Tyranninnen - Grausame Frauen der Weltgeschichte
keinen Erben mehr zur Welt bringen konnte.
Noch kurz vor ihrem Tod nahm Maria Rache an Erzbischof Cranmer, der ihrem Vater Heinrich den Weg aufgezeigt hatte, wie er sich von Katharina scheiden lassen konnte. Dieser Erzbischof wurde in Rom auf ihre Veranlassung zum Tode verurteilt und sollte in Oxford hingerichtet werden. Vor seiner Hinrichtung zwang man ihn unter falschen Versprechungen, Unterwerfungsschreiben zu unterzeichnen. Er musste bekennen, dass er für die Scheidung Heinrichs von Katharina verantwortlich war.
Obwohl England wegen seiner leeren Staatskasse dringend den Frieden brauchte, trat sie ihrem Ehemann Philipp zuliebe in den spanisch-französischen Krieg ein. Die Folge dieses Kriegseintrittes war, dass die englische Besitzung Calais von den Franzosen eingenommen wurde. Der Verlust dieser Stadt, die seit 1347 in englischem Besitz war, wurde als nationale Katastrophe angesehen.
Als Maria 1558 starb und ihre Halbschwester Elisabeth den Thron bestieg, hatte sie ein Land zurückgelassen, das gespaltet war und in dem jederzeit eine Rebellion ausbrechen konnte. Im Gegensatz zur Regierungszeit ihres Vaters, der durch Sparsamkeit und Frieden die Staatskasse gefüllt hatte, war das englische Königshaus nun verarmt und nicht in der Lage, die öffentlichen und privaten Bedürfnisse seiner Mitglieder zu erfüllen. Als Folge von Königin Marias Ketzerpolitik war in den folgenden Jahrhunderten der Katholizismus diskreditiertund das englische Wort für Papsttum, „popery“, wurde als Schimpfwort gebraucht. Die außenpolitische Folge ihrer Herrschaft war, dass durch ihre Ehe mit Philipp Frankreich als nationaler Hauptfeind Spanien ablöste.
KAPITEL 9
Die Herzogin von Montespan – Eine Satanistin beherrscht Ludwig XIV
.
Das ausschweifende Hofleben in den Schlössern des Sonnenkönigs Ludwig XIV. (1638–1715) erreichte gegen Ende des 17. Jahrhunderts seinen Höhepunkt. Man suchte nach immer neuen Reizen und Formen des Genusses, um sich hemmungslos auszuleben. Besonders beliebt war es, nicht nur in der höfischen Gesellschaft, sondern auch im gehobenen Bürgertum, in geheimen Zirkeln anstelle des Christengottes Satan anzubeten, und zu den makabren Zeremonien dieser zügellosen Zeit gehörten die Schwarzen Messen. 1676 wäre es in Paris beinah zu einem Volksaufstand gekommen, weil das Gerücht aufkam, bei Schwarzen Messen würden Kinder durch Hexen getötet. Einige Frauen, die man der Hexerei und des Diebstahls von Säuglingen verdächtigte, wurden vom aufgebrachten Volk gelyncht.
Am 4. Januar 1679 kam es in Paris zur Verhaftung einer Reihe von Zauberern, Hexen und Wahrsagern, die unter dem Verdacht standen, ihren Kunden bei der Verübung von Giftmorden geholfen zu haben. Die Pariser Polizei kam diesem Verbrecherring auf die Spur, weil man seit 1676 eine auffällighohe Zahl von plötzlichen und unerklärlichen Todesfällen in den höchsten Gesellschaftskreisen verzeichnete. Die Beichtväter von Notre Dame und den Kirchen anderer vornehmer Viertel von Paris hatten bei der Polizei angegeben, ohne dabei Namen zu nennen, ihnen würden ungewöhnlich viele Giftmorde gebeichtet. Die Herstellung von Gift hatte sich geradezu zu einem Gewerbe entwickelt, das mit seinen Produkten, meist handelte es sich um Arsenikpräparate, jeden, selbst die Mitglieder des französischen Königshofes, versorgte. In Sittenschilderungen aus dieser Zeit wird Paris als „von Giftdünsten geschwängert“ bezeichnet. Mit Gift konnte man das Schicksal korrigieren. Die Mutigen, die ihre Ehemänner oder Ehefrauen, Väter, Mütter, Rivalen oder Rivalinnen beseitigt hatten, gingen zur Beichte. Die Furchtsamen von ihnen befreiten sich von etwaigen Gewissensqualen, indem sie anonyme Beichtzettel in den Kirchen hinterlegten. Auf dem Beichtzettel einer gewissen Madame Brinvilliers, die 1676 hingerichtet wurde, wurden folgende Taten eingestanden:
„Ich bekenne Feuer gelegt zu haben,
ich habe einer Dame Gift zur Ermordung ihres Ehemannes gegeben,
ich habe meinen Vater vergiftet,
ich habe meine beiden Brüder vergiften lassen,
ich hatte versucht meine Schwester zu vergiften …“ etc.
In der Jesuitenkirche von Paris entdeckte man 1677 einen Beichtzettel, auf dem der Plan, den König und den Thronfolger zu ermorden, notiert war. Die Untersuchungen der Pariser Polizei führten zur Verhaftung des ehemaligen Offiziers Vanens und seiner Geliebten Finette. Die bei ihm gefundenenPapiere wiesen ihn als Mitglied einer Bande von Betrügern, Zauberern,
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