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Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
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zu stehen. Heinrich VIII. nämlich wurde Vater eines unehelichen Sohnes, den er nicht nur als legitim anerkannte undmit Ehren überhäufte, sondern auch als Thronfolger einsetzen wollte.
    Im Jahr 1527 kriselte es in der Ehe ihrer Eltern, weil ihr Vater die Hofdame Anna Boleyn durch eine Ehe an sich binden wollte. Die lebenslustige Anna Boleyn, die sich durch ihren Charakter und ihr Temperament so sehr von der ernsthaften und würdevollen Katharina unterschied, konnte sich ein intimes Verhältnis mit dem leidenschaftlichen Heinrich VIII. nur in einer Ehe vorstellen. Die Rolle einer Geliebten lehnte sie entschieden ab. Eine Trennung von seiner Gemahlin Katharina, mit der er über 18 Jahre in einer mehr oder weniger glücklichen Ehe zusammengelebt hatte, war von Heinrich im Kreis von Vertrauten schon mehrfach erwogen worden. Der in der Theologie sehr kundige König machte sich Vorwürfe, dass er vielleicht durch die Heirat mit der Gattin seines verstorbenen Bruders gegen das göttliche Gesetz verstoßen habe. Seine Berater versuchten ihm diesen Gedanken auszureden, indem sie auf das Alte Testament verwiesen, wo es geradezu zur Pflicht gemacht würde, die Frau des Bruders zu heiraten, wenn die Ehe kinderlos geblieben war. Der Papst, der nicht abgeneigt war, den Wünschen Heinrichs entgegenzukommen, glaubte jedoch, ihm würden große Probleme entstehen, wenn er sich gegen Katharina, die Tante Karls V., stellte. Beide Regenten, der englische König und der deutsche Kaiser, hatten dem Papst zu verstehen gegeben, dass ihr zukünftiges Verhältnis zu ihm von dieser Entscheidung abhinge. Papst Clemens schickte einen Gesandten nach England, der zusammen mit dem englischen Kardinal Wolsey, der zugleich päpstlicher Legat in England war und das Amt eines Kanzlers bei Heinrich VIII. bekleidete, die Angelegenheit entscheiden sollte. Beide, der König und seine Gattin, mussten im Parlamentssaalvor den beiden Richtern erscheinen. Doch Katharina lehnte beide Richter ab, weil sie vom König abhängig seien, und erreichte, dass ihre Scheidung in weite Ferne gerückt war.
    Die Scheidungsaffäre, über die der ganze englische Hof sprach, veränderte auch das Verhältnis zwischen Vater und Tochter. Heinrich versuchte, Maria vom Hofklatsch fernzuhalten, indem er sie nach Greenwich schickte. In den folgenden Jahren aber banden sie alle Kränkungen, die ihr Vater Katharina zufügte, noch enger an ihre Mutter.
    Von seiner Geliebten Anna Boleyn musste sich Heinrich bittere Vorwürfe anhören, dass er es offenbar nicht ernst mit einer Scheidung gemeint habe. Sie hatte zwar schon längst einen eigenen Hofstaat erhalten und wohnte neben den königlichen Gemächern, aber erst 1531 erhielt Katharina den Befehl, das Schloss Windsor zu verlassen und ihre Residenz in Ampthill zu nehmen. In die Scheidungsaffäre kam erst 1533 Bewegung, als Anna Boleyn schwanger wurde. Da das Kind auf jeden Fall ehelich sein musste, ließ sich Heinrich heimlich trauen und seine Ehe mit Katharina vom Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, annullieren. Noch vor der Niederkunft seiner neuen Gemahlin fand unter der Teilnahme des ganzen Adels die Krönung der neuen Königin statt. Durch Parlamentsbeschluss war festgesetzt worden, dass seine Gemahlin Katharina den Titel einer Königin verliert und seine 18-jährige Tochter Maria das Recht der Thronfolge. Aber die Zurücksetzung bestand nicht nur in einem förmlichen Beschluss, sondern der König verfügte, dass sie ihren Hofstaat verkleinern musste und dass sie selbst und ihre Dienerinnen nicht mehr das Wappen der Prinzessin of Wales tragen durften. Wie ihre Mutter verlangte Maria hartnäckig, dassalle königlichen Anordnungen, die sie betrafen, von ihrem Vater unterzeichnet waren.
    Als die neue Königin ein Mädchen gebar, das den Namen Elisabeth erhielt, war Heinrich VIII. sehr enttäuscht und sein Verhältnis zu Anna kühlte sich merklich ab. Von Maria, die nach der Scheidung ein illegitimes Kind war, verlangte er, dass sie als Ehrenjungfrau ihre Halbschwester, die neue Thronfolgerin, bei der Taufe begleitete.
    Für die zögerliche Haltung von Papst Clemens in seiner Scheidungssache rächte sich Heinrich, indem er dem Papst alle Rechte über die englische Kirche entzog. Der Papst sollte kein Geld aus England erhalten und verlor das Recht auf die Einsetzung der Bischöfe. Gleichzeitig wurden alle Ketzergesetze aufgehoben.
    Obwohl diese kirchlichen Reformen dem Adel und der Kirche viele Vorteile verschafften, bildete sich

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