Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte

Titel: Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Werner
Vom Netzwerk:
auf, wo es mit dem Blut von Fledermäusen und mit Mehl vermischt wurde. Aus diesem Gemisch wurden die Hostien für die Kommunion bei der Schwarzen Messe hergestellt. Er las die Messe nach kirchlichem Ritus, mit dem Chorhemd, der Stola und der Armbinde bekleidet. Diejenige Frau, auf deren Leib anstelle eines Altars die Messe gelesen und deren Kind geopfert wurde, lag völlig entblößt auf einem Tisch, die Arme ausgestreckt und in jeder Hand eine Kerze. Manchmal zogen diese Frauen, bei denen es sich meist um Dirnen handelte, ihre Kleider nicht aus, sondern streiften sie bis zum Hals hinauf. Der Kelch, der mit dem Blut des getöteten Kindes gefüllt war, wurde der Frau auf den nackten Leib gestellt. Die Nachfrage nach Kindern für diese Schwarzen Messen war so groß, dass die Voisin uneheliche und ausgesetzteKinder aufkaufen musste. Wenn darüber hinaus noch Bedarf bestand, ließ sie kurzerhand Kinder von den Straßen in Paris entführen.
    Nach Bekanntwerden dieser Gräueltaten befahl Ludwig XIV. die Einsetzung einer besonderen Untersuchungskommission, die nach der Tradition der früheren Sondergerichte La Chambre ardente, „die glühende Kammer“ hieß. Die Sitzungen, an denen auch La Reynie, der Polizeichef von Paris, teilnahm, fanden im königlichen Arsenal in einem mit schwarzen Stoffen verdunkelten Raum, der durch Fackeln erleuchtet war, statt. Aber schon 1681 musste diese Sonderkommission ihre Arbeit auf Befehl des Königs einstellen und alle Aufzeichnungen vernichten, weil man auf immer mehr hochgestellte Persönlichkeiten stieß, die in diese Affäre verwickelt waren.
    Geheime Abschriften von den Verhören haben sich in den Akten des Staatsgefängnisses Bastille erhalten. Nach diesen Dokumenten war die beste Kundin der Voisin die Marquise Françoise Athenais de Montespan, geborene Mortemarte (1641–1707), die mit knapp zwanzig Jahren als Hofdame an den Hof Ludwigs XIV. nach Versailles kam. Diese schöne, stolze und machthungrige Frau hatte sich zum Ziel gesetzt, die Geliebte des Königs, Louise de Valière, zu verdrängen und deren Platz am Hof einzunehmen. Zwar gelang es ihr im Jahre 1666, das Interesse des Königs auf sich zu ziehen und im Laufe der Zeit sein Herz zu erobern, aber sie musste dreizehn Jahre lang um ihre Rolle bangen, weil der König auch immer wieder anderen Frauen vorübergehend seine Gunst schenkte. In dieser Zeit gebar sie dem König acht Kinder, die alle vom Parlamentsgericht als rechtmäßige Kinder anerkannt wurden. Die Tochter der Voisin gab zu Protokoll: „Jedesmal wenn Madame Montespan um ihre Stellung fürchtete, kam sie zu meinerMutter, damit sie eine Schwarze Messe liest und ihr ein Liebesmittel gibt, das sie in die Speisen des Königs mischte.“
    Die erste dieser Satansmessen fand 1667 statt, als die Valière noch die Mätresse des Königs war. Madame Montespan betete folgende Beschwörung: „Ich bitte um die Freundschaft des Königs und des Thronfolgers; ich bitte, dass sie mir erhalten und die Königin kinderlos bleibt, der König die Valière verlässt, ihr keine Beachtung mehr schenkt und ich, nachdem der König die Königin verstoßen hat, an deren Stelle trete.“
    Noch im gleichen Jahr wurde die Montespan die Geliebte des Königs, und ihr Glaube an die Kraft der Schwarzen Magie war seitdem nicht nur unerschütterlich, sondern stieg noch laufend an. Der König verstieß die Valière, und die Montespan gebar ihm das erste der acht Kinder. Diese geheimen Aktivitäten wurden jedoch entdeckt und auch dem König hinterbracht. Als nämlich Madame Montespan die Dienste von anderen Zauberinnen in Anspruch nahm, die Madame Voisin aus dem lukrativen Geschäft mit der Mätresse des Königs verdrängen wollten, wurden sie von der Voisin denunziert. Nur mit Mühe konnte eine Bekannte der Montespan das Schlimmste verhindern und das Leben der Zauberinnen retten.
    Die Geliebte des Königs musste für einige Zeit Paris verlassen, aber dann verzieh ihr der König und machte ihre Leidenschaft und ihre Liebe zu ihm für diese Handlungen verantwortlich. Als sichtbares Zeichen seiner Vergebung erhob er sie zur Herzogin. Sie wurde der Mittelpunkt des französischen Hofes, aber gleichzeitig auch der Schrecken der Minister, der Generäle und des Adels. Dieser stolzen Frau, der der Hof zu Füßen lag, gelang es, besonders in „schwachen Stunden“ desKönigs, die Regentschaft zu übernehmen. Ein Zeitzeuge beschreibt sie so:
    „Sie war von wunderbarer Schönheit, die schönste Frau von

Weitere Kostenlose Bücher