Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
Frankreich, aber leidenschaftlich, hochmütig, boshaft und eigensinnig. Sie nahm sich das Recht heraus, den Sonnenkönig, vor dem die europäischen Mächte zitterten, ihrem Willen zu unterwerfen. Aber sobald sie nur eine Gefahr für ihr Stellung sah, wenn der König eine andere Dame liebte, dann eilte sie sofort zur Voisin.“
Nach Aussage des verhafteten ehemaligen Priesters Guibourg fanden für die Herzogin Montespan Schwarze Messen im Schloss von Villebousin nahe dem Ort Mesnil bei Montchery statt. Der Ablauf war folgender: Mit Hilfe der Tochter der Voisin entkleidete sich die Herzogin und legte sich nackt auf den Altar. Ihr Kopf ruhte auf einem Kissen und beide Beine hingen am Ende des Altars herab. Der Priester Guibourg setzte das Kreuz auf die Brust der Montespan, breitete ein Altartuch auf ihrem Körper aus und stellte dort den Kelch hin. Mehrmals küsste der Priester den Leib der Herzogin. Bei der Zeremonie versah die Tochter der Voisin das Amt des Messdieners. Die Herzogin verzog keine Miene, wenn er einem Neugeborenen mit dem Federmesser einen Stich in den Hals versetzte, das Blut entnahm, es in einen Kelch träufelte und damit eine Hostie tränkte. Dabei sprach sie die Worte: „Astaroth, Asmodeus, ihr Fürsten der Liebe, ich beschwöre euch, denen ich euch Teile von diesem Kind opfere, anzunehmen für diese Dinge, die ich von euch erbitte, nämlich dass die Freundschaft des Königs und des Thronfolgers mir erhalten bleibt, dass ich von den Prinzen und Prinzessinnen des Hofs geehrt werde und mir nichts abgeschlagen wird, was ich vom König erbitte, sowohl für meine Verwandten oder für meineDiener.“ Damit diese Messen von Erfolg gekrönt wären, mussten sie dreimal hintereinander wiederholt werden.
In den Akten der Bastille ist eine Abschrift des Vernehmungsprotokolls der Tochter der Voisin erhalten, das die Aussagen des ehemaligen Priesters bestätigt und weitere Einzelheiten dieser für die Herzogin Montespan abgehaltenen Messen enthält. Demnach nahm sie an zahlreichen Messen teil, die Guibourg auf dem Leib der Montespan und anderer Personen abhielt. Sie half ihrer Mutter bei der Beschaffung der notwendigen Gegenstände: eine Matratze, die auf zwei Sessel gelegt war, und daneben zwei Fußbänke, auf denen die Leuchter mit den Kerzen standen. Erst als sie älter wurde, erlaubte ihr ihre Mutter, an den Messen selbst teilzunehmen. Guibourg trat in einem Messgewand, mit schwarzen Tannenzapfen behangen, aus einem kleinen Seitenzimmer ein. Hierauf ließ die Voisin die Frau eintreten, auf deren Körper die Messe abgehalten werden sollte. Die Tochter der Voisin konnte sich erinnern, dass 1676 die Herzogin eine solche Messe abhalten ließ. Sie traf eines Abends etwa um zehn Uhr ein und entfernte sich erst um Mitternacht wieder. Beim Weggehen wurde sie von der Voisin daran erinnert, dass noch zwei weitere Messen stattfinden müssten, damit ihre Bitten erfüllt würden. Die Herzogin erwiderte, sie habe keine Zeit und die Voisin solle alle Vorbereitungen dafür treffen. Bei diesen Messen legte sich dann die Voisin auf den Altar. Nachdem Guibourg das Kind getötet und das Blut in einen Kelch geschüttet hatte, schnitt er die Eingeweide des Kindes heraus. Am nächsten Morgen brachte die Voisin die Glasflasche mit dem Blut zu einer ihr bekannten Dame, damit das Blut destilliert würde. Diese Flasche sei dann der Herzogin übergeben worden.
Als bei einer Gegenüberstellung der ehemalige Priester mit diesen Aussagen konfrontiert wurde, versuchte er, die Kindestötung auf die Voisin abzuwälzen und gab an, er habe das Kind schon tot erhalten. Guibourg bestätigte, dass die Dame, auf deren Körper die Schwarze Messe gelesen wurde, die Herzogin war, die auch das Blut des Neugeborenen mit sich genommen habe.
Die Montespan hatte immer Glück und konnte ihre jeweilige Rivalin ausstechen. Das von der Tochter der Voisin beschriebene Ritual galt der Madame Luders, die zu jener Zeit in der Gunst des Königs stand. Sie verlor bei der Geburt ihres Kindes ihre Schönheit und wurde vom König in ein Kloster verbannt. Die Herzogin Montespan, die aus jedem Wochenbett schöner hervorging, feierte einen neuen Triumph.
Als sie einmal für einen Monat vom Hof fernbleiben musste, weil der König wieder einer anderen Frau zugetan war, musste ihr die Voisin noch stärkere Liebespulver verschaffen. Die Mittel schienen zu wirken, denn schon nach kurzer Zeit hob der König die Verbannung auf, weil er sich nach dieser Frau zurücksehnte,
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