Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Hexen, Gifthändlern und Falschmünzern aus. Dieser Bande gehörten nicht nur gewöhnlicher Kriminelle an, sondern auch bankrotte Adlige, Kammerdiener aus den vornehmsten Häusern, Geistliche und Freudenmädchen. Die Untersuchungen, die vom Chef der Pariser Polizei, La Reynie, geleitet wurden, zogen sich über ein Jahr hin, bis man durch Zufall an die Köpfe dieser Bande herankam. Der Advokat Perrin gab bei der Polizei zu Protokoll, er habe bei einem Essen, das eine reiche Schneiderin gegeben habe, eine Witwe namens Bosse kennen gelernt. Diese als Hexe bekannte Frau habe im angetrunkenen Zustand damit geprahlt, sie müsse noch drei Giftmorde begehen, dann habe sie ausgesorgt und könne sich vom Geschäft zurückziehen. Diese Anzeige wurde vom Chef der Polizei sehr ernst genommen und weiter untersucht. Man schickte eine als „Kundin“ getarnte Detektivin zu dieser Frau, die sich über ihren Ehemann beklagen und nach Mitteln und Wegen fragen sollte, wie sie ihn los werden könnte. Nachdem die Witwe nach einigen Besuchen Vertrauen zu der Detektivin gefasst hatte, bot sie ihr ein wirkungsvolles Gift an, das sie im Scherz „Erbschaftspulver“ nannte. Bis in den März des Jahres 1679 dauerte die darauf folgende Verhaftungswelle an, die auch zum Kopf dieses Kreises, einer gewissen Madame Voisin, führte.
Diese Frau war der Pariser Polizei schon seit zehn Jahren bekannt, weil sie mit dem Zauberer Lesage, der wegen Schwarzer Magie zu einer Galeerenstrafe verurteilt worden war, befreundet war. Nach seiner Freilassung lebte er mit Madame Voisin zusammen. Sie selbst hatte sich schon in jungen Jahren in Paris als Wahrsagerin niedergelassen. Sie hatte eine große Zahl von Liebhabern, zu denen der Henker von Paris, der Rektorder Pariser Universität, ein Alchimist und der Zauberer Lesage gehörten. Ihr Einkommen, das über 100000 Taler jährlich betrug, diente dazu, ihren aufwändigen Lebensstil mit ihren zahlreichen Liebhabern zu finanzieren. Neben der Wahrsagerei und dem Verkauf von Arzneien gegen allerlei Gebrechen verdiente sie auch als Hebamme sehr viel Geld, weil sie, wie sie nach ihrer Festnahme gestand, mehr bei Abtreibungen als bei Geburten half. Über dem Zimmer, wo sie ihren Kunden die Zukunft deutete, befand sich ein eingezogener Boden, auf dem diese Abtreibungen vorgenommen wurden. Dort befand sich ein kleiner Ofen, in dem man viele Menschenknochen fand. In einem schwachen Moment gab sie gegenüber der Polizei zu, sie habe darin mehr als 2500 zu früh geborene Kinder und die Opfer der Abtreibungen verbrannt oder sie in ihrem Garten vergraben. Das Blut und die Asche der Kinder wurden für Liebestränke und für die Schwarzen Messen benutzt. Als die Tochter der Voisin vor ihrer Entbindung stand, floh sie, weil sie ihr Kind vor ihrer Mutter in Sicherheit bringen wollte.
Madame Voisin war äußerlich sehr fromm, denn die neugeborenen Kinder wurden vor ihrer Tötung noch durch einen Priester, der dem Kreis angehörte, getauft. Allen Kunden, die bei ihr Leichenteile erwarben, riet sie, häufig zu fasten und die Heilige Messe zu besuchen.
Bei den Sitzungen mit ihren Kunden trug sie einen Überwurf aus dunkelrotem Samt, der mit 200 goldenen Doppeladlern bestickt war. Wer ihre Dienste in Anspruch nehmen wollte, musste lange in ihrem Vorzimmer warten. Trotz ihres ordinären Wesens und ihrer abstoßenden Manieren behandelte man diese Frau wie eine große Dame, die es sich sogar leisten konnte, einen Erfinder beim Aufbau einer Fabrikfinanziell zu unterstützen. Dabei handelte es sich um den ehemaligen Offizier Vanens, der in das Mordkomplott gegen die königliche Familie verwickelt war. Vanens betätigte sich auch als Alchimist, und die Voisin hatte geradezu eine Schwäche für Alchimisten. Das Geld für seine Forschungen, die zur Erfindung des Neusilbers führten, stammte von ihr.
Die Aussagen der Voisin waren so ungeheuerlich, dass der Polizeichef zunächst ernste Zweifel hatte, ob sie ihm die Wahrheit sagte. Einzelheiten der Schwarzen Messen schilderte der ehemalige Priester Guibourg. Für diese grauenhaften Zeremonien ermordete er seine eigenen Kinder, die er von seiner Geliebten namens Chanfrain hatte. Wenn man eine Messe abhalten wollte und eine kurz vor der Entbindung stehende Frau gefunden hatte, so legte man sie in einen aus schwarzen Kerzen gebildeten Kreis. Nach der Entbindung musste die Mutter das Kind dem Teufel weihen. Guibourg tötete es dann durch einen Schnitt in den Hals und fing das Blut in einem Kelch
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