erfuhr und von seiner Mutter gebeten wurde, diesen verhassten Gegner in seinem Palast zu empfangen, tobte er und beriet mit seinen Vertrauten, ob es möglich sei, Heinrich von Guise zu ermorden. Man riet ihm von solchen Plänen ab, weil die Pariser Bevölkerung den Herzog begeistert empfangen habe.
Allein, nur von Katharina begleitet, stattete Heinrich von Guise dem französischen König einen Besuch ab. Doch er verabschiedete sich schnell wieder, um sich nicht länger die Vorwürfe des wütenden Königs anhören zu müssen. Am darauf folgenden Tag führte er dem König dessen Machtlosigkeit vor, indem er mit 400 bewaffneten Adligen zum Königsschloss marschierte. Dieser Marsch wurde von der Pariser Bevölkerung mit den Rufen „Es lebe Guise“ begleitet. Als die königliche Garde, 6000 Mann stark, eine feindliche Haltung einnahm, wurde sie kurzerhand von der Bürgerwehr entwaffnet. Dem König und seiner Mutter war nun klar, dass das Schicksal des französischen Königshauses vom Wohlwollen Heinrichs von Guise abhing, der jederzeit den Louvre hätten besetzen und den König gefangen nehmen können. In dieser schwierigen Lage bewies Katharinanoch einmal ihre Kaltblütigkeit und rettete den König vor dem sicheren Untergang. Sie nahm sofort mit Heinrich von Guise Verhandlungen auf und ging auf seine Forderungen ein. Ihm wurde zugestanden, dass er als Generalleutnant des Königreiches die Verwaltung des Kriegswesens und der Finanzen übernimmt. Im Falle des Ablebens des Königs sollte dessen Nachfolger nicht Heinrich von Navarra, sondern der Kardinal von Bourbon sein, der ganz unter seinem Einfluss stand. Als Katharina aber die Meldung erhielt, 15000 Bürger stünden bereit, um den Louvre von der Rückseite her anzugreifen, riet sie ihrem Sohn, schleunigst zu fliehen, um sein Leben zu retten. Zwar weckte die Flucht des Königs bei dem Herzog Zweifel, ob Katharina ernsthaft eine Vereinbarung mit ihm treffen wolle, aber durch ihre Täuschungskünste brachte sie den Herzog dazu, einen Vertrag zu unterschreiben. Dieser Vertrag sollte auf der Versammlung der Generalstände in Blois am Ende des Jahres endgültig besiegelt werden.
Heinrich III., dem offenbar klar geworden war, dass er nach Unterzeichnung dieses Vertrages durch die Stände Frankreichs nur noch ein Gehilfe von Heinrich von Guise sein würde, veränderte sein Verhalten vollkommen. Unmittelbarer Anlass dazu war auch ein außenpolitisches Ereignis von größter Tragweite. Die spanische Flotte wurde durch einen Sturm vor der französischen Küste so sehr beschädigt, dass 133 Kriegsschiffe entweder sanken oder völlig manövrierunfähig strandeten. Durch diesen schweren Verlust war die Macht Spaniens so geschwächt, dass der spanische König Philipp II. in den nächsten Jahren keine Kriege würde führen können. Damit entfielen auch die reichlichen finanziellen Zuwendungen für Heinrich von Guise, die es ihm ermöglicht hatten, den Machtkampf in Frankreich zu seinen Gunsten zu entscheiden.Zunächst entmachtete Heinrich seine Mutter Katharina, die ihn 37 Jahre lang unmündig gehalten hatte. Wer von seinen Beratern auch nur im geringsten Verdacht stand, ein Vertrauter seiner Mutter zu sein, wurde entlassen. Sein Entschluss, Heinrich von Guise ermorden zu lassen, stand fest, da sich Heinrich III. nur so die weitere Regentschaft in Frankreich sichern konnte. Der Mordanschlag sollte wenige Tage vor Weihnachten während einer Kronratssitzung stattfinden. Als Attentäter bestimmte der König eine Gruppe von Männern, die als „Die Fünfundvierzig“ oder „Gascognische Teufel“ bezeichnet wurden. Als Heinrich von Guise am Tag der Sitzung das Schloss betrat und in den Sitzungssaal des Kronrates gehen wollte, stürzten sich diese „Halsabschneider des Königs“, wie das Volk sie nannte, auf ihn und erstachen ihn mit zahlreichen Dolchstichen, bevor er auch nur sein Schwert ziehen konnte. Im Sitzungssaal wurden sein Bruder, der Kardinal Guise, und der Kardinal von Bourbon verhaftet, der als Nachfolger Heinrichs III. im Gespräch gewesen war.
Der Mord hatte sich über dem Schlafzimmer der von Krankheit geschwächten Katharina ereignet. Heinrich eilte herunter und berichtete seiner Mutter freudestrahlend von der erfolgreichen Durchführung des Attentats. Überliefert ist folgender Dialog, der daraufhin zwischen Mutter und Sohn geführt
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